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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Autoren: Robin Theis
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gewarnt, Bruderherz? Tja, warum hast du auch nicht unser Dorf vorgewarnt, als ihr zwei einen nach dem anderen abgeschlachtet habt? Großzügig, dass ihr zugeschlagen habt, als ich nicht vor Ort wart. Ich sollte wohl auf die Knie fallen und dir danken.“
    „Schwester...“, seufzte der Kartenspieler. „Ihr habt mich nie verstanden. Das ganze Dorf hat mich verspottet und verachtet. Unsere Eltern und du haben nur zugesehen!“
    Hinter Selin erschien auch ein glatzköpfiger Gentleman im Anzug. Er breitete die Arme aus und trug ein Gedicht vor.
    „Verrat, oh Verrat.
    Was bist du für ein Aas?
    Mein Freund wurd’ zum Feind.
    Meine Hand wurd’ zum Beil.
    Dein ganzes Dorf dich gehasst,
    du ihnen ihr Todesbett gemacht.
    Freunde und Familie umgebracht,
    Doch sag, was hat es dir gebracht?
    Armer Kartenspieler. Keine Träne für dich.
    Ganz alleine bleibst du zurück.“
    „Big Love...“, bemerkte der Kartenspieler. „Was wird das hier? Ein Plädoyer meiner Opfer?“
    „Ziehe eine Karte hatte er gesagt...“ Von der Seite kamen nun auch Natalya samt ihren Stammgästen Rudi und Kelvin. „Recht hatten wir gehabt, als wir ihn hängen wollten. Hatte sich als netter Kerl ausgegeben, doch wollt uns dabei nur sein Messer in den Bauch stecken. Feiger Kerl.“
    „Wir wollten nur Rudis Kartenspiel spielen“, schwor Kelvin. „Du hast uns einfach abgemurkst, nur weil wir Angst vor dir hatten. Was sollen wir auch sonst haben? Du bist gruselig.“
    Der Kartenspieler traute seinen Augen nicht, als sich vor ihm eine Armader seine Opfer bildeten. Einer nach dem anderen erschien aus dem Nichts. Mit einer beängstigenden Geduld kamen sie ihm entgegen.
    „Hüte dich vor ihnen“, flüsterte ihm Selin ins Ohr. „Sie wollen dir nichts Gutes.“ Sie löste sich von seiner Umarmung. „Lauf, Jack! Du musst weg von hier.“
    Der Kartenspieler nickte und ging die ersten Schritte vorsichtig rückwärts. Alsbald drehte er sich von der Menschenmenge weg und beschleunigte seinen gewohnt lockeren Gang. Der Grund war nicht etwa, dass die Herde auf ihn zusprintete, sondern, dass sie ihn mit einer unheimlichen Geduld verfolgten, eine Lässigkeit, die sie nur haben konnten, wenn sie fest davon überzeugt waren, ihn eines Tages in ihre Fänge zu bekommen. Vielleicht nicht heute, aber sie würden nie aufhören ihn zu verfolgen, egal wohin er auch flüchtete.
    Mittlerweile lief er über den zugefrorenen Fluss, wobei er nicht den Blutverlust seiner Bauchwunde bemerkte. Wenn er zurücksah, sah er nur bekannte Gesichter von Menschen, die ihm bereits in seinem Heimatort zum Opfer fielen oder auch Menschen wie Rudi und Kelvin, die ihm erst im späteren Verlauf seines Lebens begegneten. Hinter ihm marschierte die Historie all seiner Schandtaten.
    Er stoppte erst, als ein unerwartetes Gesicht vor ihm auftauchte. Es war Willi, der vor ihm stand und den Revolver auf ihn richtete.
    „Du auch, Willi?“, fragte der Kartenspieler verwundert.
    „Jack?“ Willi musterte ihn von oben bis unten. „Was ist nun wieder mit dir geschehen?“
    Der Kartenspieler nahm Willi genau unter die Lupe. „Du bist also kein Trugbild“, sagte er erleichtert.
    „Trugbild?“ Willi erinnerte sich an einen geleerten Suppenteller zurück, den er auf seinem Weg bemerkt hatte. „Du hast Zaubersuppe genommen, um deine Schmerzen zu lindern. Jack, verdammt, drehst du jetzt völlig ab?“
    „Geh mir aus dem Weg, Willi“, drohte der Kartenspieler. „Ich muss schleunigst hier weg.“
    „Ich kann dich nicht durchlassen“, seufzte Willi. „Ich kann dir keine dritte Chance geben, ohne das Leben meiner Freunde zu gefährden. Ich musste mich endgültig für eine Seite entschieden und es ist nicht deine.“
    Der Kartenspieler sah hektisch nach hinten. „Ich habe keine Zeit für dich.“
    Allerdings hatte Willi auch keine Zeit mehr. Er betätigte den Abzug und feuerte die erste Kugel haarscharf am Kartenspieler vorbei. Die zweite streifte den Kartenspieler am Ärmel, was dieser Dank seines Zaubersuppenkonsums nicht weiter bemerkte. Von der halluzinierten Folgschaft in seinem Rücken gedrängt, zückte der Kartenspieler zwei Messer und ging auf Willi los. „Verdammter Sturkopf“, schrie er und durchschnitt mit seiner Klinge die Luft.
    Willi, der die Kampftechnik des Kartenspielers seit Jahren kannte, hatte keine Schwierigkeiten den Angriff vorauszuahnen und im richtigen Moment zurückzuspringen. Er feuerte seine dritte Kugel ab, doch wie Willi die Technik des Kartenspielers kannte, war
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