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Meteor

Meteor

Titel: Meteor
Autoren: Dan Brown
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natürlich auch ein paar in der Wolle gefärbte NASA-Anhänger, die sich mit bebender Stimme über die ewige Wahrheitssuche des Menschengeschlechts ausgelassen hatten, doch am Ende der Sendung waren sich alle einig: Sextons Wahlkampagne war auf den Heiligen Gral einer jeden Kampagne gestoßen, ein unverbrauchtes heißes Eisen, ein noch nicht zerredetes Thema, das den Nerv der Wähler traf.
    In den folgenden Wochen hatte Sexton seinen Gegnern in fünf entscheidenden Vorwahlen Prügel verpasst. Er stellte Gabrielle Ashe als seine neue persönliche Assistentin für den Wahlkampf vor und würdigte öffentlich ihr Verdienst, dem Wähler das Thema NASA nahe gebracht zu haben. Sexton hatte eine junge Afroamerikanerin zum kommenden Star auf dem politischen Parkett gemacht, und die kritische Auseinandersetzung mit seinem rassistischen und sexistischen Abstimmungsverhalten endete über Nacht.
    Während er nun gemeinsam mit Gabrielle in seiner Limousine saß, wusste Sexton, dass sie wieder einmal ihren Wert bewiesen hatte. Gabrielles Information über das Geheimtreffen letzte Woche zwischen dem NASA-Chef und dem Präsidenten konnte nur bedeuten, dass der NASA neue Probleme ins Haus standen –
    möglicherweise hatte sich wieder ein Land aus der Finanzierung der Raumstation verabschiedet.

    Als seine Limousine am Washington Monument vorbeifuhr, konnte Senator Sexton sich nicht des Gefühls erwehren, dass das Schicksal es gut mit ihm meinte.
8
    Präsident Zachary Herney war lediglich von mittlerer Größe, schlank, mit schmalen Schultern. Er hatte ein sommersprossiges Gesicht, schütteres schwarzes Haar und trug Zweistärkengläser. Seine wenig eindrucksvolle äußere Erscheinung stand jedoch in krassem Gegensatz zu der landesväterlichen Ergebenheit, die ihm von allen entgegengebracht wurde, die ihn kannten. Es hieß, man brauche Zach Herney nur einmal getroffen zu haben, um für ihn durchs Feuer zu gehen.
    »Ich bin froh, dass Sie kommen konnten«, sagte er, während er Rachel die Hand schüttelte. Sein Händedruck war warm und fest.
    Rachel kämpfte mit dem Frosch in ihrem Hals. »Mr President… es ist mir eine große Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Der Präsident lächelte ihr aufmunternd zu. Die politischen Karikaturisten liebten seine freundlichen Züge, denn auch die größte Verfremdung konnte seinem liebenswürdigen Lächeln und seiner ungekünstelten Wärme nichts anhaben. In seinen Augen spiegelten sich Selbstsicherheit und Würde.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden«, sagte er auffordernd. »Ich habe für Sie eine Tasse Kaffee, auf der Ihr Name steht.«
    »Vielen Dank, Sir.«

    Er drückte die Taste der Sprechanlage und bestellte den Kaffee in sein Büro.
    Rachel folgte dem Präsidenten durchs Flugzeug. Es war nicht zu übersehen, dass Herney für einen Mann mit einem Tief in den Umfragen außerordentlich aufgeräumt und ausgeruht aussah.
    Außerdem war er zwanglos gekleidet – Blue Jeans, Polohemd und L.-L.-Bean-Wanderschuhe.
    Rachel versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen. »Sie sind wandern gegangen, Mr President?«
    »Keineswegs. Meine Wahlkampfberater haben beschlossen, dass das mein neuer Stil sein soll. Was halten Sie davon?«
    Rachel hoffte im Interesse dieses Mannes, dass er Witze machte. »Es wirkt sehr… äh, männlich, Sir.«
    Herney verzog keine Miene. »Gut. Wir glauben damit Ihrem Vater einige weibliche Wählerstimmen abjagen zu können.«
    Nach einer Sekunde lächelte er unvermittelt. »Miss Sexton, das war ein Scherz. Wir wissen beide, dass diese Wahl nicht mit einem Polohemd und einem Paar Jeans zu gewinnen ist.«
    Die gute Laune und Offenheit des Präsidenten vertrieben rasch den Rest von Rachels Befangenheit. Was diesem Mann an körperlicher Präsenz fehlte, wurde durch seine diplomatische Ader mehr als ausgeglichen. Diplomatie war eine Kunst, und Zach Herney beherrschte sie wie kein Zweiter.
    Rachel folgte ihm in den rückwärtigen Teil des Flugzeugs. Je weiter sie kamen, desto weniger glaubte man sich in einem Flugzeug zu befinden – geschwungene Flure, tapezierte Wände, sogar ein Fitnessraum mit Stepper und Rudermaschine. Das Flugzeug wirkte seltsamerweise vollkommen verlassen.
    »Sie reisen allein, Mr President?«

    Er schüttelte den Kopf. »Wir sind eben erst angekommen.«
    Rachel war erstaunt. Von wo angekommen? Ihre Geheimdienstberichte von dieser Woche hatten nichts von Reiseplänen des Präsidenten erwähnt. Er benutzte Wallops Island offenbar, um unbemerkt verreisen zu
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