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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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eine Last.« 17
    In kaum
einem anderen Bereich können wir so autonom unser Schicksal bestimmen wie bei
der Beziehungs- und Partnerwahl. Wie wir mit einem Mann leben, ist unsere
ureigene Angelegenheit. Außerdem bewegen wir uns da auf einem Terrain, auf dem
wir uns auskennen. Frauen fühlen sich schließlich für das Private zuständig.
Und niemand zwingt uns, freiwillig zurückzustecken und uns unterzuordnen.
Niemand zwingt uns einen Mann auf, der das von uns erwartet.
    Die Wahl
des Mannes ist unsere alleinige Entscheidung. Nehmen wir den, der eine kluge
Partnerin will, oder den, der ein dummes Weibchen sucht? Den, der uns auf
Augenhöhe akzeptiert, oder den, der ein Mäuschen will? Unterstützt er unsere
Eigenständigkeit oder braucht er das ergebene Muttchen? Selbstbewusste Frau
oder willfähriges Püppchen? Wir können wählen.
     
    Doch in
unserem privaten Bereich entscheiden wir uns oft gegen Selbstbestimmung und
Autonomie. Wir wollen es so. Und dann tun wir, als wäre es Schicksal.
    »Die
Frauen bemühen sich, das so zu sehen«, sagt Rosemarie Leinemann. »Anders
können sie es emotional nicht verarbeiten. Wenn es heißt, Männer und Frauen
sind gleichberechtigt, und sie merken, das ist bei ihnen anders, sehen sie es
als individuelles Problem. Und das versuchen sie, wegzudrücken und ihr
Verhalten als unausweichlich darzustellen. Sie haben nicht gelernt zu
hinterfragen, was sie da tun. Denn die Mutter hat es ja auch nicht gemacht.« 18
    Und es
sind noch nicht einmal immer Männer, die eine ungleiche Partnerschaft wollen,
wir selbst fädeln sie ein. Für Männer ist es bequemer, wenn wir uns ihnen
anpassen und wenig Durchsetzungswillen zeigen. Sie wollen uns eigentlich nichts
Böses, sie wollen nur nicht zurückstecken. Oberflächlich betrachtet, kann es
dann tatsächlich so aussehen, als würden beide Seiten in der Beziehung
bekommen, was sie wollen: er die starke, sie die schwache Position.
    Da ist der
Knick. Die Bruchstelle in der Biographie vieler Frauen. Sobald die romantische
Liebe und das bürgerliche Paarmodell winken, lassen sie sich verführen und
wählen die Klein-Frauchen-Rolle. Selbst wenn sie bis dahin ihr Leben
selbstbestimmt und klug gemeistert haben.
     
    Wenn es um
Entscheidungen für ihre Zukunft geht, kommen viele Studierende der Hamburger
Universität zu Frauke Narjes. Sie leitet das dortige Career Center, eine
Beratungsstelle, die Studentinnen und Studenten bei ihren beruflichen Plänen
auf die Sprünge helfen will. Frauke Narjes hat Theologie studiert, ein Kind
alleine großgezogen, länger ohne Partner gelebt und immer ihr eigenes Geld
verdient. Sie hat gelernt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, und
beobachtet bei ihren Studierenden, wie unterschiedlich Frauen und Männer
darüber denken: »Wenn es um Zukunftsplanung geht, höre ich nie von einem
Studenten, dass er nach seinem Studium in der Stadt bleiben will, weil er hier
eine Partnerin hat. Das ist für Männer anscheinend kein Thema. Sie würden
dorthin gehen, wo sie glauben, dass es für sie am erfolgreichsten ist. Während
meine Studentinnen diesen Punkt oft ansprechen. Häufig höre ich von ihnen, dass
sie nicht weg wollen aus Hamburg, weil sie hier eine Beziehung haben. Selbst
wenn es für ihre eigene Entwicklung wirklich wichtig wäre, die Stadt zu
wechseln. Aber ihr Freund und die Liebe gehen eigentlich immer vor.« 19
    So wie bei
dieser begabten Assistentin am Fachbereich Anglistik an einer anderen
Universität, die ein Stipendium für Oxford bekommen hat. Das ist noch kein
Sechser im Lotto, aber schon nahe dran. Und was tut diese Frau? Sie will nicht
hingehen. Will die Forschungsmöglichkeit an einer der berühmtesten
Universitäten der Welt ausschlagen. Ihre Begründung:
    Sie wolle
sich nicht von ihrem Freund trennen - auch nicht für kurze Zeit. Ihr sei die
Beziehung wichtiger als alles andere. Würde ein Mann nur für einen winzigen
Augenblick daran denken, sich eine solche Chance entgehen zu lassen?
    Zweifellos
gibt es eine starke Verführungskraft der traditionellen Rollen. Überall wird
uns vorgegaukelt, es reiche, wenn wir einfach nur verliebt sind in einen Mann.
Dann werde sich der Rest schon finden. Aber wir wissen doch, dass das nicht so
ist. Wir können entscheiden, ob wir uns behaupten oder vermausen.
    Das können
wir — wenn wir es wollen. Wenn wir uns nicht dumm und taub stellen. Damit wir
später eine Rechtfertigung haben, warum wir so abhängig geworden sind.
     
    Der Betrug
    Haben wir
uns erst mal in
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