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Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Miss Braitwhistle kommt in Fahrt

Titel: Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
Autoren: S Ludwig
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Sport.
    Und bevor wir richtig anfangen konnten, gab’s wieder Ärger, weil die Mädchen meinten, Aki würde nach Stinkbombe riechen, dabei konnte das gar nicht sein, denn seine Mutter hatte ihm neue Sportsachen kaufen müssen. Aki sagte dann, die Mädchen würden nach noch Schlimmerem riechen, nämlich nach verfaultem Hering. Annalisa fand das so gemein, dass sie gleich losheulte, aber Max meinte, verfaulter Hering sei keine Beleidigung, sondern was Leckeres, er hatte das schon mal im Urlaub in Schweden gegessen.
    Dann wollte Herr Fischli mit uns Übungen am Reck machen, aber die Mädchen wollten lieber auf dem Schwebebalken rumspazieren.
    Ich weiß nicht, warum die Dinger Schwebebalken heißen, denn sie sind bleischwer. Wir Jungen müssen sie nämlich immer in die Halle tragen. Natürlich hatten wir dazu keine Lust. Wir hatten aber auch keine Lust, am Reck zu baumeln. Der Einzige, dem das Spaß macht, ist Aki, aber dem macht jeder Sport Spaß.
    »Entscheidet euch, Kinder«, hat Herr Fischli gesagt und geseufzt. In letzter Zeit seufzt er wieder sehr oft und er sieht auch oft traurig aus. Dabei hatten wir ihn mit Miss Braitwhistles Hilfe schon fast zum Lachen gebracht. Die hatte es nämlich geschafft, dass Felix, sein Bernhardiner, kein Heimweh nach der Schweiz mehr hatte, wo die beiden herkommen. Aber vielleicht hatte statt Felix jetzt Herr Fischli Heimweh. Das hätte ich ihn gern gefragt, aber ich hab mich nicht getraut.
    »Schwebebalken!«, haben die Mädchen geschrien.
    »Fußball!«, haben wir Jungs geschrien.
    »Ihr immer mit eurem blöden Fußball!«, kam es zurück.
    »Und ihr immer mit eurem bescheuerten Balken!«
    Dann haben wir die Mädchen ein bisschen geschubst und die Mädchen haben uns gezwickt, aber nicht nur ein bisschen, sondern richtig doll. Und da mussten wir uns natürlich wehren. Ich schwöre, dass ich Annalisa nur an ihrer Haarschleife gezogen hab, nicht an den Haaren, aber sie hat trotzdem angefangen zu heulen. Aki hat den Zwillingen ihre dämlichen Puppen weggenommen und in den Basketballkorb geworfen, Hugo hat Pauline ans Schienbein getreten und Clemens hat Henni nur scharf angeguckt, da plumpste sie vor Schreck auf eine Matte. Nur Max hat nichts gemacht, denn der hatte im Umkleideraum noch schnell in sein Pausenbrot gebissen und schrecklichen Schluckauf.
    Herr Fischli blies in seine Trillerpfeife, so doll, bis er ganz dicke Backen bekommen hat, aber es kam kein Ton raus. Konnte auch nicht, denn in der Pfeife steckte ein Kaugummi. Akis Kaugummi, um genau zu sein. Herr Fischli legt seine Trillerpfeife nämlich immer auf die Bank, wenn er mit uns zum Aufwärmen durch die Halle läuft. Und da hat Aki sie schnell genommen und seinen Kaugummi in das Loch gestopft.
    Das hatte aber außer mir keiner gesehen. Trotzdem schrie Hugo gleich: »Das war bestimmt Aki!«, als Herr Fischli die Trillerpfeife aus dem Mund nahm und versuchte, den Kaugummi rauszupopeln.
    »Ist das dein Kaugummi, Aki?«, hat Herr Fischli gefragt.
    »Mein Kaugummi ist in meinem Mund«, hat Aki gesagt und eine extragroße Blase gemacht, um es zu beweisen.
    Immerhin haben wir aufgehört, uns mit den Mädchen zu prügeln, weil wir sehen wollten, ob Herr Fischli es schaffte, dass seine Pfeife wieder pfiff. Er schaffte es nicht.
    »Sie haben doch noch die Pfeife von Miss Braitwhistle!«, hat Polly gerufen.
    »Genau, die Pfeife von Miss Braitwhistle!«, hat natürlich auch Molly gerufen.
    »Ihr seid vielleicht dumm«, hat Hugo gesagt. »Die war doch nicht echt.«
    Ausnahmsweise einmal hatte Hugo recht, die Pfeife hatte nämlich in einem Knallbonbon gesteckt.
    Herr Fischli wühlte in den Taschen von seinem Trainingsanzug, dann zog er etwas heraus. »Hm, da ist sie ja, ich hatte sie viel kleiner in Erinnerung.«
    Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut und wir haben das Gleiche gedacht: Die Pfeife war gewachsen!
    Herr Fischli hat in die Pfeife geblasen und es ist wirklich ein Ton rausgekommen, nein, sogar mehrere Töne. Es klang wie das Trillern eines Vogels. Genau so hatte Miss Braitwhistles Trillerpfeife auch immer geklungen.
    Sofort waren wir alle ganz still. Es war, als hätte einer einen Zauberspruch gesagt, der alles zu Stein werden lässt. Sogar Max ist mitten in einem Schlickser erstarrt und stand mit offenem Mund da. Auf Annalisas Backe haben die Tränen aufgehört zu rollen und Henni blieb mit den Beinen in der Luft auf der Matte liegen wie ein Käfer.
    Herr Fischli hat die Trillerpfeife angeschaut und gemurmelt:
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