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Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer

Titel: Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
Autoren: Thomas A. Barron
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wusste, dass sie nur zum untersten Teil des Stamms gehörten.
    Die beiden flogen immer höher, sie tauchten in die neblige Decke. Mehrere Flügelschläge lang umgaben feuchte Dünste sie und kamen so nahe, dass sich auf Basilgarrads Nase und Wimpern große Tropfen bildeten. Der Wind von seinen Flügelschlägen blies diese Tropfen ständig nach hinten in seine Augen oder sie rollten die ganze Länge seiner enormen Kiefer hinunter. So nass war die Luft dieser Wolken, dass er dachte,
ich könnte schwimmen, nicht fliegen.
    Schwimm weiter, alter Freund
, riet der Zauberer.
    Sternenlicht brach über ihnen hervor und überflutete sie mit Licht, während das Bad in den Dünsten abrupt aufhörte. Basilgarrad schlug die Flügel gegen die Nebelfetzen und stieg aufwärts, die dicke Wolkenschicht ließ er hinter sich.
    »Gut gemacht, alter Freund.« Merlin gab dem Drachenohr einen Klaps. »Jetzt schau mal dort!«
    Basilgarrad stockte der Atem bei diesem Anblick. Er blinzelte den letzten Nebelrest weg und spähte auf die neue Aussicht.
    Direkt über ihnen, in Sternenlicht gerahmt, lag ein Labyrinth krummer brauner Glieder. Wie riesige Finger, die sich über den Himmel streckten, schienen sie nach den Sternen zu greifen. Und das machten sie auch – die Äste des großen Baums.
    »So viele!« Der Drache keuchte, während er weiter stieg.
    |271| »Und jeder so groß«, fügte Merlin hinzu. »So groß wie ein ganzes Reich.«
    »Die Astreiche von Avalon!« Basils Ton gab das Wunder wieder. »Und alle unerforscht.«
    »Außer natürlich von den Geschöpfen, die da leben. Geschöpfe, denen Krystallus eines Tages begegnen wird.«
    Der Zauberer hob den Saum einer Tasche in seinem Gewand, um nach einem besonderen Geschöpf zu tasten, das beschlossen hatte, hier zu reisen. Sofort riss er die Hand zurück, fast hätte er durch einen wütenden Biss von Euclids Schnabel einen Finger verloren.
    »Schaust du nach der Eule?« Basilgarrad hatte das Schnappen gehört.
    »Ja, und ich freue mich, dass Euclid seine übliche glückliche Stimmung nicht verloren hat. Noch munterer als sonst.«
    Aus der Tasche kam heftiges Klappern und Zetern.
    Immer höher flogen sie, an vielen, vielen Ästen vorbei. Wenn sie nahe an der Oberfläche eines Astes vorbeikamen, sah Basilgarrad Turmspitzen, mit Schnee bestäubt, eine Kluft, tiefer, als er je eine in den Wurzelreichen unten gesehen hatte, und mehrere Gruben mit brodelnder Flüssigkeit   – Harz, nach dem scharfen, kräftigen Geruch zu schließen.
    »Ein guter Ort, um die Sterne zu betrachten«, sagte Merlin, als sie an einem abgeflachten Zweig vorbeiflogen, der zum Himmel gerichtet war.
    |272| Durch das Astgewirr flogen sie, über zerklüftete Grate, dichte Wälder mit unbekannten Bäumen und über unzählige Ströme im Sternenlicht. Manchmal bemerkte Basilgarrad Konstellationen, die er kannte, jetzt glitzerten sie durch das Netz aus Ästen: Pegasus sah er, das geflügelte Ross, die Zwillingskreise von Sternen, die Geheimnisse genannt wurden, und den großen Sternenbogen, den Barden als Basilgarrads Schwanz bezeichneten. Doch häufiger fielen ihm neue Sternenmuster auf in Formen, die überhaupt keine Namen hatten – wenigstens keine, die er in den tieferen Reichen je gehört hatte.
    Vor allem einem Sternbild galt häufig seine Aufmerksamkeit. Nicht wegen seiner auffallenden Gegenwart, sondern wegen seiner noch auffallenderen Abwesenheit. Der Zauberstab, einst so strahlend, dass er Generationen von Reisenden geleitet hatte, war völlig dunkel. Kein Zeichen seiner sieben Sterne war geblieben, nur ein schwarzer Spalt in dem sonst so strahlenden Himmel.
    Das sollte sich jedoch bald ändern, wenn es nach Merlin ging.
    Denn für den Zauberer war es das Ziel dieser Reise – seiner letzten, bevor er zu dieser fernen Welt, Erde genannt, aufbrach   –, ebendiese Sterne wieder zu entzünden. Natürlich mit ein bisschen Hilfe von seinem Lieblingsdrachen.
    Mit jedem Schlag seiner weiten Flügel brachte Basilgarrad sie höher. Obwohl die Luft dünner wurde |273| und jeden Schlag schwieriger machte, hielt er durch und achtete nicht auf die schmerzenden Muskeln in Schultern und Rücken. Bei einem Blick in die Tiefe erkannte er einen schimmernden Regenbogen durch die Wolkenfetzen. War das vielleicht das wässrige Reich, in dem er und Marnya zu Hause sein wollten? Wo vielleicht ein Kind, teils blauer Wasserdrache und teils grüner Élanodrache, eines Tages geboren wurde?
    Das einzige Wurzelreich, das er deutlich aus der
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