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Mirage: Roman (German Edition)

Mirage: Roman (German Edition)

Titel: Mirage: Roman (German Edition)
Autoren: Matt Ruff
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überhaupt sein? Wenn einer eine Bombe bastelt, dann doch, um zu morden. Es ist der Selbstmord -Aspekt, der die Typen zu etwas Besonderem macht.«
    Auf dem Nachttisch standen ein Krug Wasser und zwei Gläser. Mustafa griff danach und goss sich langsam etwas ein.
    »Ich dachte, ich könnte ihn lebendig fassen«, sagte er schließlich.
    »Du sagst das so, als sei das eine ganz vernünftige Idee gewesen.«
    »Er lag auf dem Boden mit meiner entsicherten Pistole am Kopf, Faruk. Er hätte sich ergeben müssen .«
    »Ja, ein rational denkender Verbrecher hätte sicher so reagiert.« Faruk zog einen kleinen Gegenstand aus der Tasche seiner Anzugjacke und reichte ihn Mustafa. »Hier. Ein Andenken.«
    Mustafa musste das schlanke Stück Stahl ein paarmal hin und her drehen, bevor er es als Feuerzeug identifizieren konnte.
    »Haben wir in seiner Hosentasche gefunden«, sagte Faruk.
    »Woher wusstest du …?«
    »Dass du ihn um Feuer gebeten hast? Ich weiß alles, Mustafa. Schätze mal, dein Plan war, seine Hand vom Zünder zu bekommen. Wäre ein echt kluger Einfall gewesen – wenn du ihm anschließend gleich das Hirn weggepustet hättest.«
    Mustafa fand den Zündknopf, worauf sofort eine blaue Stichflamme aus dem Feuerzeug schoss. »Er hat versucht, den Sprengstoff in Brand zu setzen?«
    »Nein, sich selbst. Bei der Autopsie wurden Verbrennungen an der Innenseite des Oberschenkels und den Genitalien festgestellt.« Mustafa sah seinen Chef scharf an, der zuckte jedoch nur die Achseln. »Vielleicht kämpfte er so gegen die Versuchung an, sich zu ergeben. Vielleicht war er aber auch bloß auf einen Adrenalinkick aus. Tatsache ist jedenfalls, dass du versucht hast, einen Mann zur Vernunft zu bringen, der sich eher den Schwanz absengt, als sich lebendig festnehmen zu lassen … Sag mir, dass es nicht wegen Fadwa war.«
    »Faruk …«
    »Da ich alles weiß, weiß ich auch, dass sie letzten Monat endlich offiziell für tot erklärt worden ist. In Anbetracht dessen sehe ich dir ja noch ein gewisses Quantum an Idiotie nach. Dass einer meiner Männer sich aber im Dienst das Leben nehmen will, werde ich definitiv nicht dulden.«
    »Ich will mich nicht wegen Fadwa umbringen, Faruk.«
    »Ach nein? Wegen wem dann? Der anderen?«
    »Du hast Nur angerufen.«
    »Natürlich habe ich Nur angerufen. Und weißt du, was sie antwortete, als ich ihr mitteilte, dass du im Krankenhaus liegst?«
    »Sie wollte wissen, ob ich im Sterben liege, nachdem du diese Frage aber mit Nein beantwortet hattest, meinte sie, du bräuchtest dich erst wieder melden, wenn es so weit wäre.«
    »Fast wortwörtlich. Was für eine Frau redet so bloß über ihren Mann?«
    »Du hast es selbst gesagt: die andere .«
    Faruk schüttelte wieder den Kopf. »Je mehr ich über Mehrfachehen erfahre, desto mehr danke ich Gott dafür, dass ich Christ bin.«
    Mustafa lächelte tapfer über den Witz, aber die Erinnerung daran, dass Faruk der verdächtigen Minderheit angehörte, bereitete ihm Sorgen.
    »Macht dir Riad Druck wegen der Mission?«
    »Das würden sie nur zu gern«, antwortete Faruk. »Leider lag es aber an ihnen und ihren mangelhaften Informationen, dass die Sache hier in die Hose gegangen ist. Und in Anbetracht dessen war kein besseres Resultat zu erwarten. Natürlich habe ich in meinem Bericht ein paar Details beschönigt.«
    »Wenn du einen Sündenbock brauchst …«
    »Was ich brauche, Mustafa, sind die restlichen Mitglieder der Terrorzelle. Und keine schwachsinnigen Aktionen mehr.« Mustafas Chef seufzte. »Zumindest hattest du mit Amal recht.«
    Amal war erst vor Kurzem zum Heimatschutz versetzt worden. Eine Frau und eine Politikertochter: Da sprachen gleich zwei Gründe gegen sie. Faruk hatte sie nur unter Protest in sein Team übernommen und sie mit Schreibtischjobs abspeisen wollen, aber nach Durchsicht ihrer Personalakte hatte Mustafa erklärt, sie verdiene eine Chance.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Mustafa. Da er ihre Akte kannte, wusste er, dass sie bis dato noch nie jemanden töten musste.
    »Schwebt zwei Handbreit über dem Boden«, sagte Faruk. »Wozu sie auch allen Grund hat. Zwei Kopfschüsse aus fünfzehn Metern Entfernung sind eine reife Leistung.« Er musterte Mustafas Gesichtsausdruck, und was er sah, gefiel ihm nicht. »Wär’s dir lieber, wenn sie ihn bloß verwundet hätte? Ihm vielleicht den Zünder aus der Hand geschossen hätte, wie im Fernsehen?«
    »Ich bin nur glücklich, noch am Leben zu sein.«
    »Du hast Glück , noch am Leben zu sein! Das
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