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Millionencoup im Stadion

Millionencoup im Stadion

Titel: Millionencoup im Stadion
Autoren: Stefan Wolf
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Quetsch du deinen Vater noch ein bisschen über Kraut aus. Ich
frage mal bei Herrn Glockner nach, ob der noch ein paar Infos zum Brand
herauslässt. Dann habe ich auch einen Grund, Gaby nachher noch einmal zu
treffen.«

2. Ein
nächtlicher Zeuge
     
    »Was sagen Sie da? Aufgesägt?
Mit schwerem Gerät? Nein! Und die Alarmanlage... die war abgestellt? Soso. Aber
wie kann denn... was? ... Ja. Ja, selbstverständlich. Ich erwarte Sie innerhalb
der nächsten halben Stunde!«
    Als Johannes Kraut den
Telefonhörer aufknallte, wirkte sein Gesicht schmerzverzerrt. Seine Wangen
glühten vor Aufregung. Steven, sein Sohn, der ihm in seinem modernen Büro in
einem schicken roten Designersessel gegenübersaß und bedächtig in einem großen
Glas Latte macchiato rührte, hob fragend eine Augenbraue. Er hatte eigentlich
in aller Ruhe — eingebettet in netter Plauderei — um die Erhöhung seines Taschengeldes
betteln wollen. Sein alter Herr, der über so viel Geld verfügte, dass es einem
normalen Menschen schwindlig werden konnte, hielt seinen Sohn noch immer an der
kurzen Leine. Wegen jedem Hunderter musste er ihn lange bitten! Und das, obwohl
Steven seit sieben Wochen 18 war.
    Steven sah blendend aus. Das
fanden nicht nur die Mädchen aus seiner Stufe, eigentlich fand das jedes
Mädchen. In seinen schicken Marken-Klamotten sah er ein bisschen wie ein
amerikanischer Teenie-Schauspieler aus. Er hatte leichtes Spiel mit dem
weiblichen Geschlecht. Doch bei seinem sturen Vater kam er mit seinem hübschen
Gesicht nicht weiter. Dennoch wollte er heute endlich einmal Klartext mit
seinem alten Herrn sprechen. Doch offenbar sollte es anders kommen.
    »Schwierigkeiten wegen des
Brands, Papa?«, erkundigte sich Steven vorsichtig, während er mit einem Fuß
unentwegt auf und ab wippte. Einem Kenner der Körpersprache wäre fraglos
aufgefallen, dass Krauts Sohn unter großer Anspannung litt.
    Kraut zog ein Taschentuch aus
der schwarzen Weste seines teuren Anzugs und putzte sich über die Stirn, auf
der sich in den letzten Minuten kleine Schweißperlen gebildet hatten.
»Gewissermaßen! Das war gerade Kommissar Glockner von der hiesigen Polizei. Es
scheint noch mehr Komplikationen mit dem Brand zu geben. Nicht genug, dass die
Halle samt Inhalt dem Erdboden gleichgemacht wurde. Nein, jetzt muss ich mich
auch noch wegen Brandstiftung mit der Polizei und der Versicherung
herumschlagen. Wenn ich die Typen in die Finger kriege...« Der Geschäftsmann
sah entschlossen aus. Es schien ihm wirklich ernst zu sein mit seinen inneren
Racheplänen.
    »Ach was?« Interessiert
dreinblickend stellte der blonde Junge mit den hellblauen Augen sein Getränk
aus Espresso und Milch ab. »Und wieso ruft dich der Kommissar noch mal an? Hat
die Polizei denn bereits eine heiße Spur? Du hast doch schon heute Morgen
ausgiebig mit der Spurensicherung gesprochen.«
    Johannes Kraut stand auf und
griff nach seinem schwarzen Jackett. »Glockner holt mich gleich ab. Er will
noch einmal mit mir zum Tatort.« Der gut aussehende Geschäftsmann mit den grau
melierten Schläfen — offenbar hatte Steven sein Aussehen vom Herrn Papa geerbt
— sagte abschließend: »Was immer du mit mir besprechen wolltest, mein Sohn,
muss warten.«

    Steven hatte sich ebenfalls
erhoben und war in seine braune Lederjacke geschlüpft. »Kann ich nicht
mitkommen?«
     
    »Der polizeilichen
Spurensicherung zufolge haben die Einbrecher mit Stahlsägen eines der
ebenerdigen, vergitterten Fenster auf der Rückseite der Lagerhalle geöffnet«,
erzählte Kommissar Glockner, während er seinen Dienstwagen durch den regen
Feierabendverkehr der Millionenstadt lenkte. »Drinnen begaben sie sich gezielt
in den Bereich, in dem die Kisten mit den Fußball-Trikots lagerten. Nach
unserem derzeitigen Ermittlungsstand entwendeten die Diebe mehrere Kartonagen
und verschwanden dann mit der Ware — nicht ohne ein wärmendes Feuer zu
hinterlassen...«
    »Sie entwendeten also
hauptsächlich WM-Trikots?« Johannes Kraut, der auf dem Beifahrersitz saß,
runzelte fragend die Stirn.
    »So wie es aussieht: ja. Ihre
Sekretärin war so freundlich, uns heute Vormittag eine Liste mit Ihren
Lagerbeständen zu geben. Anhand dieser Aufzählung können wir nun fast sicher
sagen, was fehlt, also gestohlen wurde, und was bei dem Brand vernichtet
wurde«, führte Kommissar Glockner freundlich aus.
    Das Fahrzeug bog in die
Sedanstraße ein. Schon bald fuhr es inmitten grauer Lagerhallen, mehrerer
Baumärkte, Tankstellen und einem
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