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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
Autoren: Sabine Klimm
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machen. Er war einfach nur da, an unserer Seite. Bewachte das Haus, wenn wir nicht da waren. Kam, wenn wir ihn riefen. Lief ruhig an seiner Leine und reagierte auf die wichtigen Kommandos.
           Meine großen Ziele, aus ihm einen Rex zu machen, gab ich bald auf. Wir akzeptierten ihn so, wie er war, und sahen ihn als etwas ganz Besonderes an. Jetzt wussten wir, dass er für uns der Hund war, der zu uns passte, mit dem wir leben wollten und der einmalig war.

Kapitel 32
           Im Laufe der Jahre hatte „Villa del Cabo” einen sehr guten Ruf bekommen und viele unserer Gäste wollten wieder kommen. Unsere Gastfreundschaft und die individuelle Betreuung der Touristen hatten sich ausgezahlt, und das sollte auch so bleiben. Jedes Mal, bevor wieder neue Urlauber bei uns die schönsten Tage des Jahres verbringen wollten, kontrollierten wir, ob auch alles in Ordnung war. Der wichtigste Aufenthaltsort unserer Gäste war immer noch der Whirlpool und es kam wie so oft: Die Pumpe, die das Wasser aufheizen sollte, war kaputt. Uns blieb nur noch ein Tag, um den Schaden zu reparieren. So kurz vor einer Vermietung noch eine Reparatur machen zu müssen, ist ein Albtraum, denn in Mexiko arbeiten die Handwerker ja nur dann kurzfristig und schnell, wenn sie dringend Geld brauchen. Wir hofften daher, dass unser Victor mal wieder knapp bei Kasse war und schnell kommen würde. Robert rannte wie ein Hamster im Rad durchs Gelände und wurde erst ruhiger, als Victor in Sichtweite war.
           Die Reparatur war wieder mal etwas aufwendiger und dauerte länger, als wir dachten. Picasso döste die ganze Zeit müde auf dem grünen Rasen und nahm nicht wirklich am aufregenden Geschehen um sich herum teil. Aber sobald Victor hier seine Arbeiten fertig hatte, wollte Robert mit Picasso eine Runde drehen, damit er mal aus seiner autistischen Phase raus käme und an der Welt da draußen teilnehmen könnte. Als es endlich losgehen sollte, lag Picasso nicht mehr an seinem Platz auf dem Rasen in der Sonne. Da er sich aber im ganzen Haus frei bewegen durfte, machten wir uns keine Gedanken. Doch als wir ihn auch im ganzen Gelände nicht finden konnten und unser Rufen unerhört blieb, stieg eine Welle der Panik in uns auf. Er war nicht mehr da, nicht im Haus und auch nicht ganz oben auf dem Dach, auf seiner Aussichtskontrollplattform, die er immer so sehr geliebt hatte und von der er uns hinterher schaute, wenn wir mit dem Auto wegfuhren. Von dort hatte er alles im Blick und dort oben schaute er so lange auf die Straße, bis wir wieder zurück waren. Diesmal war jeder Platz, den er liebte, leer. Picasso war nicht mehr da!
           Er musste in dem Moment aus dem Haus gelaufen sein, als Victor die Tür offen ließ, um neues Werkzeug aus seinem Auto zu holen. Verrückt vor Angst fuhren wir los, um ihn zu suchen. Alle Nachbarn unserer Wohnanlage wurden informiert und jeder der Zeit und ein Auto hatte, half uns suchen. Alle hier kannten Picasso und mochten ihn, aber niemand hatte ihn gesehen und niemand konnte uns wirklich helfen. Ich saß neben Robert im Auto und der Käse, mit dem ich Picasso überraschen wollte, schmolz in meinen heißen Händen zu einer klebrigen Masse zusammen. Die Fenster in unserem Auto waren heruntergelassen und ständig riefen wir zu beiden Richtungen seinen Namen. Nichts. Picasso war nicht mehr da. Das wollte und konnte ich einfach nicht glauben. Ich sprach mir selbst immer wieder Mut zu, der aber nicht wirklich in mein Innerstes vordringen konnte und wie an einer Betonmauer abprallte. Nach der erfolglosen Suche setzte ich mich zu Hause an den Computer, druckte viele Flyer mit Picassos Bild aus und schrieb dazu eine Vermisstenanzeige. Finderlohn: 1000 Dollar Belohnung.
           Mittlerweile wusste schon unser ganzer Stadtteil von unserem vermissten Hund und jeder beteiligte sich an der Suche. Da wir uns überhaupt nicht vorstellen konnten, dass Picasso weggelaufen war, keimte zeitweise der Gedanke in uns auf, er sei gestohlen worden. Schäferhunde sind bei uns eher selten, aber manche Mexikaner sind sehr scharf auf einen solchen Hund, damit er dann als Kettenhund ihr Haus bewachen kann. Eine Entführung um uns zu erpressen wäre ebenfalls denkbar.
           Ein Mexikaner meinte, genau so einen Hund bei seinem Nachbarn gesehen zu haben. Aber dieser Hinweis führte zu nichts. Auch die Besuche im Tierheim und beim Tierarzt gingen ins Leere. Nichts. Keine Spur von Picasso. Mit unseren Flyern verzierten
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