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Millionen-Baby

Millionen-Baby

Titel: Millionen-Baby
Autoren: Carter Brown
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die Augen schließen und mir ausmalen, was ich mir in Virginia City kaufen
würde. Ich nahm ein paar der dicken Notenbündel in die Hand, dann ließ ich sie
wieder in die Mappe zurückfallen. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen
gespannt; ich wartete auf Vitrelli .
    Die Stille wurde nur von dem
Rascheln unterbrochen, mit dem er die Seiten umwendete. Ich rauchte eine
Zigarette und noch eine, trank mein Glas aus, wollte es aber nicht nachfüllen,
da er seins nicht einmal angerührt hatte. Schließlich legte er die letzte Seite
fort.
    »Ausgezeichnet«, sagte er sanft
und blickte mich an. »Wirklich ausgezeichnet — und nichts ausgelassen. Wir
wissen genug von Ihrer Organisation und hätten sofort gemerkt, wenn Sie
versucht hätten, uns zu betrügen, Ed .« Er lächelte
langsam. »Es ist wirklich vollständig. Freut mich .«
    »Sie halten mich doch nicht für
so töricht, es bei einer derartigen Transaktion mit Betrug versuchen zu wollen«,
sagte ich leichthin.
    »Natürlich nicht«, entgegnete
er höflich. »Aber eigentlich hätte ich erwartet, daß die Spielautomaten mehr
abwerfen .«
    »Die Sache muß noch ausgebaut
werden«, erklärte ich. »Das hatte ich schon immer vor, aber Sie wissen ja, wie
es ist. Man kommt einfach zu nichts .«
    »Natürlich.« Alex nickte. »Das
werden wir nachholen .«
    Er hatte noch fünf oder sechs
weitere Fragen, dabei bewährte sich, daß ich die ganze Geschichte so gut
auswendig gelernt hatte. Schließlich stand er auf, das Dossier in der linken
Hand. Mit der anderen wies er auf die Tasche.
    »Wollen Sie das mit unseren
besten Empfehlungen annehmen, Ed«, grinste er. »Sozusagen als
Abschiedsgeschenk. Sie reisen doch, oder ?«
    »Noch heute
nacht «, sagte ich. »In ein paar Tagen bin ich in Europa .«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel
Glück«, murmelte er. »Aber mit einer Million Dollar in der Tasche ist das wohl
überflüssig. Auf Wiedersehen, Ed.«
    »Auf Wiedersehen.« Wieder
schüttelten wir uns die Hände, und ich begleitete ihn zur Tür. Als er draußen
war, stürzte ich seinen Old Fashioned herunter.
    Ungefähr zwei Minuten später
wurde die Tür aufgerissen, und Baby kam herein. Glitzernd hefteten sich ihre
Augen auf die Diplomatentasche.
    »Geschafft !« schrie sie wild. »Schatz, eine ganze Million !« Sie
warf ihre Arme um meinen Hals und küßte mich mit einer Leidenschaft, die ich
noch nicht an ihr kannte.
    »Wir dürfen jetzt nichts
verderben«, sagte ich und machte mich widerstrebend von ihr los. »Nichts wie
raus!«
    »Okay«, stimmte sie glücklich
zu. »Wann geht das Flugzeug ?«
    »Um zwanzig Uhr.« Ich schaute
auf meine Armbanduhr. »Jetzt ist es beinahe vier. Warum gehen wir nicht noch
kurz in meine Wohnung? Ich muß sowieso mein Gepäck holen .«
    »Keine schlechte Idee«, stimmte
Baby zu. »Ich habe hier noch ein paar Sachen, die ich mitnehmen möchte. Warum
fährst du nicht vor? Nimm das Geld mit — ich komme in einer halben Stunde nach .«
    »Gut. Ich habe übrigens noch
eine Frage: Was machen wir, wenn Davis früher zu sich kommt ?«
    »Kümmere dich nicht um Edmund,
Süßer«, kicherte Baby schrill. »Der kriegt noch eine zweite Spritze .«
    »Paß bloß auf«, meinte ich
nervös. »Schließlich soll er irgendwann wieder aufwachen .«
    »Ich habe für meine fünfzig
Dollar auch noch ein paar gute Ratschläge eingekauft«, beruhigte sie mich. » Überlaß das deiner kleinen barmherzigen Schwester — der
kommt erst wieder hoch, wenn wir längst über alle Berge sind .«
    »Hoffentlich weißt du, was du
tust .« Ich lächelte sie an. »Bisher hast du jedenfalls
alles wunderbar arrangiert .«
    Ich nahm die Tasche mit der
Million und verließ das Zimmer.
     
    Kurz nach halb fünf war ich
wieder in meiner Wohnung, schob die Mappe unter das Bett, weil mir im Moment
kein besseres Versteck einfiel, und goß mir ein Glas ein. Dann setzte ich mich
hin und wartete auf Baby.
    Eine Stunde später, als ich
total mit den Nerven fertig war, ging endlich der Gong, und Baby kam
hereinspaziert, als sei nichts geschehen.
    »Verdammt, wo warst du so lange ?« schnauzte ich sie an.
    »Sachte, sachte, Schatz.« Sie
zog langsam ihre Handschuhe aus, als wäre sie zu einem Teebesuch gekommen.
    »Ich habe meine Koffer noch
schnell zum Flughafen gebracht, auf den Namen von Mrs. Roberts .«
    »Warum hast du dann nicht
angerufen ?« beschwerte ich mich. »Ich bin beinahe
verrückt geworden, weil ich nicht wußte, was los war .«
    Sie lächelte mich strahlend an.
»Tut mir leid, Mike.
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