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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
Autoren: Carola Dunn
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richtig von einem Schock erholen, da kam schon der nächste. Ich bin überzeugt, daß ihr ein paar Tage Ruhe unendlich guttun werden. Passen Sie nur ein bißchen auf sie auf.«
    »Ich wünschte, dazu hätte ich das Recht!« brach es aus Rollo heraus.
    »Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie doch den Abschluß machen wollen?«
    Er zuckte zusammen. »Um ehrlich zu sein, fürchte ich
    mich entsetzlich vor noch einem weiteren Jahr Vorlesungen und Essays und Übungen. Ich bin dafür nicht der Richtige.«
    Daisy schaute ihn direkt an. »Es hängt ja auch ein bißchen davon ab, ob Sie finden, daß Tish die Mühe lohnt, nicht wahr?«
    Rollo wirkte erschrocken, als hätte er nie zuvor in diese Richtung gedacht. Er wurde rot. »Ja, also, wenn Sie das so for-mulieren …« Er schaute kurz zu Tish, die ihm ein zittriges 264
    Lächeln schenkte. »Verflixt noch eins, ich werd’s versuchen«, sagte er geradezu tollkühn. »Ich würde für sie gegen jeden Drachen der Welt kämpfen. Was sind dagegen schon ein paar Dons?«
    »Prachtvoll! Dann gehen Sie mal hin und sagen sie ihr das.
    Das wird sie bestimmt aufheitern.«
    Sie schaute ihm nach, wie er zu Tish hinüberging. Die beiden spazierten an den Fluß, als Alec sich erhob. Sie gesellte sich zu ihm.
    »Jetzt bin ich wieder ein Mensch«, sagte er und stellte seinen leeren Teller und die Tasse auf den Teewagen. »Aber leider muß ich los. Lady Cheringham, meine Leute werden heute abend mit dem Zug nach London zurückkehren. Wenn ich
    Ihre Gastfreundschaft noch einmal in Anspruch nehmen
    dürfte, würde ich gerne bis morgen hierbleiben. Es gibt einige Dinge, die ich erst morgen früh erledigen kann. Anschließend kann ich Daisy in die Stadt mitnehmen.«
    »Sie sind mir sehr herzlich als Gast willkommen, Mr. Fletcher«, versicherte ihm Tante Cynthia.
    »Prachtvoll!«
    Alec grinste Daisy an. »Während ich weg bin, wirst du Zeit haben, deine Notizen von Botts Aussage zu tippen. Betrachte das als Strafe für …«
    »… meine Einmischung«, sagte Daisy, zog eine kleine Grimasse, folgte ihm aber pflichtschuldig ins Haus.

    Nachdem sich so viele verabschiedet hatten, gab es an dem Abend ausreichend Schlafzimmer für alle. Daisy war schon im Bett und wollte gerade das Licht ausmachen, als Tish nach kurzem Klopfen eintrat.
    »Daisy, kann ich dich kurz sprechen?«
    »Aber natürlich.« Daisy schlug mit der Hand leicht auf die Bettkante. »Komm herein und setz dich.«
    Erschrocken sah sie, daß die Augen ihrer Cousine rot und geschwollen waren. Tante Cynthia hatte sie direkt nach dem Tee zu Bett geschickt, weil sie so erschöpft aussah. Man hatte 265
    ihr das Abendessen auf einem Tablett ins Zimmer gebracht, so daß Daisy sie seit ihrer Unterredung mit Rollo nicht mehr gesehen hatte. Jedenfalls wirkte es nicht so, als hätte sie vor lauter Glück geweint.
    Andererseits war Daisy überzeugt, daß Tish Rollo liebte.
    Hatte er es sich im letzten Augenblick doch noch anders überlegt? Sie erinnerte sich, daß er den ganzen Abend eher still gewesen war.
    »Was ist denn?« fragte sie.
    »Ach Daisy, ich muß es einfach jemandem erzählen! Aber es ist alles so schrecklich … Ich kann es nicht ertragen …«
    Ein Schluchzen entrang sich ihr.
    Daisy streckte die Hand nach dem Taschentuch auf ihrem Nachttischchen aus und lehnte sich vor, um einen Arm um Tishs Schultern zu legen. »Hier, Liebes. Das hat doch nichts mit Rollo zu tun?«
    »Eigentlich nicht. Na ja, irgendwie doch. Er hat gefragt, ob ich seine Frau werden möchte – wir wären lange verlobt, aber was macht das schon? Ich hab gesagt, ich müßte darüber nachdenken, weil ich es nicht ertragen konnte, ihn zu enttäuschen. Aber ich kann doch nicht zulassen, daß er eine Mörderin heiratet!«
    Daisy schwamm der Kopf. Sie versuchte nachzudenken,
    lehnte sich zurück und nahm beide Hände von Tish in ihre.
    »Basil DeLancey?«
    Tish nickte, die Augen geschlossen. Obwohl sie sie fest zu-sammenpreßte, zitterten ihr die Lippen.
    »Liebes, wie schrecklich! Erzähl es mir.«
    »Ich bin damals in der Nacht aufgewacht.« Die Worte spru-delten förmlich aus ihr heraus. »Ich machte mir Sorgen wegen Bott und des Vierer-Boots. Es war Rollos letzte Chance auf einen Pokal, und ich dachte, wenn er nicht gewinnt, geht er von der Uni ab, und das wäre dann das Ende von uns beiden.
    Du weißt ja, wie schrecklich einem die Dinge um zwei Uhr nachts erscheinen.«
    »Fürchterlich«, stimmte Daisy zu.
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    »Alles wirbelt einem im Kopf durcheinander, und
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