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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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Mann zu entkommen – nur um dann einer Fastärztin ausgeliefert zu sein, die ebenfalls das Zittern kriegt, sobald sie den Rollstuhl loslässt! Der Arzt WIRD da sein, alles, was nach der Anamnese kommt, darfst du ja gar nicht allein tun. Und wenn er nicht kommt, fährst du die Schwangere einfach ein bisschen über die Flure in Richtung Kreißsaal, das kann bei Hochschwangeren mit Wehen nie verkehrt sein. Jetzt reiß dich zusammen, Lena, du hast noch nicht mal nach ihrem Namen gefragt.
    Die Schwangere heißt Nadja Perkins, 29, Erstgebärende, verheiratet, der Paniker ist also ihr Ehegatte. Glückwunsch! Doch Frau Perkins kann über seinen Auftritt tatsächlich lächeln. »Ist er nicht rührend?«, fragt sie. Na, ich sage nichts dazu. Frau Perkins findet es ganz beruhigend, dass ihr Mann aufgeregter ist als sie. Das kann ich verstehen, verkneife mir nur, dass es schwierig sein könnte, jemanden zu finden, der aufgeregter ist als der Schreihals da vorn. Wie nett wird das sein, zwei davon zu haben, die um die Wette brüllen, wenn sich einer von beiden am Papier eines Parkscheins geschnitten hat! (Nicht so fies, Lena! Sei froh, dass die Schwangere gelassen ist! Denn wenn du ehrlich bist, ist sie nicht nur ruhiger als ihr Mann – sondern auch cooler als DU!)Frau Perkins überlegt sogar, ob ihr Mann nicht besser zu uns in den Aufnahmeraum kommen sollte, damit sie ihn beruhigen kann. Aber mein Trommelfell ist froh über jeden Moment, in dem er noch nicht hier eintrifft.
    Frau Perkins hat sich in der Vorgeburtsphase noch nicht in unserem Kreißsaal angemeldet, ihre Daten sind also noch nicht aufgenommen worden. Trotzdem müssen wir nicht hetzen, während ich ihren Bogen ausfülle, scheint es ihr recht gut zu gehen. Ich messe Blutdruck, Puls und Temperatur, trage alle Daten ein und bitte um ihren Mutterpass. Gerade überfliege ich die zweite Seite des Anamnesebogens – als der Mutterpass vor mir auf den Boden klatscht. Nadja Perkins krümmt sich auf der Liege, die Hände in den Bezug gekrallt, und ist plötzlich leichenblass.
    »Verdammt!« Sie atmet schwer. »Jetzt geht es wieder los!«
    Okay, Lena. Geburtswehen sind stärker als Senkwehen – und regelmäßig. Als Frau Perkins ausatmet und wieder lächelt, warte ich nervös, wie lange die Ruhephase anhält. »Ganz ruhig …« Mehr bleibt mir nicht zu sagen. Ich klingle trotzdem schon mal – besser zu früh als zu spät. Nicht dass der Paniker Schwester Evelyn unter den Arm geklemmt und in sein verboten abgestelltes Auto verschleppt hat, bevor sie uns einen Arzt schicken konnte!
    Schon verzieht Frau Perkins wieder vor Schmerz das Gesicht. Ja, das sind dann wohl richtige Wehen.
    »Versuchen Sie, ruhig und tief zu atmen und sich nicht zu verkrampfen«, sage ich. (Ach ja, und für dich, Lena, gilt das Gleiche!) Frau Perkins nickt verbissen. Wenn jetzt nicht sofort der Arzt kommt, muss ich mit ihr losfahren. Falls meine Beine mich tragen …
    Aber er kommt. In diesem Moment. Ein lächelnder Mann mit Pferdeschwanz öffnet die Tür, nimmt mir den Bogen ab und sagt: »Das haben Sie beide schon sehr gut gemacht!« Dann legt er Frau Perkins den Bauchgurt des Wehenschreibers um, schließt den Monitor an und setzt sich. Soll ich jetzt gehen? Werde ich noch gebraucht?
    Der Arzt lächelt. »Sie können ruhig hierbleiben. PJlerin?«
    Ich nicke und erfahre, dass er Luis Berger heißt und kein Arzt ist, sondern Hebamme. Oha. Meine erste männliche Hebamme. Okay, die erste, die ich überhaupt kennenlerne – und gleich ein Mann. Frau Perkins scheint das gar nichts auszumachen. Luis Berger sieht nett aus, nicht gerade wie ein Frauenschwarm, aber seine Stimme klingt sehr beruhigend. Während der Wehenschreiber arbeitet, unterhält er sich mit mir und Frau Perkins, als wären wir drei nur deswegen hier – um es uns ein wenig gemütlich zu machen. Luis erzählt von seinem letzten Indienurlaub, Sonne, Saris, Taj Mahal, und tätschelt der Patientin zwischendurch die Hand. Und als sie wieder schmerzverzerrt durch die Zähne atmet, sagt er doch tatsächlich: »Jede Wehe bringt Sie Ihrem Kind näher!« Ich überlege, wie dieser Harmonie-Buddha wohl auf den fahrigen Baldvater reagieren wird, der über kurz oder lang unser Zimmer stürmen muss.
    Der Schreiber zeichnet Kurven auf ein Blatt. Luis reicht mir die Ergebnisse. »Können Sie so was auswerten?«
    Ich kann es nicht und hoffe, dass die Frage nicht bedeuten sollte, dass er es auch nicht kann. Denn Frau Perkins hat sich zwar von seinem
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