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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Autoren: Carola Dunn
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Schwingtür, gepolstert, um keine Geräusche durchzulassen.«
    »Wunderbar. Vielen Dank.« Alec ging zur Treppe. Als
    Daisy ihm folgte, wandte er sich zu ihr und schüttelte den Kopf. »Du hältst dich aus dieser Sache raus. Cedric DeLancey ist unberechenbar und äußerst gefährlich.«
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    »Ich weiß, Darling. Ich werd euch auch nicht im Weg sein, versprochen. Aber ich muß mich wirklich umziehen.«
    Er musterte sie einmal von oben bis unten, und in seinen grauen Augen leuchtete unterdrückte Heiterkeit. »Vielleicht ist das eine gute Idee, Liebes«, gab er zu.
    »Brauchst gar nicht so zu grinsen, du siehst nicht wesentlich besser aus«, erwiderte Daisy.
    Sie ließ sich im Schlafzimmer und Badezimmer Zeit, denn obwohl sie ihr Versprechen halten wollte, zögerte sie doch, sich allzu weit vom Schauplatz zu entfernen. Schließlich schwebte auch Alec in Gefahr. Sie stand in Tishs Schlafzimmer, als sie ein Automobil vorfahren hörte. Diskret linste sie aus dem Fenster und sah, wie Lord DeLancey aus einem dun-kelgrünen Sportwagen von Bentley stieg.
    Gladstone mußte neben Tom Stellung bezogen haben,
    denn er ließ Lord DeLancey sofort ins Haus. Eine Minute später erschien Tom und kniete sich an der Seite des Bentley nieder, um das Ventil des Vorderreifens aufzuschrauben.
    »Hoppla, was geht denn da vor?« rief einer der Croquet-Spieler. Alle ließen sie ihr Spiel bleiben, um sich um den Sergeant zu versammeln. Daisy wartete die Antwort Toms nicht ab. Sie ging zur Tür, öffnete sie leise und schaute durch den Spalt. Kein Anzeichen von Lord DeLancey auf dem Treppenabsatz oder im Flur gegenüber. Dann erschien Alec aus der Dienstbotentür, schlich über den Flur und öffnete die Tür zu Botts Zimmer.
    Schritte donnerten die Treppe hinauf. Meredith und Wells rasten über den Treppenabsatz, Leigh und Poindexter dicht auf ihren Fersen. Daisy sah über die Schultern der vier hinweg, wie wütend Alec die jungen Männer anschaute. Dann geriet er aus dem Gleichgewicht: DeLancey drängte sich an ihnen allen vorbei.
    »Fuchs gesichtet!« rief Leigh aus.
    DeLancey sauste durch die Schwingtür der Dienstboten-
    treppe und verschwand. Ihm folgten die Ruderer mit lauten Rufen, als wären sie auf einer Fuchsjagd.
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    »Tally-ho!«
    »Aus der Sicht!«
    »Yoiks!«
    »So-ho! So-ho!«
    »Verdammt!« Alec blickte der Meute wütend hinterher und eilte zur Haupttreppe. Als er Daisy sah, machte er eine Geste in Richtung von Botts Zimmer. »Daisy, könntest du da bitte mal nachschauen?«
    »In Ordnung.« Sie eilte in den Wäscheraum. Botts Klappbett füllte praktisch das gesamte Zimmer aus. Ein gräßlicher viktorianischer Blumenständer aus bemaltem Papiermaché hatte wohl als Nachttischchen gedient. Das Regal war von der Wäsche freigeräumt worden und war als Schrank genutzt worden. Botts Kleidung lag jedoch unordentlich im Zimmer verstreut, und überall auf den zerknüllten Hemden und Westen waren Heringe verteilt.
    Auf dem Bett lag ein Kleiderbügel, ein Jackett war halb nach außen gewendet, und dann war da ein geflochtener Papierkorb, umgestoßen, daneben ein kleiner Haufen mit seinem Inhalt: eine leere Packung Woodbines, verbrauchte Streichhölzer, die Quittung eines Tabakladens, eine Einlaß-
    karte für die General Enclosure und ein zerknülltes Stück Papier.
    Lord DeLancey konnte das unmöglich übersehen haben.
    Alec mußte ihn genau in dem Augenblick gestört haben, als er den Papierkorb leerte.
    Daisy nahm sich den Zettel und hielt gerade so lange inne, um sich zu vergewissern, daß es sich tatsächlich um die Einladung nach Temple Island handelte. Dann sauste sie Alec hinterher.
    Auf halber Treppe sah sie ihn an der Eingangstür mit Tom Tring und Gladstone stehen.
    »Alec, ich hab ihn!«
    Sie winkte mit dem Zettel, als alle drei sich umdrehten.
    Alec lief einen Schritt auf sie zu, doch plötzlich ging sein Blick hinter sie. Auf der vorletzten Stufe wandte Daisy sich 258
    um. Über das Geländer hinweg sah sie, wie sich die Dienstbotentür hinten in der Eingangshalle öffnete.
    Lord DeLancey eilte in die Eingangshalle. Während sich die Tür hinter ihm schloß, hörte Daisy das Bellen der Meute auf seiner Spur. Sein blasses, entsetztes Gesicht und seine vor Schrecken geweiteten Augen erinnerten sie wieder einmal daran, warum sie nie an Fuchsjagden teilnehmen wollte.
    Alec ging hinüber, um ihn zu verhaften. »Lord De-
    Lancey …«
    Mit einem verzweifelten Aufschrei schoß DeLancey durch die nächste Tür in die Bibliothek.
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