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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert
Autoren: Sylvia Andrew
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nicht mehr.“ Verzweifelt drehte Emily sich wieder zu Rosa um. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist! Normalerweise verhalte ich mich nicht so … so dumm. Vielleicht war das alles zu viel für mich – Mrs. Gosworth, der Stier, der Sturz … ich weiß es nicht! Aber, was auch immer der Grund gewesen sein mag, ich habe mich schamlos verhalten. Ich muss verrückt gewesen sein. Wie soll ich mir das jemals verzeihen?“
    „Du standest unter Schock. Mach dir keine Gedanken, Emily! Vermutlich hätte er sich auch gar nicht so leicht abwimmeln lassen.“
    „Aber danach … ich hätte ärgerlich reagieren müssen, hätte mich so schnell wie möglich von ihm entfernen müssen. Doch das tat ich nicht. Ich habe es genossen. Er war so freundlich und zärtlich … ich habe mich so beschützt und verehrt gefühlt … ich habe ihn nicht von mir gestoßen. Ich wollte, dass er mich erneut küsst. Und das hat er getan.“ Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie es immer noch nicht glauben. „Ich schäme mich so.“
    Rosa erhob sich und sagte tröstend: „Du musst dich nicht schämen. Vermutlich warst du ganz benommen vom Sturz. Um deinen Anstand mache ich mir überhaupt keine Sorgen! Aber ich vermute dahinter noch etwas anderes.“ Sie schien nachdenklich. „Lass uns noch eine Runde drehen.“
    Während sie die Allee entlangliefen, die von uralten Bäumen gesäumt wurde, bemerkte Rosa: „Mrs. Gosworth kann sehr grausam sein. Ich habe furchtbar unter ihr gelitten. Wie du weißt, war meine erste Ehe mit Stephen unglücklich. Stephen hatte sich auf ehrlose Leute eingelassen, und Mrs. Gosworth hat davon erfahren. Als ich sie kurz nach meiner Hochzeit mit deinem Bruder besuchte, behauptete sie, ich hätte Philips Leben und den Ruf der Winbolts ruiniert. Philip hat lange gebraucht, um mich davon zu überzeugen, dass alles nur dummes Gerede war – sie kann sehr überzeugend wirken.“
    Sie blickte Emily an. „Du gehörst zu den vernünftigsten Menschen, die ich kenne, aber gestern hat der Ärger über Mrs. Gosworth dich so weit gebracht, dass du einen lebensgefährlichen Stier vergessen hast, der dich hätte töten können. Und als du von dem Fremden erzählt hast, hast du betont, dass du dich bewundert und umsorgt gefühlt hast. Ich glaube, du hast dringend Trost gebraucht. Was hat Mrs. Gosworth Kränkendes gesagt?“ Als Emily schwieg, fuhr sie fort: „Ging es um mich? Hat sie unterstellt, dein Ruf habe unter deiner Beziehung zu mir gelitten? Ich dachte eigentlich, Philip hätte diesem Geschwätz ein Ende bereitet, als er sie im Frühjahr getroffen hat.“
    „Nein, darum ging es nicht.“
    „Oder hat sie behauptet, du könntest keinen Ehemann finden? Das ist eine ihrer bevorzugten Maschen, die sie bei jedem Mädchen über zwanzig anwendet.“
    „Im Gegenteil“, erwiderte Emily verbittert. „Sie schlug vor, ich solle so schnell wie möglich heiraten. Sie meinte, es wäre nicht so schwer für jemanden mit meinem Vermögen, einen Gatten zu finden, auch wenn ich ihm wenig andere Reize zu bieten hätte.“
    Emily hatte Rosa noch nie so aufgebracht erlebt. Sie murmelte etwas Unwilliges und rief: „Diese Frau ist das reinste Gift! Man hätte sie schon vor Jahren aus der Nachbarschaft jagen sollen! Kein Wunder, dass ihre eigene Familie jeden Kontakt meidet. Sie ist es nicht wert, dass du auch nur einen Gedanken an sie verschwendest!“
    „Leider hat sie ja recht“, sagte Emily nach kurzem Schweigen. „Ich habe das bereits erfahren, bevor ich zwanzig war – von dem Mann, den ich hatte heiraten wollen. Ich hatte gedacht, wir liebten einander, doch er wollte nur mein Vermögen. Ich habe zufällig gehört, wie er es gesagt hat. ‚Natürlich liebe ich sie nicht, Caroline. Du weißt, dass ich dich liebe, aber ich brauche ihr Geld. Großer Gott, aus welchem anderen Grund sollte sich ein Mann an einen kalten Fisch wie Emily Winbolt binden? Da kann man ja gleich mit einem Eisblock ins Bett steigen.‘ Es war ein Schock für mich.“ Emily biss sich auf die Unterlippe. „Er reagierte wütend, als ich die Verlobung löste.“
    Rosa nahm sie in die Arme. „Ich habe diesen Mann nicht kennengelernt, aber es ist gut, dass du ihn los bist. Er hätte dich niemals glücklich gemacht. Du bist eine kluge, liebevolle Person mit einem erfrischenden Humor. Der Mann, den du lieben kannst, muss auch solche Qualitäten besitzen. Er würde stolz darauf sein, dich zur Frau zu haben.“
    „Wo wäre so einer zu finden? Ich habe seitdem viele
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