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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
Autoren: Sabine Klimm
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widerliche Art und Weise, die wir nicht mehr zulassen konnten. Die Wohnung, für die er ja keine Miete mehr zahlen konnte, verwahrloste immer mehr, und der Gestank von Müll und Abfall drang schon durch das ganze Haus. Ständig belog er uns, wollte seine Arbeit, die ja ein Entgegenkommen von uns gewesen war und nur wenig Zeit in Anspruch nahm, bezahlt bekommen und oft musste ich feststellen, dass er uns bestohlen hatte.
           Unserem Geschäft brachte die Zusammenarbeit mit ihm keinen Nutzen, sondern schadete nur. Auch wenn ich immer noch ein bisschen Mitleid mit dem mittellosen Engländer hatte, so konnte es nicht weitergehen! Wir mussten uns von ihm trennen. Nur wie. Mehrmals sprachen wir mit ihm und stellten immer ein Ultimatum für die Räumung der Wohnung. Doch bald wurde uns klar, dass er von allein niemals gehen würde. Wir erkundigten uns also, welche rechtlichen Schritte uns weiterbringen würden. Eine Klage wegen Mietschulden würde irgendwo in einer Schublade landen und dort jahrelang schlummern. Aber wir brauchten sofort eine Lösung, um uns unser Leben und das Geschäft mit den Vermietungen nicht ganz und gar von ihm zerstören zu lassen.
           Unsere mexikanischen Freunde und Bekannten rieten uns, ihn doch einfach rauszuschmeißen. Das war leichter gesagt als getan und immer wieder zweifelten wir daran, ob es richtig war, und schoben die Entscheidung so auf die lange Bank. Jedoch wurde unsere Wut auch immer größer und es brachte das Fass zum Überlaufen, als Mike sich eines Tages bei unseren Gästen einschlich, diese belästigte und uns beschimpfte. Jetzt war der Punkt erreicht, wo wir kein Mitleid mehr für seine Lage empfanden, sondern ihn nur noch loswerden wollten, bevor er uns restlos ruinierte. In einer Nacht- und Nebelaktion packten wir seine zwei Koffer und drei Taschen mit all seinen Habseligkeiten, stellten sie vor die Tür und tauschten das Schloss aus. Nachdem dieser Akt der Verzweiflung vollbracht war, fühlte ich mich plötzlich gar nicht mehr so stark, weil ich wusste, dass Mike auch aggressiv und gefährlich werden konnte. Doch zunächst schien diese Sorge unbegründet. Als er spät nach Mitternacht vollkommen betrunken zurückgekommen war, nahm er still und heimlich seine Sachen und ging. Drei Tage brachten wir damit zu, die Wohnung wieder halbwegs bewohnbar zu machen. Doch obwohl Mike aus unserem Leben verschwunden war, hatte ich ständig ein ungutes Gefühl. Wo war er jetzt, wovon lebte er und was plante er gegen uns? Dass er diesen Rausschmiss einfach so hinnehmen würde, konnte ich mir nicht vorstellen. Meine Gedanken wurden aber bald in eine andere Richtung gelenkt, weil wir wieder Besuch aus München erwarteten.

Kapitel 35
           Roberts 60. Geburtstag stand vor der Tür und wir wollten ihn zusammen mit Heinz, seiner 90-jährigen Mutter Rosmarie und Adrian aus Deutschland feiern. Diesmal wollten wir uns keinen Stress machen mit aufwendigen Vorbereitungen, sondern einfach gemeinsam eine schöne Zeit verbringen, und bestellten uns zur Feier des Tages eine Pizza. Gerade als wir so richtig ausgehungert in die Pizza beißen und unser Glas auf Roberts Wohl erheben wollten, erblickte ich aus meinem linken Augenwinkel das Blinken eines Blaulichts durch die Glasscheibe unserer Eingangstür. Mein Herz fing an zu rasen, denn ich ahnte, dass dies nur die Polizei sein konnte. Und in dem Moment war ich mir sicher, dass Mike dahinter stecken würde. Unsere erste Reaktion: Licht aus, Musik aus und leise sein, als ob wir nicht da wären, was natürlich totaler Quatsch war, denn unsere fröhlichen Stimmen waren draußen längst gehört worden.
           Aber wir wussten auch, dass wir nicht die Tür öffnen durften, wenn die Polizei vor der Tür stand. Das ist hier ein ungeschriebenes Gesetz, denn die Polizei ist in Mexiko nicht unbedingt dein Freund und Helfer! Schon gar nicht, wenn man sie nicht gerufen hat.
           Mit klopfendem Herzen schlich ich mit Robert barfuß nach oben auf das Dach, um die Attacke von dort ungesehen zu beobachten. Zwanzig Polizisten umstellten schwer bewaffnet unser Haus und klopften wie wild an die Tür. Auch Mike grölte sturzbetrunken dazwischen und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Die Lichter von zwei Einsatzwagen blinkten schrill in die dunkle Nacht und in regelmäßigen Abständen setzte dazu das Heulen der Sirene ein. Dann wieder das aggressive Klopfen, Hämmern und Rufen an unserer Tür, wobei es mir sehr schwer fiel,
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