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Millionencoup im Stadion

Millionencoup im Stadion

Titel: Millionencoup im Stadion
Autoren: Stefan Wolf
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zu
laufen, daran war er gewöhnt, und so durfte er auch heute Abend mit. Für ihn
gab es überhaupt kein besseres Plätzchen als bei seinem Frauchen.
    Die neu gestaltete Trattoria Da
Enzo war in einem weitläufigen Gebäude untergebracht. Neben dem Eingang, wo
zwei mit Lichterketten geschmückte Buchsbäumchen in Kugelform standen, sah man
durch eine schmale Einfahrt in den Hinterhof. Die vier Freunde waren sich
sofort einig, dass sie eine gute Wahl für ihre Zusammenkunft getroffen hatten.
Dieser Platz war ihnen wesentlich sympathischer als das Restaurant »Zur
goldenen Möwe«, wie sie das Fast-Food-Restaurant, an dem sie auf dem Weg
hierher vorbeigekommen waren, nannten. Bei Da Enzo sah alles sehr aufgeräumt
und gepflegt aus. Nichts erinnerte an die schäbige Trattoria von früher.
    In der Einfahrt, die durch
einen bulligen Audi Q7 in dunkler Farbe verstellt war, gab es einen
Fahrradständer. TKKG schoben ihre Fahrräder umständlich an dem
Luxus-Geländewagen vorbei, peinlich bemüht, keine Kratzer im Metall zu
hinterlassen.
    »Mann, der Typ, dem der Panzer
hier gehört, muss auch noch Parken lernen«, mokierte sich Karl, während er sein
Rad mit denen seiner Freunde zusammenschloss. Paarweise wurden die Räder mit
einem Kabelschloss aneinandergekettet, zur Sicherheit — wie immer. Vom Hof her
ertönte durchs geöffnete Küchenfenster das Klappern und Klirren von Töpfen,
Besteck und Gläsern.
    »Pizza Melina de Tossa!«,
schwärmte Klößchen und leckte sich die Lippen, als er die Speisekarte an der
Außenseite des Lokals studierte. »Mir ist heute nach Äpfeln, Mozzarella und
Gorgonzola. Ist mal was anderes.«
    »Iss mal was anderes, trifft es
wohl besser«, meinte Karl wortwitzig.
    »Ich bin begeistert, dass du
freiwillig Obst wählst«, freute sich Gaby.
    »Warum wundert es mich nicht,
dass du heute Abend nach dieser ganztägigen Fressorgie bei deinen Eltern
überhaupt noch etwas runterbringst?«, stellte Tim fest. »Ich würde platzen.«
    »Morgen Vormittag muss ich das
Deutsch-Referat halten. Da benötige ich viel Energie zum Denken«, konterte
Klößchen.
    »Wenn du dich da mal nicht
täuschst und du deine Energie vielmehr für die Verdauung brauchst«, klinkte
sich Gaby ins kameradschaftliche Gezänk ein. Dass es keiner der Jungs wirklich
ernst meinte, wusste sie. Der Freundschaft der vier konnte nichts so schnell
einen Abbruch tun.
    Klößchen hatte seinen
Geldbeutel hervorgekramt und warf einen prüfenden Blick hinein. »Mein Vater hat
mit vorhin noch einen Schein zugesteckt. Ich lade euch heute Abend feierlich
auf eine Pizza ein!« Der Jubel war groß, denn die Euros waren für die
Internatsschüler meist knapp: Es gab nur wenige Ausnahmen, bei der die
Internatsleitung Privatgeld gestattete. Jeder musste mit seinem Taschengeld
auskommen und konnte sich deshalb meist nur das Nötigste gönnen. Gerade bei Tim
war das Geld oft knapp. Seine alleinerziehende Mutter — Tims Vater kam vor
einiger Zeit ums Leben — musste mit ihrem überschaubaren Lohn als Buchhalterin
die beiden alleine durchbringen. Das war nicht immer einfach und das teure
Schulgeld für ihren Sohn kein Pappenstil.
    Klößchen hingegen war gut
betucht — besser gesagt seine Eltern. Erna und Hermann Sauerlich wohnen in
einer vornehmen Villa in einem feinen Viertel am Stadtrand, wo TKKG oft zu Gast
waren. Herr Sauerlich, der genauso rund wie sein Sohn war, besaß eine
Schokoladenfabrik. Mit ihr hatte er schon Millionen verdient. Der Fabrikant
hatte Verständnis dafür, dass sein Sprössling gerne aß — und steckte ihm
deshalb immer mal wieder etwas Extra-Taschengeld für Süßigkeiten zu.
    Tim ging voran, als sie das
Restaurant betraten. Er hielt — ganz Mister Supermanieren — seiner Freundin die
Tür auf. Dann folgten Karl und Klößchen, der prompt über die Türschwelle
stolperte.
    Um diese Zeit war nicht viel
los. In der hinteren Ecke saß ein Pärchen und hielt Händchen. Der dritte Gast
war ein Rentner. Er trank ein Bier. Unter dem Tisch lag ein alter Hund, der vor
sich hin träumte. Hinter einer kleinen Abtrennung saß noch eine Gruppe älterer
Jugendlicher, was TKKG an den lauten, kehligen Stimmen vernahmen. Mehr konnten
sie nicht erkennen.

    Inzwischen hatten TKKG an einem
liebevoll mit frischen Schnittblumen und Kerzen dekorierten Tisch Platz
genommen. Hier konnten sie in Ruhe reden.
    Hinter der Theke war die Tür
zur Küche. Karl bemerkte, wie ein Mann mit dunklen, kurz geschnittenen Haaren
und freundlichem Gesicht kurz
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