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Metro2033

Titel: Metro2033
Autoren: Unbekannt
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offenbar in gesprächiger Stimmung. »Wir haben Glück mit dem Wetter. Keine Wolke am Himmel. Das ist gut, dann habt ihr eine gute Sicht vom Turm aus - wenn ihr denn raufkommt.«
    »Ich geh lieber da rauf als in die Häuser«, ließ sich Ulman vernehmen. »Der Oberst meinte zwar, dass fast niemand drin wohnt, aber dieses >fast< gefällt mir gar nicht.«
    Der Wagen bog links ein und rollte über eine breite, gerade Straße, die von einem Rasenstück in zwei Teile geteilt wurde. Links befand sich eine Reihe fast unversehrter Ziegelhäuser, während auf der rechten Seite ein düsterer Wald bis ganz an die Straße heranreichte. An einigen Stellen hatten gewaltige Wurzeln die Fahrbahn aufgerissen, die sie umfahren mussten.
    »Da ist es, das Prachtstück!«, rief Pawel plötzlich begeistert aus.
    Direkt vor ihnen ragte der Ostankino-Turm auf. Wie ein Stützpfeiler des Himmels oder eine gigantische Nadel stach er Hunderte von Metern in die Höhe und drohte längst besiegten Feinden. Es war ein ganz und gar irreales Bauwerk. Noch nie hatte Artjom etwas Ähnliches in Büchern oder Zeitschriften gesehen. Natürlich hatte ihm sein Stiefvater von der zyklopischen Konstruktion erzählt, die sich nur zwei Kilometer von ihrer Station entfernt befand, doch selbst nach diesen Beschreibungen hätte sich Artjom nie vorstellen können, wie sehr ihn dieser Turm erschüttern würde.
    Die gesamte restliche Fahrt über saß er regungslos da und betrachtete dieses Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft mit einer seltsamen Mischung aus Begeisterung und Bitterkeit -denn er begriff nun umso mehr, dass es den Menschen nie mehr möglich sein würde, etwas Ähnliches zu erschaffen.
    Artjom versuchte seine Gefühle in Worte zu fassen: »Er war die ganze Zeit so nah, und ich habe es nicht gewusst...«
    »Solange man da nicht oben war, hat man so manches im Leben noch nicht begriffen«, sagte Pawel. »Weißt du denn eigentlich, warum eure Station so heißt? WDNCh, das heißt >Große Errungenschaften unserer Wirtschafte Dort war nämlich mal so ein riesiger Park mit allen möglichen Tieren und Pflanzen. Und jetzt sag ich dir was: Ihr habt ne Menge Schwein gehabt, dass die Vögelchen ihr Nest genau über eurem Eingang gebaut haben. Denn einige dieser >Errungenschaften< haben sich unter den Röntgenstrahlen so toll entwickelt, dass ihnen heute nicht mal mehr ein Treffer aus einer Panzerbüchse was ausmacht.«
    »Aber vor euren gefiederten Freunden haben sie Respekt«, fügte Ulman hinzu. »Die decken euch sozusagen ab.«
    Beide lachten. Artjom unterließ es, Pawel über den richtigen Namen seiner Station zu unterrichten, und wandte sich wieder dem Turm zu. Als er näher hinsah, bemerkte er, dass sich die riesige Konstruktion etwas neigte, doch war sie offenbar noch immer im Gleichgewicht und stand stabil. Wie hatte sie bloß die Hölle von damals überstehen können? Die benachbarten Häuser waren teilweise oder sogar ganz hinweggefegt worden, aber der Turm ragte inmitten all der Zerstörung noch immer stolz in die Höhe. Als hätte man ihn durch einen Zauber gegen feindliche Bomben und Raketen unempfindlich gemacht.
    »Wie er das wohl ausgehalten hat?«, murmelte er.
    »Wahrscheinlich wollten sie ihn gar nicht bombardieren«, vermutete Pawel. »Ist ja immerhin ein wichtiges Stück Infrastruktur. Früher war er nämlich noch um ein Viertel höher, und oben war eine Spitze drauf. Jetzt dagegen, siehst du, hört er fast gleich nach der Aussichtsplattform auf.«
    »Wozu sollten sie ihn denn verschont haben?«, fragte Ulman. »Denen war doch sowieso schon alles egal. Hoffentlich steckt da nicht so was dahinter wie beim Kreml...«
    Sie passierten einen hohen Stahlzaun und kamen schließlich direkt am Fuß des Fernsehturms an. Ulman nahm ein Nachtsichtgerät und ein Gewehr und sprang hinaus. Nach einer Minute gab er Entwarnung. Auch Pawel kletterte nun aus dem Wagen, öffnete die hintere Tür und zog die Rucksäcke mit ihrer Ausrüstung hervor. »Das Signal soll in zwanzig Minuten kommen«, sagte er.
    »Wir werden versuchen, es hier einzufangen.« Ulman hatte den Tornister mit dem Empfänger gefunden und begann aus mehreren Einzelteilen eine lange Feldantenne zusammenzuschrauben.
    Bald darauf schwankte ein sechs Meter langer Fühler träge über ihnen im sanften Nachtwind. Ulman setzte sich vor den Empfänger, schob sich einen Kopfhörer mit Mikrofon über die Ohren und lauschte in den Äther.
    Sie warteten.
    Für einen Augenblick flog der Schatten eines
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