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Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen
Autoren: Heron Carvic
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überall herum, gräßlich.«
    »Ja, der sollte mal jemand die Kehle zudrücken«, stimmte Nigel zu.
    »Nein – das nicht, bitte«, protestierte seine Mutter. »Heute morgen war schon wieder einer in der Zeitung, ein kleiner Junge in Lewisham. Zu schrecklich – wenn das bloß aufhörte. Aber wenn schon Kinder umgebracht werden müssen, dann gebe ich zu: auf diese Effie könnten wir verzichten. Ob man das mal bekanntmacht?«
    »Nun bleib mal bei der Sache, Mutter, und red keinen Unsinn.«
    »Du tust, als wäre ich nicht richtig im Kopf«, sagte Lady Colveden gekränkt. »Ich hab’ zu Mrs. Welsted gesagt, das sei absoluter Unsinn, aber sie blieb dabei, eine Kundin habe es ihr erzählt, und die hatte es von Martha und die von Molly Treeves, und es sei ganz bestimmt Betrug. Manche Leute sind wirklich… Jedenfalls ist das Unsinn, weil ja Martha heute morgen hier war, und sie hat kein Wort davon gesagt.« Einen Augenblick überlegte sie, dann fiel ihr etwas ein. »Im Grunde war’s vielleicht ganz gut, wenn Miss Seeton wieder was anstellte.«
    »Was anstellte?« fragte Nigel.
    »Ach – «, seine Mutter sah sich zweifelnd im Zimmer um –, »irgend so was mit Mord oder so. Ich glaube, sie kann nichts dafür. Sie gehört zu den Leuten, denen immer solche Dinge über den Weg laufen – oder sie läuft den Dingen über den Weg, kann auch sein. Sie merkt es gar nicht. Dann hätte das Dorf jedenfalls was zu reden, und dann vergessen sie vielleicht das verdammte Blumenzeug.«
    »Mit der Betrugssache muß Schluß gemacht werden«, verkündete Sir George.
    »Ist ja schon«, versicherte seine Frau. »Ich habe damit Schluß gemacht. Ich hab’ Mrs. Welsted erzählt, daß Miss Seeton heute abend zu uns zum Dinner kommt.«
    »Hier – zu uns?« rief Nigel.
    »Ja. Ich hab’ bei Crabbe angerufen, und der sagte mir, daß Scotland Yard für den Sechsuhrvierzig-Zug einen Wagen nach Headcorn an die Bahn bestellt hat, der Miss Seeton abholen sollte. Den Wagen hab’ ich abbestellt – ich hab’ gesagt, er brauchte nicht hinzufahren.«
    »Du…?« Diesmal versagte Nigel die Sprache.
    »Ja. Ich dachte, du könntest sie abholen, während ich das Essen vorbereite. Auf der Rückfahrt muß du dann ganz langsam durchs Dorf fahren, damit alle sie sehen. Und wenn sie zu müde ist, die Arme, dann soll sie sich hier aufs Sofa legen, und ich bringe ihr das Essen auf dem Tablett.«
    »Soll das heißen«, brachte Nigel heraus, »daß du sie abfangen willst, bloß um zu erfahren, was sie gemacht hat?«
    »Keine Rede«, gab seine Mutter zurück. »Reine Freundlichkeit von mir. Ich will dem Gerede ein Ende machen – und gleichzeitig den Zicken eins auf den Hut geben, das ist wahr. Und wenn sie uns dann berichtet, was sie so getrieben hat, dann können wir ja zuhören, nicht wahr? Übrigens habe ich die ganze Sache Mrs. Welsted erzählt, und Crabbe auch; sie wird also jetzt schon rum sein im Dorf. Ich hab’ gesagt, sie sei nach London gefahren, weil Scotland Yard bei ihr ein paar Zeichnungen bestellt hat. Davon ist natürlich kein Wort wahr, aber ich fand es immer noch besser als die andere Geschichte.«
    Sir George starrte seine Frau an. »Zufällig ist es doch wahr.«
    »Ach was, Unsinn, George. Du hörst wieder mal nicht zu. Selbstverständlich ist es nicht wahr, das sagte ich doch gerade. Ich hab’ es mir einfach schnell ausgedacht.«
    »Doch wahr«, beharrte Sir George. »Delphick hat mich heute morgen angerufen und mir die Sache erklärt.«
    »Also George, das ist doch wirklich stark!« Sie war sehr ärgerlich. »Du sitzt einfach da und weißt das die ganze Zeit und sagst mir kein Wort davon!«
    »Nicht unsere Sache.«
    »Natürlich ist das unsere Sache. Jeder befaßt sich damit, und es ist unsere Sache, sie zu beschützen. Und ich laufe im Dorf herum, mit der besten Absicht von der Welt, und erfinde Lügengeschichten, und wenn du mir ein Wort gesagt hättest, hätte ich ebensogut die Wahrheit erfinden können.«
    Aus der Nähe betrachtet, sind ländliche Bocksprünge für den Städter oft schwer begreiflich; aus gewisser Entfernung jedoch fügt das Bild sich leichter zusammen, und von London aus gesehen, kommt Perspektive und vielleicht sogar Charme hinzu.
    »Also das kannst du mir einfach nicht antun. Das wird mein Tod sein, verlaß dich drauf, das überlebe ich nicht.«
    »Schön, ich schicke einen Kranz«, verhieß der Redakteur des Daily Negative. »Auf Spesen natürlich.«
    Amelita Forby packte mit beiden Händen den Rand seines
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