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Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Titel: Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
Autoren: S Ludwig
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»Sehr seltsam, wirklich sehr seltsam.«
    »Meinst du, sie kommt jetzt zurück?«, hat Aki mich gefragt.
    »Bestimmt«, hab ich gesagt.
    In diesem Moment öffnete sich langsam die Tür zur Turnhalle. Wir haben die Luft angehalten. Jetzt würde gleich Miss Braitwhistle reinkommen, ihre Tasche abstellen, eine Tasse und eine Teekanne rausziehen, sich erst einmal einen Tee einschenken und dann …
    Aber der Kopf, der jetzt in der Tür auftauchte, gehörte auf keinen Fall Miss Braitwhistle, es sei denn, sie hatte sich inzwischen den Schädel rasiert.
    Der Stoppelkopf gehörte Herrn Machnick, unserem Hausmeister.
    Er ging zu einem der Barren, stellte sich rein, stützte die Arme auf und schwang seine Beine nach rechts und links und wieder zurück. Seine Oberarme sahen aus, als hätte einer Luft reingepumpt.
    »Was machen Sie denn da?«, rief Herr Fischli.
    »Ich trainiere, das sehen Sie doch!«, hat Herr Machnick gesagt und war ganz rot im Gesicht. Herr Fischli ist auch rot im Gesicht geworden, aber nicht vor Anstrengung, sondern vor Wut. »Sie können hier nicht trainieren, ich unterrichte gerade Sport!«
    Herr Machnick ist mit einer Grätsche über den Barren gesprungen und sehr elegant mit beiden Füßen aufgekommen.
    »Das nennen Sie Sport! Die Schüler stehen doch nur rum«, hat Herr Machnick gesagt. »Das können sie auch woanders.«
    Keine schlechte Idee. Am liebsten hätte ich bei mir zu Hause rumgestanden statt in einer miefigen Turnhalle.
    »Was erlauben Sie sich?«, hat Herr Fischli gerufen. »Haben Sie nichts zu tun?«
    Herr Machnick hat auf seine Uhr geschaut. »Laut Arbeitsvertrag habe ich jetzt Mittagspause. Und zwar noch genau fünfunddreißig Minuten, und die möchte ich gefälligst auch nutzen.«
    Er ist zum Reck gegangen und hat Klimmzüge gemacht. Wir haben mitgezählt. Bis zehn, dann wurde es uns zu langweilig.
    Herr Fischli wusste erst nicht, was er mit uns machen sollte, dann hat er gesagt: »Draußen scheint die Sonne, raus mit euch auf den Sportplatz.«
    Die Sonne schien zwar, aber es war trotzdem noch ganz schön kalt. Wir mussten uns in zwei Gruppen aufteilen und um die Wette laufen. Die ganze Zeit hat Herr Fischli in die Trillerpfeife aus Miss Braitwhistles Knallbonbon geblasen und gerufen: »Schneller, schneller, nicht so lahm, Kinder.«
    Aber die Einzigen, die nicht lahm waren, waren Aki und Pauline, wir anderen keuchten und pfiffen wie altersschwache Lokomotiven.
    »Ihr seid ja überhaupt nicht in Form«, hat Herr Fischli gesagt. »Gut, dass nächsten Montag Wandertag ist, da können wir gleich ein wenig trainieren.«
    »Das können Sie doch nicht machen, Herr Fischli!«, hat Annalisa gerufen und gleich wieder angefangen zu heulen. »Sie haben uns versprochen, dass wir zum Minigolf gehen.«
    »Genau, Minigolf ist auch Sport«, meinte Clemens.
    »Meine Mutter hat mir Anstrengungen verboten, das ist nicht gut für meine Allergie«, hat Hugo gesagt.
    Nur Max hat nichts gesagt, der bekam nämlich keine Luft mehr.
    Aber Herr Fischli schien nicht sehr überzeugt, da hat sich Pauline gemeldet. »Miss Braitwhistle wäre mit uns bestimmt zum Minigolf gegangen.«
    »Ihr vermisst sie wohl sehr?«, hat Herr Fischli gefragt. Und wir haben alle ganz laut »Ja!« geschrien.
    Herr Fischli hat die silberne Trillerpfeife angeschaut, geseufzt und gesagt: »Na gut, Kinder, ich lasse mir das noch einmal durch den Kopf gehen. Aber jetzt laufen wir noch eine Runde, und wehe, einer von euch macht schlapp!«
    Wir sind nicht nur eine Runde, wir sind sogar zwei Runden gelaufen, und nur, damit wir am Wandertag nicht wandern mussten. Das hätten wir uns alles sparen können, aber das wussten wir da noch nicht. Da wussten wir so einiges noch nicht.

3. KAPITEL
Das Wandern ist ein großer Frust
    Als ich am nächsten Montagmorgen Aki an der Ecke getroffen hab, hatten wir beide gute Laune, und das, obwohl Montag war.
    »Das ist endlich mal ein guter Tag«, hat Aki gesagt.
    Ich hab in der Hosentasche mit meinem Geld geklimpert. »Das reicht für einmal Pommes, ein Würstchen und drei weiße Mäuse.«
    »Meine Schwestern haben mir Geld geliehen«, hat Aki gesagt. »Alle drei. Aber das dürfen sie nicht wissen, weil ich nämlich jeder erzählt hab, ich würde nur sie drum bitten, weil die anderen beiden nicht nett sind.«
    Akis Schwestern sind älter als er und behandeln ihn oft so, als sei er noch ein Baby, manchmal hat das auch Vorteile.
    »Und ich hab extra nichts gefrühstückt«, hab ich gesagt.
    Das war gar nicht so
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