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Mirad 03 - Das Wasser von Silmao

Titel: Mirad 03 - Das Wasser von Silmao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Höhe konnte man gut das ganze Ausmaß der Zerstörung sehen. Sämtliche Gebäude der Sooderburg waren geschwärzt vom Rauch der zahllosen Feuer. Der Labyrinthpalast hatte sein Dach verloren. Die Fenster erinnerten an leere dunkle Löcher im Schädel eines vieläugigen Ungetüms. Über allem hing ein Staubschleier, eine sich nur langsam verflüchtigende Reminiszenz an das Unglück im Nordwestturm. Dieser war in eine gefährliche Schieflage geraten. Vermutlich würde er in Bälde ganz einstürzen.
    Ergil interessierte sich jedoch mehr für das lebhafte Treiben im Burghof. Überall wimmelte es von Soldaten der Achse. Eine auffällige Zusammenballung gab es beim Haupttor. Anstatt den Eingang zur Festung zügig zu durchqueren, liefen die Männer dort wie aufgescheuchte Hühner durcheinander. Offenbar hatte sich irgendetwas Außergewöhnliches in dem tunnelartigen Mauerdurchlass zugetragen.
    Dann fiel Ergil nahe dem Torbogen ein Anführer auf. Es konnte nur ein General oder jemand von ähnlich hohem Rang sein, so sauber und funkelnd, wie seine silberne Rüstung aussah. Im ersten Augenblick musste er an König Entrin denken, aber von dem hieß es, er sei nicht viel schlanker als Godebar. Selbst aus der Höhe konnte man erkennen, dass der Geck da unten an Körperlänge mit den meisten ihn umgebenden Kriegern nicht konkurrieren konnte. Er trug auch keinen Helm. Sein Haar war grau. Etwas schien ihm Sorgen zu bereiten, denn er schüttelte immer wieder den Kopf und lief unruhig hin und her.
    Unvermittelt drehte der kleine Kommandant sich um und deutete zum Eingang des Knochenturmes. Was immer er befohlen hatte, es versetzte einige Soldaten in Laufschritt. Sie verschwanden im Torweg. Ergil hatte ein mehr als ungutes Gefühl. Er überlegte, ob er seinen wandernden Sinn aussenden sollte, aber das war riskant. In den letzten Stunden hatte er seine Kräfte nicht eben geschont und was er mit Jazzar-fajim und Lohentuvim vorhatte, würde ohnehin an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen.
    Ein Soldat kam aus dem Mauerdurchlass gelaufen und rief dem Anführer etwas zu. Daraufhin enteilte dieser mit hektischen kleinen Schritten in den Torweg. Ergil wartete noch eine Weile, aber der Graue tauchte nicht wieder auf. Der Blick des jungen Königs schweifte über das Schollenmeer hinaus nach Norden. Wenn doch nur endlich die susanische Flotte käme!
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte mit einem Mal der Majordomus von Saphira und deutete zum Tor hinab.
    Mehrere Sturmleitern wurden in den Hof getragen. Die Soldaten liefen damit geradewegs auf den Knochenturm zu.
    »Ich habe mich sowieso schon gefragt, warum sie damit so lange zögern«, murmelte Jazzar-fajim.
    »Die Eingangstür wird einem Angriff kaum lange standhalten können. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit«, sagte Ergil. Unvermittelt hörte er das Geräusch flinker Flügel. Das Spätzchen Schekira landete auf seiner Schulter.
    »Sie haben Tusan!«, piepste sie aufgeregt.
    Ergil schloss die Augen. Seine Knie fühlten sich auf einen Schlag wachsweich an. Rasch umklammerte er den Fahnenmast. »Auch das noch! Dann hat doch er das Horn geblasen.«
    »Wo ist er jetzt?«, erkundigte sich Jazzar-fajim.
    »Im Torhaus. Da gibt es eine ausgebrannte Stube, in die man ihn geworfen hat. Gefesselt. Er ist besinnungslos, hat aber bis auf eine Beule am Hinterkopf keine sichtbaren Verletzungen. Und dann habe ich noch etwas entdeckt«, sagte Schekira. »Zuerst war ich in die Tür auf der linken Seite des Torweges geflogen. Im Wachzimmer liegt auf einem Tisch ein großer, schwerer Mann. Aus seiner Seite ragt Qujibos Schwert.«
    Ergil erschrak. »Bist du sicher, dass es sich um die Klinge des Herzogs handelte?«
    »Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, mein Retter. Abgesehen davon befindet sich das Wappen von Bolk auf dem Knauf.«
    »Aber Qujibo konntest du nirgends ausfindig machen?«
    Sie breitete die Schwingen aus und schüttelte ihr Gefieder. »Nein.«
    »Vielleicht hat Tusan das Schwert seines Vaters ausgeliehen«, murmelte Ergil, wohl wissend, dass er sich damit nur etwas vormachen könnte.
    »Der dicke Mann auf dem Tisch«, hakte Jazzar-fajim nach. »Wie hat der ausgesehen, Prinzessin?«
    »Tot. Mausetot. An seinen prankenartigen Händen habe ich keinerlei Schmutz gesehen. Wenn ihr mich fragt, hat der sich vor jedem Kampf gedrückt. Auch seine blanke Rüstung war makellos. Sie hatte goldene Verzierungen, lauter kleine Bären.«
    »Das pandorische Wappentier!«, sagte Ergil und blickte in die Gesichter der

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