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Michel muss mehr Männchen machen

Michel muss mehr Männchen machen

Titel: Michel muss mehr Männchen machen
Autoren: Astrid Lindgren
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im Mondschein, mitten im Schnee findet sie eine kleine Wurst, die auf einen Stekken gespießt ist. Nun ist sie gewiss zum Platzen satt von dem Käsekuchen, aber sie weiß auch, wie schnell man wieder hungrig wird, und eine ganze Wurst dort stecken und verderben lassen, das wäre doch verrückt, denkt die Maduskan. Und sie tut einen Schritt, einen einzigen großen Schritt.
    So fing man in früheren Zeiten in Småland Wölfe.
     

     
    Gerade in dem Augenblick, gerade als die Maduskan in die Wolfsgrube fiel, war der Festschmaus von Katthult zu Ende und alle Armenhäusler kamen heraus und setzten sich in den Schlitten, um nach Hause zu fahren. Aus der Wolfsgrube war kein Laut zu hören, denn die Maduskan wollte nicht gleich um Hilfe schreien. Sie glaubte wohl, sie könnte ohne Hilfe herausklettern, und deshalb schwieg sie.
    Und ihre Armenhäusler fuhren also in rasender Fahrt die Hügel hinunter heim zum Armenhaus und fanden – merkwürdig genug – die Tür offen und sie gingen hinein und wankten sofort in ihre Betten, am Ende ihrer Kräfte vom Essen und vom Schlittenfahren, aber glücklicher, als sie seit vielen Jahren gewesen waren.
    Michel, Alfred und Klein-Ida kehrten im Schein des Mondes und im Licht der Sterne nach Katthult zurück. Michel und Alfred zogen den Schlitten. Ida durfte auf dem Schlitten sitzen und die Hügel hinauffahren, weil sie ja noch so klein war.
    Wenn du jemals mit deinem Schlitten auf einem solchen winterlichen Weg in der Lönnebergagegend an einem mondhellen Abend unterwegs gewesen bist, dann weißt du, wie merkwürdig still es ist, fast, als läge die ganze Welt im Schlaf. Und dann kannst du dir vielleicht vorstellen, wie entsetzlich es ist, wenn durch diese 
     

     
    Stille plötzlich ein grässlicher Schrei klingt. Da kamen nun Michel, Alfred und Ida, nichts Böses ahnend, die letzte Steigung mit ihrem Schlitten herauf und hörten plötzlich von Michels Wolfsgrube her ein Schreien, das jedem das Blut in den Adern hätte erstarren lassen. Klein-Ida wurde bleich und in diesem Augenblick sehnte sie sich sehr nach ihrer Mama. Michel aber nicht! Er machte vor Freude einen Luftsprung.
    »Ein Wolf ist in meiner Grube!«, schrie er. »Oh, wo habe ich meine Büsse?«
    Das Schreien wurde schlimmer und schlimmer, je näher sie kamen. Es hallte wider rund um ganz Katthult, dass man hätte glauben können, der Wald sei voller Wölfe, die auf den Klageruf des gefangenen Wolfes antworteten.
    Aber Alfred sagte: »Der Wolf klingt aber komisch! Hör mal!«
    Sie standen still im Mondlicht und lauschten auf das fürchterliche Geheul des Wolfes.
    »Hilfe, Hilfe, Hilfe!«, jaulte er.
    In Michels Augen leuchtete es auf.
    »Ein Werwolf«, schrie er. »Aber eigentlich glaub ich nicht, dass es ein Werwolf ist!«
    Mit ein paar Sätzen war er vor den anderen an der Grube. Da sah er, was für einen Wolf er gefangen hatte. Überhaupt keinen Werwolf, sondern nur die elendige Maduskan! Michel wurde rasend – was hatte die in seiner Grube zu suchen! Er wollte doch einen richtigen Wolf fangen. Aber dann dachte er nach. Vielleicht hatte es doch einen Sinn, dass die Maduskan in seine Wolfsgrube gefallen war. Er überlegte, ob man sie nicht vielleicht ein bisschen zähmen könnte, damit sie etwas freundlicher wurde und nicht mehr so bösartig war. Ja, er dachte daran, ob man ihr nicht reinweg Flötentöne beibringen sollte. Denn das brauchte die Maduskan. Deshalb schrie er zu Alfred und Ida hinüber:
    »Kommt her! Kommt, hier kriegt ihr ein hässliches, zottiges Biest zu sehen!«
    Und dann standen sie alle drei an der Grube und sahen hinunter auf die Maduskan, die in ihrem grauen Wolltuch beinah aussah wie ein Wolf.
    »Bist du sicher, dass das ein Werwolf ist?«, fragte Klein-Ida mit zitternder Stimme.
    »Das kannst du glauben«, sagte Michel. »Ein boshaftes altes Werwolfweib ist es, und das sind die gefährlichsten, die es gibt.«
    »Ja, denn die sind so gierig«, sagte Alfred.
    »Klar, sieh dir diese nur an«, sagte Michel. »Die hat in ihrem Leben schon viel verschlungen. Aber nun ist Schluss damit. Alfred, gib mir meine Büsse!« »Aber, aber, kleiner Michel, siehst du denn nicht, wer ich bin?«, schrie die Maduskan, denn sie bekam Angst um ihr Leben, als Michel von seiner Büsse sprach. Sie wusste ja nicht, dass es nur ein Spielzeuggewehr war, das Alfred ihm geschnitzt hatte.
    »Alfred, hast du gehört, was der Werwolf gesagt hat?«, fragte Michel. »Ich hab nichts gehört!«
     

     
    Alfred schüttelte den
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