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Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Titel: Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
Autoren: S Ludwig
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angeguckt. »Wer hat angefangen?«
    Ein Mädchen hat auf uns gezeigt und gesagt: »Das waren die aus der 4a.«
    »Stimmt nicht!«, hat Aki gerufen. »Ihr seid zuerst umgefallen!«
    Frau Sauermann hat Aki finster angeschaut. »Dich kenne ich, du bist doch dieser schlimme Junge, der neulich alle Schultafeln mit Haarspray eingesprüht hat, sodass man nicht mehr darauf schreiben konnte.«
    »Aber ich benutze überhaupt kein Haarspray!«, hat Aki gerufen. »Ich weiß noch nicht mal, wie Haarspray aussieht.«
    Er sicher nicht, seine Schwestern schon, aber das hab ich natürlich nicht gesagt.
    Frau Sauermann hat ein Gesicht gemacht, als würde sie etwas Ekelhaftes riechen, und gemeint: »Alle setzen sich jetzt ordentlich an die Tische und packen ihr Essen aus. Danach darf meine Klasse auf den Spielplatz und die 4a sammelt zur Strafe den Müll ein.«
    Na toll! Wir mussten nicht nur zugucken, wie die aus der 4b ihre dick belegten Brote, hart gekochten Eier und Müsliriegel auspackten, wir sollten auch noch deren Dreck wegmachen!
    Als Max gesehen hat, wie der fiese Albrecht einen riesigen Becher Kartoffelsalat auslöffelte und ein Würstchen nach dem anderen mit Senf bestrich und in seinem Mund verschwinden ließ, hat er laut geseufzt.
    Aber auch wir anderen haben neidisch zugeguckt, wie die aus der 4b sich die Bäuche vollstopften. Wir hatten ja alle nur Geld dabei. Ich wollte schon den fiesen Albrecht fragen, ob er mir eins seiner Würstchen verkauft, aber wie ich ihn kenne, hätte er nur das Geld genommen und sein Würstchen selber gegessen.
    Neben Aki saß ein Mädchen, das Rosa hieß. Sie hieß nicht nur so, alles an ihr war auch rosa. Aus einem rosa Rucksack holte sie eine rosa Brotbox, in der rosa Kekse waren. Ich wusste gar nicht, dass es rosa Kekse gibt. Und auf dem rosa Zuckerguss waren noch silberne Liebesperlen.
    »Sieht ja lecker aus«, hat Aki gesagt, dabei sahen die Kekse nur süß und klebrig aus. Aber wir hatten solchen Hunger, dass wir sogar rosa Sägespäne gegessen hätten.
    Aki hatte das wirklich ganz freundlich gesagt und dabei sogar gelächelt, aber Rosa hat sofort die Hand auf ihre Kekse gelegt und Aki einen bösen Blick zugeworfen. »Was übrig bleibt, kriegen die Enten!«
    »Ich glaub aber nicht, dass rosa Kekse für Enten gesund sind«, hat Aki gemeint.
    »Und schon gar nicht die silbernen Dinger da drauf«, hab ich gesagt.
    »Die mach ich natürlich ab.« Rosa hat die Liebesperlen abgepopelt, dann ist sie zum Ufer gegangen und hat die Kekse den Enten hingeworfen. Den Enten haben sie aber nicht geschmeckt.
    »Jetzt könnt ihr sie haben«, hat Rosa gesagt und auf die Reste der Kekse gezeigt.
    Ich überlegte, ob ich Rosa zu ihren rosa Keksen in den Matsch schmeißen sollte, aber Frau Sauermann hat uns die ganze Zeit so misstrauisch angeguckt. Seit ihr das mit dem Haarspray auf den Tafeln eingefallen war, ließ sie Aki und mich nicht mehr aus den Augen.
    Inzwischen waren die aus der 4b pappsatt und haben sich mit ihren dicken Bäuchen zu den Schaukeln und zum Klettergerüst geschleppt, während wir Stullenpapier und Apfelbutzen in einen großen Müllsack stopften. Polly und Molly haben sich gestritten, wer von ihnen das übrig gebliebene und schon etwas schrumplige Würstchen zuerst entdeckt hatte und essen durfte.
    »Das Würstchen gehört mir!«, hat Molly geschrien und an einem Zipfel gezogen.
    »Nein, das Würstchen gehört mir, ich hab’s zuerst gesehen!«, hat Polly geschrien und am anderen Ende gezerrt, dann ist das Würstchen auf die Erde gefallen und Max hat es schnell aufgehoben und es sich in den Mund gesteckt, obwohl es nicht sehr sauber war.
    Polly und Molly haben ein ziemlich dummes Gesicht gemacht.
    Aki hat mich angeschaut und ich hab Aki angeschaut. Wir haben beide an das Gleiche gedacht, nämlich an den Rückweg. Wie sollten wir den bloß lebend überstehen?
    Wir haben denen aus der 4b zugeguckt, die auf den Wippen hockten oder träge in den Kletterseilen hingen und vor sich hin verdauten. Frau Sauermann saß auf einer Schaukel und hat gestrickt, ein langes Teil in Braun und Grau, das aussah wie ein verwelkter Lindwurm.
    Uns war kalt und wir hatten Hunger. Doch plötzlich zogen die dicken dunklen Wolken in einem Affentempo über den Himmel und die Sonne kam raus. Der See sah auch gleich nicht mehr schwarz und schlammig aus, sondern blau und so klar, dass man kleine Fische sehen konnte, die durchs Wasser flitzten.
    Aki hat versucht, ein paar der Fische mit einer Plastiktüte zu fangen,
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