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Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc

Titel: Microsoft Word - Eschbach, Andreas - Der letzte seiner Art.doc
Autoren: SF-Online
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entscheiden, die default Option einer starken Dosis Breitband-Antibiotikum wirksam werden würde.
    Ich ließ das System machen. Warum auch nicht. Alles, was ich noch wollte, war ein Beutel mit Eiswürfeln auf meinem Bein. Und das war nur eine Frage der Zeit.
    Auch eine Frage der Zeit war, wann sie mich holen würden.
    Wenn sie herausfanden, dass ich als makelloses Museumsstück nicht mehr taugte, würde es am Ende doch noch auf einen
    simplen Blattschuss hinauslaufen und auf die Konstruktion einer wilden Geschichte, die die Schuld am Tod eines
    amerikanischen Bürgers irgendwelchen Terroristen in die
    Schuhe schob.
    Ich stierte vor mich hin. Die Zeit verstrich. Ich betrachtete meine Hände, ballte sie zu Fäusten und fühlte die wohltuende Anspannung der Muskeln. Ich streifte das Hemd zurück, das dreckig war und verschwitzt und nach Schafsscheiße stank, und sah dem Spiel der Muskulatur zu. Immer noch ein guter Anblick. Mir fiel ein, wie ich als Kind immer Comics mit irgendwelchen muskulösen Superhelden gelesen habe, meine bevorzugte Methode des Rückzugs, wenn Mom und Dad sich
    wieder mal stritten. Während das Geschrei durchs Haus hallte, versenkte ich mich völlig in die Betrachtung kraftvoller Kampfposen und stellte mir vor, auch solche Muskeln zu
    haben, förmlich gepanzert zu sein damit, sodass mir niemand und nichts mehr etwas anhaben konnte.
    Nun, eine Menge Leute sind hier, die mir sehr wohl etwas anhaben können. Zumal ich meine Superkräfte nicht mehr
    einsetzen kann. Am liebsten möchte ich mit fliegenden Fahnen 342
    untergehen. Ihnen ein letztes Gefecht liefern, von dem noch die übernächste Generation von Geheimagenten mit ehrfürchtigem Schaudern erzählen würde. So viele von ihnen mitnehmen wie möglich. Es ihnen nicht leicht machen. Im Kampf sterben.
    Alles, nur nicht warten wie ein Stück Vieh vor der Tür zum Schlachthof.
    Wenn ich nur meine Kraftverstärkung noch einmal
    einschalten könnte! Das Alpha-Adrenalin aufbrauchen bis zum letzten Tropfen, noch einmal voll aufdrehen, noch einmal unbesiegbar sein, so lange, bis ich der Übermacht erliege. Ich denke fieberhaft nach, wie das machbar wäre. Das Problem ist die abgerissene Hydraulik. Es gibt keine Möglichkeit, einen einzelnen Zylinder abzuschalten. Man müsste...
    Was ist das? Jemand ruft draußen nach mir.
    Schon sieht wieder alles ganz anders aus. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Vielleicht sollte ich schlafen, anstatt hier zu sitzen und auf der Tischplatte herumzuklopfen wie ein
    wahnsinnig Gewordener, um sinnlose Berichte zu tippen.
    Es war Billy Trant. Erstaunlich genug; ich habe nie erlebt, dass er den Briefträger spielt. Er stand auf der Straße vor meinem Haus und rief, möglicherweise irritiert von der
    irreführenden Aufschrift auf meiner Türklingel: »Mister
    Fitzgerald?! Paket für Sie!« Und er hielt es schon in der Hand, das Paket. Es sah, kaum zu glauben, aus wie eine
    Konzentratlieferung.
    Ich warf das Handtuch auf die Spüle, stemmte mich in
    aufrechte Position, so rasch es mir möglich war, zog die Hose hoch, was nur mit zusammengebissenen Zähnen zu schaffen
    war, und humpelte zur Haustür.
    343
    »Ah, hallo, Mister Fitzgerald«, meinte Billy erleichtert und grinste, dass einem Hersteller künstlicher Gebisse das Herz im Leibe gelacht hätte. »Ich war mir nicht sicher...«
    »Ja«, sagte ich nur. Ich war mir sicher, dass es sich trotzdem nicht mehr lohnte, das Schild an der Klingel auszutauschen.
    Er wog das Paket in der Hand. »Ich habe was für Sie. Was sagen Sie jetzt?« Es wirkte schwer, aber es sah nicht wirklich aus wie eine meiner Konzentratliefemngen. Es sei denn, sie hatten den Kartonagenlieferanten gewechselt.
    »Großartig«, meinte ich, weil ich entschieden zu benommen war für geistreiche Bemerkungen. »Geben Sie her.«
    »Ich brauche eine Unterschrift von Ihnen, Moment...« Er
    förderte einen Formularblock zu Tage und einen
    widerspenstigen Kugelschreiber und schien irgendwie eine Hand zu wenig zu haben, sodass ich, weil es nicht mit
    anzusehen war, die Tür öffnete und ihm sagte, er solle doch einfach hereinkommen.
    Er folgte der Einladung erleichtert, kam die Stufen hoch und ging, ohne meine liederliche Erscheinung eines Blickes zu würdigen, an mir vorbei in die Küche. Ich lehnte die Tür an und hinkte hinter ihm her zum Tisch, wo er das Paket ablud und mir den Kugelschreiber hinstreckte für die
    Empfangsbestätigung.
    »Machen Sie es auf«, flüsterte er, während ich unterschrieb.
    Meine
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