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Metro2033

Titel: Metro2033
Autoren: Unbekannt
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verbinden. Also banden sie das Ende an den Gitterstäben fest und kehrten zurück.
    »Ich habe das Signal!«, brüllte Ulman ihnen entgegen. »Die Verbindung steht! Der Oberst fragt, wo wir gesteckt haben.« Er drückte den Kopfhörer gegen die Ohren, horchte und fuhr fort: »Er sagt, die Situation ist sogar besser als erhofft, sie haben vier Anlagen gefunden, alle in bestem Zustand, geölt und mit Zeltplane abgedeckt ... Er sagt, dass Anton ein Genie ist, er kennt sich richtig aus. Bald sind sie so weit. Wir sollen die Koordinaten durchgeben. Er lässt dich grüßen, Artjom!«
    Pawel faltete eine große Umgebungskarte auf, die in mehrere Quadrate unterteilt war. Dann blickte er durch den Feldstecher und begann die Koordinaten zu diktieren, die Ulman gleich weitergab.
    »Zur Sicherheit machen wir die Station selbst auch noch platt.« Pawel verglich deren Position mit der Karte und ratterte weitere Zahlen herunter.
    »So, die Koordinaten sind durch, jetzt bringen sie sie auf Kurs.« Ulman nahm den Kopfhörer ab und rieb sich die Stirn. »Es wird noch etwas dauern, dein Raketenfuzzi muss das schließlich alles allein machen. Dann warten wir eben ...«
    Artjom nahm den Feldstecher und betrat erneut den Balkon. Etwas zog ihn hin zu diesem widerlichen Ameisenhaufen, ein unverständliches, bedrückendes Gefühl, eine kaum fassbare Beklemmung, als läge etwas Schweres auf seiner Brust und hindere ihn daran, tief einzuatmen. Wieder sah er den schwarzen Tunnel vor sich - und plötzlich so klar, so deutlich, wie Artjom ihn in seinen ständigen Albträumen noch nie gesehen hatte. Doch nun musste er sich nicht mehr fürchten: Diese Menschenfresser würden seine Träume nicht mehr lange heimsuchen ...
    Ulman brüllte: »Sie sind gestartet! Mit Liebesgrüßen vom Oberst! Jetzt machen wir den Scheißkerlen die Hölle heiß!«
    In diesem Moment verschwand auf einmal die Stadt unter Artjoms Füßen, der Himmel stürzte in einen schwarzen Abgrund, die freudigen Schreie hinter ihm verstummten - und es blieb nur der leere, schwarze Tunnel, durch den er so viele Male jemandem entgegengegangen war.
    Und nun geriet die Zeit ins Stocken - und erstarrte.
    Artjom holte das Plastikfeuerzeug aus seiner Tasche und knipste es an. Eine kleine, lustige Flamme sprang hervor, begann auf dem Ventil zu tanzen, beleuchtete die Umgebung.
    Er wusste, was er sehen würde, und begriff, dass er nun keine Angst mehr davor haben musste. Er hob den Kopf und blickte in riesige schwarze Augen ohne Pupillen, ohne jedes Weiß. Und er hörte jemanden sagen: »Du bist auserwählt!«
    Die Welt kehrte sich um. Innerhalb von Sekundenbruchteilen erblickte er in diesen abgrundtiefen Augen die Antwort auf alles, was ihm zuvor unverständlich und unerklärlich erschienen war. Die Antwort auf all sein Zweifeln, sein Zögern, seine Suche.
    Und diese Antwort war ganz anders, als er immer gedacht hatte.
    Er war in den Blick des Schwarzen hineingestürzt und begann nun die Welt mit seinen Augen zu sehen.
    Neu entstehendes Leben, eine Bruderschaft und Einheit Hunderter, ja Tausender verschiedener Geister, die die Grenzen zwischen ihnen nicht verschwimmen ließ, sondern die Gedanken aller beteiligten Wesen zu einem großen Ganzen verband. Dehnbare, schwarze Haut, die zerstörerische Strahlen abstieß und es möglich machte, sowohl die sengende Sonne als auch den Frost des Januars zu ertragen. Feine, biegsame telepathische Fühler, die ein geliebtes Wesen zärtlich streicheln, aber auch einen Feind schmerzhaft treffen konnten. Absolute Unempfindlichkeit gegenüber Schmerzen ...
    Die Schwarzen waren die Krone der zerstörten Schöpfung, ein Phönix, erstanden aus der Asche der Menschheit. Und sie waren begabt mit Vernunft, einer wissbegierigen, lebendigen Vernunft, die jedoch so wenig der menschlichen ähnelte, dass sie bisher noch keinen Kontakt zu ihnen hatten aufnehmen können. Bis zu ihm - zu Artjom.
    Mit den Augen der Schwarzen sah er dann die Menschen: erbitterte, schmutzige Bastarde, die sich unter der Erde versteckten, mit Feuer und Blei um sich spuckten und Parlamentäre der Schwarzen vernichteten, die diese zu ihnen sandten - doch die Menschen rissen ihnen die weiße Fahne aus der Hand und durchstießen mit dem Pflock ihre Kehle.
    Dann erfuhr Artjom von der wachsenden Verzweiflung dieser Wesen angesichts der Unmöglichkeit, eine Verbindung herzustellen, gegenseitiges Verständnis zu erreichen, denn in der Tiefe, in den unteren Gängen saßen unvernünftige, wild gewordene
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