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Midnight Man (02) – Gefährliche Mission

Midnight Man (02) – Gefährliche Mission

Titel: Midnight Man (02) – Gefährliche Mission
Autoren: Lisa Marie Rice
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Gentleman.
    Jetzt glaubte sie ohne Weiteres, dass er eine erfolgreiche Firma führte. Wow, er war richtig gut angezogen. Er sah noch genauso kraftgeladen aus wie am Morgen, aber in einem feinen Wollanzug und einem grauen Kaschmirmantel wirkte er … respektabel. Wie jemand, mit dem sie ins Restaurant gehen konnte, ohne fürchten zu müssen, dass er sie verschlingen und die Knochen wieder ausspucken würde.
    Auf der Treppe bot er ihr seinen Arm und blieb unter dem Tordach stehen. Es regnete stark und gleichmäßig aus tief hängenden grauen Wolken, der typische Portlander Regen.
    John hatte einen schweren, großen Schirm zum Vorschein gebracht, wartete aber einen Moment, ob der Regen vielleicht nachließ, und trat dann ins Freie. Suzanne schaute an ihm hinunter. Er trug keine Kampfstiefel, sondern solide, auf Hochglanz polierte, elegante Schuhe, an denen der Regen einfach abperlte.
    Bei ihren Rossetti-Pumps wäre das nicht der Fall. Sie seufzte. Die Schuhe waren teuer gewesen, und das Wasser würde sie ruinieren.
    Egal. Sie hob den Blick und schaute unwillkürlich die Straße entlang, wie sie es immer tat.
    In der zweiten Querstraße gab es eine neue Galerie, und drei Blocks in der anderen Richtung würde nächste Woche ein modernes asiatisches Restaurant eröffnen. Pearl mauserte sich.
    Doch dieses Stück der Rose Street war dunkel und heruntergekommen. Suzanne zögerte häufig, ehe sie die paar Schritte auf die Straße und zu ihrem Auto wagte, und nach Einbruch der Dunkelheit ging sie nie allein aus dem Haus.
    Jetzt jedoch hatte sie keine Angst. Mit John Huntington an ihrer Seite und der Hand auf seinem kräftigen Arm fühlte sie sich sicher. Völlig sicher.
    »Gehen wir.« Er hielt den Schirm über sie, griff um ihre Taille und eilte mit ihr zu seinem Wagen.
    LKW wohl eher. Suzanne schaute bestürzt zu der offenen Beifahrertür des Yukon, dann zu ihm hinauf. Aus diesem Blickwinkel und in der Dunkelheit sah sie nur ein breites Kinn.
    Sie war noch nicht ganz zu dem Schluss gekommen, dass ihr schwarzer Rock zu eng zum Einsteigen war, als John sie auf die Arme nahm und sanft in den Wagen setzte.
    Sie war eine erwachsene Frau, und er hob sie so mühelos hoch wie ein Kind.
    Wieder musste sie sich wundern, wie schnell der Mann sich bewegte. Sie zog noch ihren Mantel zurecht, als die Fahrertür auf- und zuging und einen Schwall kalter Luft hereinließ. Er drehte den Zündschlüssel.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie, als sie an der Brandon Avenue waren.
    Er sah sie kurz von der Seite an. »Wohin Sie wollten«, antwortete er, als verstünde sich das von selbst.
    Suzanne machte große Augen. »Zum Comme chez soi?«
    Er zuckte die Achseln. »So ist es.«
    Sie lachte überrascht. »Sie haben an einem Freitagabend noch einen Tisch bekommen?« Gewöhnlich musste man dort zwei Wochen im Voraus reservieren. Kurzfristig freitags an Plätze zu kommen, war unmöglich.
    Sowie sie in die hell erleuchtete Innenstadt gelangten, konnte Suzanne sein klares, hartes Profil deutlicher sehen. Sein Ausdruck war hart, bestimmt. »Ja, ich habe sie überzeugt, für zwei weitere Gäste Platz zu schaffen.«
    Sie überzeugt … Suzanne blieb die Luft weg. Er war bewaffnet gewesen. Hatte er ihnen die Pistole vorgehalten?
    Sie fuhr sich mit der Hand an den Mund. »Meine Güte, John, was haben Sie getan?«
    Er lachte rau. »Nicht, was Sie denken, Honey. Ich bin hingefahren und habe dem Oberkellner ein Stück Papier mit einem toten Präsidenten drauf gegeben.«
    Suzanne schaute aus dem Fenster, froh über das Zwielicht im Wagen, bei dem ihr Erröten hoffentlich nicht auffiel.
    Honey. Er hatte Honey zu ihr gesagt. Natürlich bedeutete das gar nichts. Doch ihr Herz hatte einen Sprung gemacht. Sie legte die Hände übereinander und atmete tief, um sich zu beruhigen.
    Es kam ihr vor, als wäre sie mit ihm allein in einer Höhle. In einer dunklen Höhle, vom Rest der Welt abgeschnitten. Es herrschte kaum Verkehr, und Fußgänger waren nicht zu sehen. Der große Wagen rollte leise durch die Straßen und ließ das Wasser auf der Straße hochspritzen. Die Scheibenwischer bewegten sich im Takt mit ihrem Herzschlag.
    John fuhr schnell, aber gut. Sie fühlte sich sicher wie in einem Kokon.
    »Es regnet wirklich stark«, sagte sie schließlich. Er hatte seit zehn Minuten kein Wort gesprochen. Sie musste erst noch lernen, sich mit diesem Mann zu unterhalten, ohne dass ihr die Stimme oder die Hände zitterten. Das Wetter schien ihr ein unverfängliches Thema zu
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