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Michelle Reid

Michelle Reid

Titel: Michelle Reid
Autoren: Glut in dunklen Augen
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Gedanke löste eine neue Woge der Übelkeit aus. Natasha rang um Selbstkontrolle und kramte in ihrer Handtasche nach den Wagenschlüsseln. In dem Mini befand sich eine Flasche Wasser. Am liebsten wäre sie in den Wagen gesprungen und einfach davongefahren. Doch dazu war sie nicht in der Verfassung.
    Als sie sich wieder mit der Flasche in der Hand aufrichtete, musste sie zur Seite ausweichen, um nicht in das Fiasko zu treten, das sie auf dem Boden hinterlassen hatte. Leo verhielt sich wenig hilfreich und bewegte sich keinen Millimeter. Natasha schob sich an ihm vorbei, wobei sie unweigerlich seinen Körper streifte. Die Berührung glich einem elektrischen Schlag. Natasha presste sich gegen die Seitenwand ihres Minis.
    Mit gesenktem Blick löste sie den Verschluss der Flasche und trank einen Schluck. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Leo hingegen blieb einfach stehen, wie ein unheimlicher Schatten, und raubte ihr die Fähigkeit zu denken.
    Aber das ist ja auch der großartige und ruhmreiche Leo Christakis, ein übermächtiges Wesen mit einem sagenhaften Repertoire an spöttischen Blicken und unverblümten Kommentaren, dessen einziges Anliegen es war, Geld zu scheffeln. Selbst während sie jetzt neben ihm stand, konnte sie seinen inneren Kampf spüren, auf die Uhr zu blicken. Er musste wichtigere Dinge zu tun haben, als bei ihr zu bleiben und Zeit zu verschwenden.
    „In einer Minute bin ich okay“, stieß sie hervor. „Du kannst wieder an die Arbeit gehen.“
    Ihre Worte klingen, schoss es Leo durch den Kopf, als sei Arbeit mein einziger Lebenssinn. Natasha Moyles hatte schon immer die Fähigkeit besessen, ihn mit ihrer höflichen und reservierten Art zu verärgern oder mit ihren kühlen flüchtigen Blicken zu streifen, als sei er es nicht wert, länger betrachtet zu werden. Seit sie einander im Londoner Apartment seines Stiefbruders vorgestellt worden waren, verhielt sie sich ihm gegenüber so.
    „Trink noch einen Schluck Wasser und hör auf zu überlegen, woran ich gerade denke“, riet er ihr kühl. Die Gefühle, die ihn in ihrer Gegenwart durchströmten, behagten ihm gar nicht.
    „Ich habe nicht versucht …“
    „Doch“, unterbrach er sie. „Auch wenn du mich nicht magst, Natasha, kannst du mir doch ein wenig mehr Feingefühl zutrauen, als dich jetzt, nach dem, was du hast mit ansehen müssen, alleine zu lassen.“
    Aber er besitzt nicht genug Feingefühl, mich nicht daran zu erinnern!, ging es Natasha durch den Kopf, während der ganze Schrecken dessen, was sie gerade erlebt hatte, wieder lebendig wurde. Die Welt vor ihren Augen verschwamm. Es musste es bemerkt haben, denn er legte wieder seine Hände auf ihre Schultern. Am liebsten hätte sie ihn abgeschüttelt, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie brauchte den Halt, den er ihr bot, weil sie ansonsten in ein tiefes schwarzes Loch gefallen wäre.
    Plötzlich hallte ein gespenstiges Geräusch durch die Tiefgarage. Es kam von dem Lift, der von irgendjemand zurück nach oben gerufen wurde. Leo stieß einen Fluch aus. Natasha hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich: ein magischer Moment, gegen den sie sich nicht wehren konnten und der sie beide wie gefangen hielt.
    Theos , sie ist wunderschön, ging es Leo blitzartig durch den Kopf.
    Unvermittelt eilte Natasha auf die Wagentür zu. Reflexartig schnellte Leo vor und erreichte die Tür vor ihr. Er umfasste ihr Handgelenk und nahm ihr die Schlüssel ab.
    „W…was?“
    Als Mann, der es gewohnt war, rasche Entscheidungen zu treffen, machte er mit ihrer gestammelten Frage kurzen Prozess. Leo wandte sich um, nahm Natasha an die Hand und marschierte mit ihr quer durch die Garage zu seinem eigenen schnittigen schwarzen Sportwagen.
    „Ich kann selber fahren“, protestierte sie, als ihr klar wurde, was er vorhatte.
    „Nein, kannst du nicht.“
    „Aber …“
    „Rico könnte gleich aus dem Aufzug kommen“, hielt er ihr vor. „Was ist dir lieber? Bei wem von uns willst du jetzt sein?“
    Einfach, brutal und wirkungsvoll. Die grauenhaften Erinnerungen an das eben Erlebte stürmten auf sie ein. Sie war wie gelähmt.
    Leo öffnete die Beifahrertür und drängte Natasha auf den Sitz. Ohne Protest ließ sie es geschehen, nur die Wasserflasche fiel ihr aus den gefühllosen Händen und landete im Fußraum. Als Leo die Tür schloss, tauchte Rasmus urplötzlich aus der Dunkelheit auf. Leo warf ihm die Schlüssel des Minis zu. Weitere Erklärungen waren unnötig.
    Dann ließ er sich
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