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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt
Autoren: William C. Gordon
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wollen.«
    Samuel war schon einen Schritt weiter. Er winkte Bernardi und
dem Coroner, ihm in den hinteren Teil des Ladens zu folgen. Dort zeigte er ihnen eine Tiefkühltruhe, die hinter einem alten Wandschirm versteckt war. Sie war mit einem muskelbepackten Aztekenkrieger mit einem Federkopfputz bemalt, der neben einem feuerspuckenden Vulkan stand. Der Coroner, der bereits Gummihandschuhe trug, öffnete vorsichtig den Deckel der Truhe. Sie war leer, aber das Eis auf dem Boden und an den Seiten wies zahlreiche Blutflecken auf. »Erst mal lassen wir die Truhe noch eingeschaltet«, ordnete der Coroner an. »Wir entnehmen ihr ein paar Proben und analysieren sie. Anschließend versiegle ich sie, damit sie niemand mehr öffnen und etwas herausnehmen kann.«
    Inzwischen war es kurz nach zehn Uhr. Sie waren schon über zwei Stunden im Mi Rancho Market. Als Samuel zum Eingang ging, sah er eine völlig aufgelöste Rosa María auf dem Gehsteig stehen und aufgebracht auf einen Polizisten einreden, der sie nicht durch die Absperrung ließ. Als sie Samuel im Laden entdeckte, bedachte sie ihn mit einem wütenden Blick. Der Reporter ging wieder nach hinten zu Bernardi. »Rosa María ist gerade angekommen. Sie ist außer sich, dass wir den Laden geschlossen haben. Vielleicht solltest besser du ihr das erklären. Und sei bitte nicht so unfreundlich zu ihr. Sie hat mir in dieser Angelegenheit sehr geholfen.«
    »Keine Bange. Wenn es irgendwie geht, beruhige ich sie schon«, sagte Bernardi und ging mit Samuel zum Eingang.
    »Wie lange wollen Sie mein Geschäft schließen?«, fragte Rosa María den Lieutenant aufgebracht, ohne von Samuel Notiz zu nehmen.
    »Kommen Sie erst mal rein, Mrs. Rodríguez, und entschuldigen Sie bitte die Umstände, die wir Ihnen machen.«
    Rosa María wandte sich an Samuel. »Was soll das alles? Ich habe Sie für einen Freund gehalten!«
    Bevor Samuel antworten konnte, erklärte Bernardi: »Wir sehen zu, dass wir hier so schnell wie möglich fertig werden, Ma’am.«

    »Warum sind Sie überhaupt hier?«, stieß sie wütend hervor.
    »Vorerst kann ich Ihnen nur so viel sagen, Ma’am, dass wir wegen eines Mordes Ermittlungen anstellen. Aber sobald meine Leute hier fertig sind, kann Ihnen Samuel alles erklären.«
    Rosa María sah den Metzger zwischen den zwei Polizisten sitzen. »Wollen Sie etwa meinen Metzger verhaften?«, fragte sie verständnislos. »Was soll er getan haben? Und was ist mit meinem Geschäft? Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass ich es nicht einfach schließen kann. Wir müssen schließlich an unsere Kunden denken, und ich brauche unbedingt einen Metzger in der Fleischabteilung.«
    »Das ist mir durchaus klar, Mrs. Rodríguez. Trotzdem werden Sie zumindest heute, wenn nicht sogar länger, ohne Ihren Metzger auskommen müssen. Ich muss mit ihm in seine Wohnung fahren und sie in seinem Beisein durchsuchen. Und dann will ich ihm ein paar Fragen stellen.«
    »Beschuldigen Sie meinen Mitarbeiter etwa eines Verbrechens?« Rosa María schien das alles immer noch nicht fassen zu können.
    »Vorerst lasten wir ihm noch gar nichts an«, erklärte der Lieutenant. »Wir stellen lediglich Ermittlungen an. Aber mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen.«
    Rosa María war immer noch wütend, aber sie begann, sich mit den Tatsachen abzufinden. »Das heißt also, ich muss bei der Gewerkschaft anrufen, damit ich eine Vertretung für meinen Metzger bekomme. Wann kann ich das Geschäft wieder öffnen?«
    Bernardi dachte kurz nach. »In einer Stunde müssten wir hier eigentlich fertig sein.«
    »Das werden Sie mir erklären müssen«, sagte Rosa María mit einem finsteren Blick auf Samuel. »Und glauben Sie bloß nicht, Sie kommen mir so leicht davon.« Damit drehte sie sich abrupt um und ging zu ihrem Auto, das auf der anderen Straßenseite stand.
    Bernardi rief ihr hinterher: »Ich komme später noch einmal
zu Ihnen, Mrs. Rodríguez. Ich muss Ihnen noch einige Fragen stellen.« Aber Rosa María tat so, als hörte sie ihn nicht, und fuhr weg.
    Als Samuel hörte, dass Bernardi mit der Ladeninhaberin reden wollte, fragte er den Lieutenant: »Du denkst doch nicht etwa, sie könnte etwas mit der Sache zu tun haben?«
    »An sich nicht. Aber ich muss wissen, wie lang der Metzger schon bei ihr arbeitet und ob ihr irgendetwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen ist und bei welchen Gelegenheiten sie ihn mit Sara und Octavio beobachtet hat.«
    Als Rosa María, die sich inzwischen wieder beruhigt hatte, in das Geschäft
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