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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
Autoren: Raymond Feist
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Blau, das an Kornblumen erinnerte, seine Lider waren nahezu weiblich, und mit einem netten Lächeln auf den Lippen begegnete er jedem freundlich und zuvorkommend. Er hatte sich nur deshalb noch nicht richtig mit dem anderen Geschlecht angefreundet, weil er zu Hause nur Brüder gehabt hatte. Aber da er jetzt soviel Zeit mit Jimmy verbrachte, mußte er früher oder später zu der Überzeugung kommen, daß an Mädchen doch etwas mehr dran war, als er sich in Endland hatte vorstellen können. »Also«, meinte Locklear und beschleunigte seinen Schritt, »sollte deLacy tatsächlich keinen Weg finden, dich aus den Diensten einer Hoheit zu entlassen, und sollte Jerome tatsächlich keine Straßenjungen anstiften, dich zu verprügeln, dann wird dir bestimmt irgendein eifersüchtiger Küchenjunge oder ein wütender Vater den Scheitel mit einer Keule nachziehen. Nur wird keiner von denen eine Chance bekommen, wenn wir zu spät in der Kanzlei erscheinen - denn dann wird Graf Volney unsere Köpfe höchstpersönlich auf Lanzen spießen lassen.«
    Er lachte, stieß Jimmy den Ellbogen in die Rippen und rannte los. Jimmy lief einen Schritt hinter ihm durch die langen Gänge des Palastes. Ein alter Diener sah vom Staubputzen auf, und seine Blicke folgten den vorbeirennenden Jungen. Einen Moment lang spürte er noch einmal den Zauber der Jugend. Doch schließlich holte ihn die Wirklichkeit wieder ein - er wußte, diese Zeit war vergangen; niedergeschlagen wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
     
    Die Menschen jubelten, als die Herolde endlich die Stufen des Palastes hinuntermarschierten. Zum einen, weil der Prinz, den sie respektierten und als unparteiisch und gerecht ansahen, jetzt zu ihnen sprechen würde. Zum anderen jubelten sie, weil sie nun die von ihnen geliebte Prinzessin zu Gesicht bekommen würden. Sie galt als Symbol des Fortbestands der alten Linie, als Nahtstelle zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Am meisten jubelten sie allerdings, weil sie zu den ausgewählten Nichtadeligen gehörten, die aus der Speisekammer und dem Weinkeller des Prinzen bewirtet werden sollten.
    Das Fest der Präsentation fand stets dreißig Tage nach der Geburt eines Mitglieds der königlichen Familie statt. Wie es zu diesem Fest gekommen war, daran konnte sich niemand mehr erinnern, doch im allgemeinen wurde angenommen, daß die alten Herrscher des Stadtstaates Rillanon einst dazu verpflichtet gewesen waren, dem Volk - egal welchen Standes - die Gesundheit des Thronfolgers zu demonstrieren. Jedenfalls war dieses Fest für die Leute ein willkommener Feiertag, als hätte man ihnen ein zusätzliches Mittsommerfest gewährt.
    Die sich eines Vergehens schuldig gemacht hatten, wurden begnadigt; Ehrenhändel wurden als geschlichtet betrachtet, und Duelle waren während der Feierlichkeiten sowie eine Woche und einen Tag danach verboten; alle Schulden, die sich seit der letzten Präsentation angesammelt hatten - und die von Prinzessin Anita lag bereits neunzehn Jahre zurück -, wurden erlassen; und während des Nachmittags und des Abends spielte der Stand keine Rolle, einfache Bürger wie Adlige saßen gemeinsam an einer großen Tafel.
    Als Jimmy seinen Platz hinter den Herolden einnahm, wurde ihm schmerzlich bewußt, daß irgendwer immer arbeiten mußte. Irgendwer mußte das Essen zubereiten, das am heutigen Tag aufgetragen werden würde, und irgendwer mußte heute nacht wieder aufräumen und saubermachen. Er selbst mußte sich heute eben für Arutha und Anita zur Verfügung halten, für den Fall, daß sie irgendwelche Wünsche hatten. Der Verantwortung seiner Stellung, dachte er seufzend, konnte man sich einfach nicht entziehen, egal, wo man sich auch verstecken mochte.
    Locklear summte leise vor sich hm, während sich die Herolde weiter in Aufstellung brachten. Ihnen folgten die Mitglieder von Aruthas Leibwache. Und als Gardan, der Feldmarschall von Krondor, und Graf Volney, der Kanzler, eintrafen, war dies das Zeichen für den bevorstehenden Beginn der Zeremonie.
    Der grauhaarige Soldat mit der vergnügten Miene nickte dem wohlbeleibten Kanzler zu, dann pochte der Zeremonienmeister deLacy mit seinem Stab auf den Boden: Trompetenstöße erschollen und Trommelwirbel rasselten. Der Zeremonienmeister stieß ein zweites Mal auf den Boden, und ein Herold verkündete: »Höret! Höret! Seine Hoheit Arutha conDoin, Prinz von Krondor, Lord des Westlichen Königreiches, Erbe des Throns von Rillanon.« Die Menge jubelte, jedoch eher der Form halber als
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