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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer
Autoren: Seidel Jana
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hinein.
    Â»Das sollte ich sogar ganz sicher wissen. Ach, Tanja … warum hast du mir nicht schon früher davon erzählt? Und ich Hornochse will dir ausgerechnet unter dem blöden Baum einen Ring an den Finger stecken.«
    Â»Ich habe es nicht erzählt, weil die Geschichte so aberwitzig klingt.«
    Â»Das ist alles, nur nicht witzig.«
    Â»Oh, Mann«, fügt er plötzlich hinzu. Ich folge seinem Blick. Er betrachtet das Nadelmonster. Dann läuft er quer durchs Zimmer, öffnet ruckartig die Balkontüren, schleift den Baum samt allem Schmuck mit bloßen Händen hinaus und wirft ihn über die Brüstung. Dann klatscht er in die Hände: »Machen wir es halt gleich wie die Schweden.«
    Er sieht für einen Moment so zufrieden aus, dass ich lachen muss. Doch sein Blick wird sofort wieder ernst.
    Â»Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass es nur der Weihnachtsbaum war. Ich verstehe jetzt, dass er dich aus der Bahn geworfen hat, aber doch nicht so sehr, dass du plötzlich nicht mehr sicher bist, ob du mich heiraten willst oder nicht.« Eindringlich schaut er mich an.
    Â»Ich bin mir aber ganz sicher, dass es nur der Weihnachtsbaum war«, murmele ich hilflos. Ich hatte mir so sehr eine romantische Versöhnung gewünscht, an deren Ende wir gerührt nebeneinander im Bett liegen und unser Glück kaum fassen können. Um den Rest wollte ich mir doch später Gedanken machen. Der Mensch, der neben mir die Hauptrolle in diesem Szenario hätte spielen sollen, zieht aber immer noch die Stirn in Falten. Jetzt kann doch nicht er plötzlich Zweifel bekommen?
    Dann seufzt er. »Ich will jemanden heiraten, der sich völlig sicher ist, dass er mit mir zusammen sein möchte. Dass du deine Meinung jetzt wieder geändert hast, ist ja schön und gut. Aber das kommt mir zu plötzlich. Vielleicht sollten wir noch ein wenig abwarten, damit du dir überlegen kannst, was du wirklich willst.«
    Seine Worte treffen mich härter, als ich gedacht hätte. Ich fühle mich zwar eindeutig unverstanden, kann ihm aber keinen echten Vorwurf machen. Ich verstehe mich ja selbst nicht. Vielleicht sollte ich wirklich nachdenken …
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    W ie bitte?« Juli sieht mich ganz entgeistert an, als ich meine Freunde am Tag darauf bei ein paar Gimlets auf den neuesten Stand bringe. »Hey, du bist unsere Romantikerin. Wieso bekommst du jetzt Heiratspanik? Ich würde mich inzwischen über einen Antrag von Alexander richtig freuen. Das gebe ich jetzt aber nicht zu.« Juli seufzt schwer, grinst dabei aber. Ich bin mir ganz sicher, dass sie sich da keine Gedanken machen muss. Alexander ist ganz vernarrt in sie und wird ihr sicher früher oder später einen Antrag machen. Und Juli wird mit so viel Charme annehmen, dass ihnen danach eine wunderbare Zeit bevorsteht. Jetzt ist es an mir, schwer zu seufzen.
    Â»Trauscheine können Fesseln sein«, gibt Toni zu bedenken. »Da würde ich auch nicht gleich zuschlagen, wenn mir einer anbietet, mich für den Rest seines Lebens an ihn zu binden. Wieso wollen denn alle Frauen geheiratet werden? Das ist so gestrig.«
    Â»Ist aber eigentlich gar keine Heiratspanik«, nuschele ich verlegen zurück und versuche, die Situation für die anderen zu entwirren.
    Â»Oh«, entfährt es sowohl Juli als auch Toni nacheinander betreten. Nur Peter kratzt sich noch am Kopf, als könne er mir nicht ganz folgen.
    Â»Mist«, sagt Juli dann.
    Da es da nur wenig hinzuzufügen gibt, setzen wir alle gleichzeitig unsere Gläser an. Ich mag meine Freunde wirklich, schon allein, weil niemand von ihnen sagt: »Das renkt sich alles wieder ein.«
    Bevor es zu deprimierend wird, wechsle ich das Thema:
    Â»Was meint ihr? Müsste ich eigentlich meinen Vater zu meiner Hochzeit einladen – falls sie stattfindet?«
    Peter, Toni und Juli sehen mich überrascht an.
    Â»Weißt du überhaupt, wo der im Moment lebt?«, will Toni wissen, pragmatisch wie immer. Meine Freunde kennen meine ganze Familiengeschichte.
    Die letzte Postkarte meines Vaters stammte aus dem indischen Kerala. Er hat es offenbar zum Guru in so einem komischen Hippie-Camp gebracht. Ich habe ihn lange nicht gesehen, stelle mir aber vor, dass er inzwischen einen Vollbart, eine Pilotensonnenbrille, zu weit aufgeknöpfte Hawaii-Hemden und ein Schweißband um die Stirn trägt.
    Â»Indien«, ächze ich.
    Toni und Juli sehen sich an, dann
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