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Metro2033

Titel: Metro2033
Autoren: Unbekannt
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Geräusche der Station hören. Pjotr Andrej ewitsch, der neben Artjom ging, fragte besorgt: »Hör mal, Artjom, was war denn das für ein Typ? Was hat er dir gesagt?«
    »Irgendwie seltsam war der. Hat mich nach Onkel Sascha gefragt. Vielleicht ein Bekannter von ihm. Kennen Sie ihn?«
    »Nicht wirklich. Er ist nur für ein paar Tage hierher gekommen, wegen irgendwelcher Angelegenheiten. Andrej scheint ihn zu kennen. Er wollte unbedingt auf den Posten mitgehen. Weiß der Teufel, wozu er das braucht. Jedenfalls kenn ich das Gesicht irgendwoher ...«
    »So eine Erscheinung vergisst man nicht so leicht.«
    »Wo hab ich ihn bloß schon gesehen? Du weißt nicht zufällig, wie er heißt?«
    »Hunter. So hat er sich zumindest genannt. Keine Ahnung, was das bedeutet.«
    Pjotr Andrejewitsch runzelte die Stirn. »Hunter? Kein besonders russischer Name ...«
    Jetzt war bereits ein rotes Leuchten auszumachen. Wie an den meisten Stationen gab es auch an der WDNCh nur wenig Strom, und so lebten die Menschen bereits das dritte Jahrzehnt mit der purpurnen Notbeleuchtung; lediglich in den »persönlichen Unterkünften« - Zelten oder Räumen - leuchteten bisweilen gewöhnliche Glühbirnen. Es gab allerdings auch einige wenige reiche Stationen, die sich den Luxus echter Quecksilberlampen leisten konnten. Man erzählte sich Legenden darüber, und manche Bewohner weitab liegender , gottverlassener Zwischenhalte wünschten sich nichts sehnlicher, als dorthin zu gelangen, um dieses Wunder mit eigenen Augen zu sehen.
    Am Ausgang des Tunnels händigten sie der Wache ihre Waffen aus und meldeten sich ab. Pjotr Andrejewitsch gab Artjom die Hand und sagte: »Hauen wir uns aufs Ohr! Ich kann mich selber kaum noch auf den Beinen halten, und du schläfst wahrscheinlich auch schon im Stehen. Suchoj einen flammenden Gruß von mir. Er soll mal wieder zu Besuch kommen.«
    Artjom verabschiedete sich von den anderen und schleppte sich, von plötzlicher Müdigkeit übermannt, zu seiner Unterkunft.
    An der WDNCh lebten etwa zweihundert Menschen. Einige wenige in den Diensträumen, die meisten in Zelten. Es waren Armeezelte, alt und abgewetzt, aber handwerklich sauber gearbeitet. Wind und Regen gab es unter der Erde nicht, und man hielt sie sorgfältig in Schuss, so dass man durchaus darin wohnen konnte. Sie hielten Wärme zurück, ebenso Licht, und dämpften die Geräusche von draußen. Was wollte man mehr?
    Die Zelte kauerten im Schutz der Wände, sowohl auf den Bahnsteigen als auch im Mittelgang. Dort hatte man einen breiten Durchgang gelassen, der als eine Art Straße diente.
    Einige große Zelte für vielköpfige Familien waren in den Rundbögen aufgestellt worden. An beiden Enden des Mittelgangs sowie im Zentrum wurden jedoch mehrere Bögen freigehalten. Unter dem Bahnsteig gab es weitere Räume, aber dort war die Decke zu niedrig zum Wohnen - an der WDNCh wurden sie als Vorratskammern genutzt.
    Zwischen den beiden nördlichen Tunneln gab es einige Meter vor der Station ein kurzes Zwischengleis, das seinerzeit angelegt worden war, damit die Züge hier wenden und wieder zurückfahren konnten. Nun verlief einer der beiden Tunnel nur noch bis zu jener Verbindung, dahinter hatte man ihn zugeschüttet. Der andere führte nach Norden, zum Botanischen Garten und fast bis nach Mytischtschi. Man hatte ihn als Rückzugsweg für den Notfall offen gelassen, und dort hatte Artjom seinen Wachdienst gehalten. Das restliche Stück des zweiten Tunnels sowie der Verbindungsgang waren zur Pilzzucht freigegeben worden. Die Gleise hatte man abgebaut, den Untergrund gelockert und mit Abfällen aus den Müllgruben gedüngt, so dass nun überall Reihen weißer Pilzhüte hervorstanden. Auch einer der beiden südlichen Tunnel war bei Meter 300 zum Einsturz gebracht worden, und dort, ganz am Ende, so weit wie möglich von den Wohnstätten der Menschen entfernt, befanden sich die Hühnerställe und Schweinekoben.
    Artjoms Unterkunft lag an der »Hauptstraße«. Dort, in einem der kleineren Zelte, wohnte er bei seinem Stiefvater. Dieser arbeitete bei der Administration, wo er für die Kontakte mit anderen Stationen zuständig war, weshalb in ihrem Zelt niemand sonst untergebracht war. Es war ihr eigenes, die höchste Kategorie. Ziemlich oft verschwand Suchoj für zwei bis drei Wochen. Artjom nahm er nie mit, er sagte, seine Geschäfte seien zu gefährlich und er wolle ihn keinem Risiko aussetzen. Stets kehrte er abgemagert und unrasiert zurück, manchmal sogar verletzt, und dann
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