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Miss Monster

Miss Monster

Titel: Miss Monster
Autoren: Jason Dark
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sich streckte, lagen Speichelbläschen, die er ableckte, auf seinen Lippen.
    Ohne ein Wort zu sagen, schlich er an mir vorbei und verschwand in der Dusche.
    Ich kannte Barry F. Bracht noch nicht sehr lange. Vor allen Dingen kannte ich ihn nicht gut genug, um mir über sein Seelenleben ein Urteil bilden zu können. Eines aber stand fest. Barry F. litt unter dem Zustand der Doppelexistenz schwer. Er hatte ihn zwar als gegeben hinnehmen müssen, aber damit abfinden konnte er sich kaum. Das hatte er mir auch immer wieder gesagt.
    Ich rauchte noch eine Zigarette. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, daß bereits zwanzig Minuten vergangen waren. Ich hatte diese Distanz als zeitlos empfunden.
    Was hatte Barry gesehen? In welche Welt war er durch seine Träume eingedrungen? Wie hatte er Zebuion dirigieren können – oder war ihm dies nicht möglich gewesen.
    Eines stand fest: Barry F. Bracht hatte in den letzten Minuten bestimmte Botschaften empfangen, die er nicht vergessen und über die er mit mir reden würde. So hatte sich mein Besuch schon gelohnt.
    Ich hörte das Rauschen des Wassers. Ansonsten herrschte Stille vor. Wenig später hatte es der Lektor geschafft. Er zog sich an und kehrte mit zu mir zurück. Mit einem Handtuch rieb er durch sein nasses Haar.
    »Einen Kaffee?« fragte ich.
    »Gern.«
    Ich schenkte ihm die Tasse voll. Barry F. zitterte nicht mehr, er konnte die Tasse normal halten, trank einige Schlucke und bat um eine Zigarette.
    Er bekam sie und auch Feuer.
    »Willst du reden?«
    Bracht hob die Schultern. Wir saßen uns auf zwei Stühlen gegenüber.
    »Es ist nicht so einfach«, flüsterte er. »Ich muß zunächst meine Gedanken ordnen.«
    »War es sehr schlimm?«
    »Nein«, murmelte er, »eigentlich nicht. Ich hatte es mir auch schlimmer vorgestellt, aber das alles traf nicht ein. Es ist so seltsam gewesen, John.«
    »Inwiefern?«
    »Ich war nicht Zebuion!«
    Dieses Geständnis haute mich fast vom Hocker. »Das begreife ich nicht, Barry. Du hast im Schlaf und während du träumtest, dein zweites Unterbewußtsein nicht erlebt?«
    »So ist es.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Kann ich mir denken, John. Es ist auch für mich kaum zu begreifen, denn ich war die Hauptperson.«
    Ich räusperte mich. »Halten wir mal fest. Du hast geträumt, dein Unterbewußtsein sprach an. Du hast in deinen Träumen etwas erlebt, nehme ich an.«
    »Ja, ich. Aber nicht Zebuion.«
    »Dann ist er nicht entstanden?«
    »Richtig.«
    Ich hob die Augenbrauen. »So etwas ist schwer zu begreifen, Barry. Bist du auch nicht in die Traumwelten anderer Personen eingedrungen? Lief heute alles anders?«
    »Das kann man behaupten.«
    »Was und wie lief alles anders.«
    »Ich hatte einen Wahrtraum, John. Ich brauchte nicht Zebuion zu sein, ich habe auch keinen Knochenmond gespürt, es gab für mich keine anderen Welten, in die ich eindringen mußte. Einzig und allein die Welt meines Traums, und die existierte hier auf dieser Erde und nicht in aus Träumen geborenen Dimensionen. Ich habe hier etwas Böses festgestellt, etwas Fremdes, etwas Unheimliches, über das ich kaum reden kann, weil es nicht zu fassen ist. Es lauerte aber, und er verströmte sicherlich keine Liebe.«
    »Also das Gegenteil davon.«
    »So ist es.«
    »Tod, das Grauen, die Hölle.« Ich hob den Zeigefinger, weil ich sah, daß mir Barry ins Wort fallen wollte. »Ist es die Hölle, die hinter allem steht?«
    Er überlegte, dann fragte er: »Meinst du etwa damit den Teufel?«
    »So kannst du es auch sagen.«
    Wieder überlegte er, strich durch sein noch nasses Haar und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht der Teufel, John, sondern etwas anderes, obwohl es auch sehr grauenhaft und absolut böse ist. Es hat sich lange versteckt…«
    »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche. Aber du hast von einem Sumpf gesprochen.«
    »Ach ja?«
    »Das schwöre ich.«
    Barry F. Bracht nickte. »Dann muß es wohl so sein. Ja, ich habe einen Sumpf gesehen, ein düsteres, altes Moor. Nicht weit davon entfernt stand ein Haus. Alt und düster, zu groß nur für eine Familie. Kein Hotel, aber ein Haus mit vielen Zimmern.«
    »Waren sie bewohnt?«
    »Sicher.«
    »Und wer lebte dort?«
    »Gute Frage«, flüsterte Barry F. Bracht. »Eine sehr gute sogar. Ich muß etwas nachdenken.«
    Ich half ihm auf die Sprünge. »Kann es sein, daß du von einem Mädchen gesprochen hast?«
    »Das mußt du besser wissen, John.«
    »Ich habe es gehört.«
    Er trank noch einen Schluck Kaffee, um seine Erinnerung zu
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