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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Autoren: Carola Dunn
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anrief, meinte Gladstone, es ginge Tish wieder besser.
    Ich möchte sie gern sehen und ihr erzählen, daß Bott sich erholt hat.«
    »Was du eigentlich sagen willst: Du möchtest nichts von dem verpassen, was als nächstes passiert.«
    »Das auch«, gestand sie mit einem sonnigen Lächeln.
    Das seinige war etwas ironisch. »Tja. Mal wieder hab ich nicht die Zeit, um mich mit dir zu streiten. Ernie, bitte bleiben Sie hier vor Botts Tür als Wachposten. Ein Constable aus Henley müßte sich demnächst zu Ihnen gesellen – ich hab Sergeant Tring gebeten, per Telephon einen anzufordern. Ich glaub zwar nicht, daß Lord DeLancey noch einmal versuchen wird, Bott vor den Augen der Öffentlichkeit zu ermorden, aber man kann es auch nicht ganz ausschließen.«
    »Jawoll, Chief. Soll ich ihn gleich festnehmen, wenn er auftaucht?«
    »Nur, wenn er irgendwie an Ihnen vorbeikommt und Sie
    Zeuge werden, wie er Bott umzubringen versucht. Ansonsten halten Sie ihn auf, bis ich zurück bin. Und wenn das nicht geht, wenn er also wegläuft, dann rufen Sie mich bei den Cheringhams an.«
    »In Ordnung, Chief.«
    »Bestens. Dann wollen wir mal, Daisy.« Rasch ging er den Flur entlang.
    »Glaubst du wirklich, Lord DeLancey versucht noch einmal, Bott zu ermorden?« fragte sie und eilte an seine Seite.
    »Nicht, wenn er alle seine Sinne beisammen hat. Aber er tendiert dazu, den Kopf zu verlieren.«
    »Das hat ja auch den ganzen Arger im Großen Krieg verursacht«, keuchte Daisy.
    Alec schaute sie mit erhobenen Augenbrauen an und ging langsamer. »Tatsächlich? Ich sollte mir mal den Rest dieser Geschichte anhören. Schließlich ist er jetzt unser Tatverdächtiger.«
    »Ich weiß nur, was Tish mir erzählt hat. Die hat es von 252
    Cherry: Lord DeLancey soll in Panik geraten sein und hat seine Leute regelrecht in ein Massaker geführt. Nur hat er von hinten geführt und ist daher der einzige, der unverletzt überlebt hat. Es hat nur noch zwei oder drei andere Überlebende gegeben, glaube ich. Das Ganze wurde vertuscht wegen der Stellung seines Vaters. Deswegen regt er sich immer so auf, wenn er fürchtet, daß über ihn getratscht werden könnte.«
    »Also ein Feigling, der im Angesicht einer Gefahr völlig versagt.«
    »Er kann nichts dafür, daß er Angst hat«, verteidigte Daisy zu ihrer eigenen Überraschung Cedric DeLancey. »Er hat nicht darum gebeten, in den Krieg geschickt zu werden. Ich meine, er hätte auch zu Hause bleiben können, wo doch Lord Bicester Mitglied der Regierung ist. Gut, der gesellschaftliche Druck war riesig, sich als Kriegsfreiwilliger zu melden.
    Michael meinte, es hätte viel mehr Mut erfordert, der öffentlichen Meinung die Stirn zu bieten, als …«
    »Michael?« Alec blieb stehen und schaute sie stirnrunzelnd an. Seine buschigen braunen Augenbrauen trafen über der Nasenwurzel zusammen.
    »Mein damaliger Verlobter. Er war Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen, ein Conscientious Objector. Du
    brauchst gar nicht so ekelhaft abfällig zu gucken.« Daisy versuchte krampfhaft, die aufsteigenden Tränen zu bekämpfen.
    »Er war bei einer Ambulanzeinheit der Quaker und ist gefallen, als seine Ambulanz auf eine Landmine fuhr.«
    Alec nahm ihre beiden Hände in seine und sagte still: »Es tut mir leid. Ich wollte bestimmt nicht verächtlich drein-schauen. Du mußt es mir erklären … aber jetzt geht es nicht so gut.«
    »Nein. Bitte verzeih, ich wollte es auch gar nicht erwähnen.« Sie schniefte leicht. »Da kommt Mr. Tring.«
    Alec drückte kurz ihre Hand und war dann wieder ganz geschäftlich. Eilig ging er dem Sergeant entgegen.
    »Wollte nur mal sehen, ob die Krankenschwester Sie schon rausgeschmissen hat, Chief. Was steht als nächstes an?«
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    »Eine Umkehr, Tom, die steht jetzt an. Wir fahren zurück nach Bulawayo.«
    »In Ordnung, Chief. Von den Kollegen aus Henley ist einer auf dem Weg. Wir fahren nicht nach Crowswood Place?«
    »Nein. Wenn DeLancey dort ist, dann kann er auch gut
    dort bleiben.«
    »Ihr werdet nach seinem Zettel an Bott suchen?« Daisy mußte schon wieder traben, um mit ihnen Schritt zu halten.
    »Ja. Möglicherweise ist das der einzige konkrete Hinweis.
    Ich fürchte nur, daß DeLancey sich vielleicht auch daran erinnert und sich auf die Suche macht. Er hat immer die Ausrede, daß er die Sachen von seinem Bruder zusammenpacken muß. Mit der kommt er ins Haus und kann dort oben herumwühlen.«
    »Er weiß doch gar nicht, daß Bott den Zettel in den Papierkorb geworfen hat«,
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