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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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konnte, schließlich die Couch hinausgetragen. An ihrer Stelle standen nun drei Sessel um einen kleinen Tisch herum.
    Bowles hatte sich ihren Platz bereits reserviert, der Sessel, von dem aus sie freien Blick auf die Wandschirme hatte, die DeRicci abgeschaltet hatte. DeRicci überließ es der Generalgouverneurin, sich für einen der verbliebenen Sessel zu entscheiden. Sie selbst wollte sich erst im letzten Moment setzen.
    Nun, da sie Flints Nachricht erhalten hatte, fühlte sie sich etwas besser. Sie hatte das sonderbare Gefühl gehabt, etwas wäre schiefgegangen, obwohl sie seitens des Oberkommandos der Disty oder der Angehörigen der Allianz nichts dergleichen gehört hatte. Stattdessen zeigten sich alle vollends begeistert darüber, dass diese Krise hatte beigelegt werden können.
    So begeistert, dass ihre Kontaktperson in der Allianz sich freiwillig erboten hatte, eine Erklärung zu ihrer Unterstützung bei InterDome Media abzugeben. Offenbar beabsichtigte Bowles mit diversen Amtspersonen über DeRicci zu sprechen, wenn dieses Interview vorbei war.
    Gut, dass Flint eine Weile fort war.
    Diese Geschichte würde wie ein Sturm vorüberziehen, und niemand würde ihn wegen eines Interviews belästigen. DeRicci würde seinen Namen nicht nennen, und sie bezweifelte, dass außer ihr jemand von seiner Verwicklung in die ganze Sache wusste. Selbst die Generalgouverneurin hatte keine Ahnung, wer der Pilot war, der die Überlebenden zum Mars gebracht hatte.
    Und dabei würde DeRicci es belassen.
    »Sollen wir anfangen?« Ki Bowles Stimme klang so zuckersüß wie aalglatt in ihrer vorgetäuschten Freundlichkeit.
    DeRicci schluckte den Ärger hinunter, den sie dieser Frau gegenüber schon den ganzen Tag empfunden hatte, und nahm lächelnd Platz. »Ich bin bereit.«
    »Hat die Aufzeichnung schon begonnen?«, fragte die Generalgouverneurin.
    »Ja, aber wir haben bisher nur ein paar einleitende Aufnahmen gemacht«, erklärte Bowles, »der Raum, die Eingangstür, die Art, wie die Sicherheitsbehörde in der Aufbauphase aussieht.«
    »Gut«, sagte die Generalgouverneurin, »weil ich nämlich jetzt eine Erklärung abzugeben habe.«
    DeRicci wurde nervös.
    »Sie werden diese Erklärung in voller Länge senden«, fuhr die Generalgouverneurin fort. »Anderenfalls wird man Ihnen nie wieder ein Interview mit einem Angehörigen meiner Regierung gewähren. Haben Sie mich verstanden?«
    »Gouverneurin, das ist …«
    »So lauten meine Bedingungen.« Die Generalgouverneurin sprach leise und sanft, und doch lag eine große Kraft in ihren Worten.
    Bowles sah aus, als würde sie sich gleich übergeben müssen. »In Ordnung.«
    »Gut, denn die Berichte, die Sie heute über Noelle DeRiccis Leistungen gebracht haben, gehören zur schlimmsten Abart von Journalismus, die es nur gibt«, sagte die Generalgouverneurin. »Sie, Ms. Bowles, haben sich Erklärungen für Dinge zurechtgereimt, die Sie nicht verstanden haben. Sie haben Chief DeRicci keine Gelegenheit gegeben, Stellung zu nehmen, bevor Sie Ihre Hasstirade gesendet haben, und Sie haben DeRiccis makellose Akte durchwühlt, in der Hoffnung, einen Fall – irgendeinen Fall – zu finden, der Ihre Behauptungen stützen könnte. Wenn Sie dieses Interview in gleicherweise missbrauchen, wenn Sie es in seine Einzelteile zerlegen, damit es sich so anhört, wie Sie es haben wollen, landet die ungeschnittene Version der Aufzeichnungen innerhalb der nächsten Stunde auf den Schreibtischen Ihrer Konkurrenten – und damit noch ehe Sie Ihre verfälschte Version also ganz haben senden können!«
    DeRicci fühlte, wie ihr Unterkiefer herunterklappte. So war sie noch nie verteidigt worden.
    »Ich mag es nicht, wenn man mich bedroht, Gouverneurin«, sagte Bowles. Ihre Stimme klang ruhig, aber in ihren Augen blitzte etwas auf, das aussah wie blanker Hass.
    »Und ich mag es nicht, wenn eine beispielhafte Staatsdienerin Prügel dafür kassiert, Leben zu retten!«, gab die Generalgouverneurin zurück.
    DeRicci lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und lauschte interessiert, als das Interview in ein Lanzenstechen zwischen Bowles und der Generalgouverneurin ausartete. Und dabei lernte sie, dass die Presse zu manipulieren eine ganz neue Bedeutung bekommen konnte, wenn jemand dabei die Fäden zog, der über die passenden Fähigkeiten und Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügte.
    Bowles kam durchaus noch zu ihren Fragen, aber DeRicci bekam nie Gelegenheit, ihr zu antworten. Die Generalgouverneurin beherrschte das ganze
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