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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit
Autoren: Thomas A. Barron
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entfernt, wird der Kosmos eine Veränderung abschließen, die vor vielen Zeitaltern begann. Wenn
     das geschieht, werden die Welt Fincayras und die Anderswelt einander gefährlich nahe kommen. So nahe in Wahrheit, dass ihre
     Länder sich fast berühren.«
    »Und das wird die Gefahr bringen?«
    »Ja, in der Tat! Denn im Augenblick des Sonnenuntergangs wird sich eine Tür zwischen den Welten öffnen – eine Tür, die von
     keiner Seite durchschritten werden darf, sonst wird mehr, als ich sagen kann, verloren sein.«
    Weitere dünne, gespenstische Wolken flogen über sein glühendes Gesicht. »Der Durchgang wird an einer Stelle erscheinen, an
     die du dich gut erinnerst: am Steinkreis, wo vor Jahren der Tanz der Riesen stattfand.« Er wartete, als würden die Worte schwer
     auf ihm lasten. »Und durch diese Tür werden Rhita Gawr und sein Heer kommen.«
    Dagda runzelte die silbergestreifte Stirn. »Noch jetzt versuche ich ihn in der Anderswelt zu zügeln, ihn am Eindringen zu
     hindern. Aber selbst mithilfe vieler tapferer Geister kann ich ihn nicht zurückhalten. Ich fürchte, es wird ihm gelingen,
     seine unsterblichen Truppen nach Fincayra zu senden, sobald die Tür offen ist. Er begehrt eure Welt, denn sie ist die Brücke
     zwischen Erde und Himmel.«
    Starr stand ich auf dem Stein. »Aber kannst du ihn nicht verfolgen, nachdem er hierher gekommen ist?«
    Dagda runzelte die leuchtenden Augenbrauen. »Das kann ich nicht, noch nicht einmal angesichts des Risikos, Fincayra zu verlieren.
     Verstehst du, Rhita Gawr erwartet, dass ich ihm folge und die Anderswelt schutzlos zurücklasse. Ich habe erfahren, dass er
     nur einen Teil seiner Truppen nach Fincayra bringen wird, den Rest lässt er zurück, damit er auch die Geisterwelt erobern
     kann.«
    »Aber warum kannst du nicht auch, wie Rhita Gawr, Truppen an beiden Orten haben?«
    »Weil«, lautete die ernste Antwort, »wir zu wenige sind. Und ich habe noch andere Gründe   – Gründe, die noch nicht einmal Rhita Gawr verstehen kann.«
    »Kannst du denn
gar nichts
tun, um ihn aufzuhalten?«, flehte ich.
    Sein Gesicht wurde finster. »Ich tue alles, was ich kann.« Die leuchtenden Augen trübten sich leicht. »Und da ist noch etwas:
     Sollte ich Geister durch die Tür senden, würde ich ein elementares Prinzip des Kosmos verletzen. Die Welten müssen getrennt
     bleiben oder sie hören auf zu sein.«
    »Aber Fincayra wird aufhören zu sein!« Ich schüttelte den Kopf, während der Wind mir Wangen und Stirn peitschte. »Dagda, verzeih
     mir. Es ist nur . . . so viel.«
    Seine Stimme dröhnte wieder über die Hügel, obwohl sie jetzt irgendwie näher klang, fast neben mir. »Ich verzeihe dir, mein
     junger Freund.«
    Unsicher holte ich Luft. »Warum hast du es mir nicht früher gesagt?«
    »Ich hatte gehofft mich ohne deine Hilfe durchzusetzen, Rhita Gawr aufzuhalten, bevor er deine Welt erreicht. Aber diese Hoffnung
     hat sich zerschlagen.«
    »Und jetzt gibt es keine andere.«
    »Doch«, widersprach er, »es gibt immer noch eine Hoffnung, obwohl sie sehr schwach ist. Wenn sich genug Geschöpfe Fincayras,
     nicht nur Männer und Frauen, sondern noch viele andere, rechtzeitig am Steinkreis versammeln, könnten sie eine Möglichkeit
     finden, den Einmarsch zu verhindern. Das kann viele Leben kosten und viel Leid, aber das ist unsere einzige Chance.«
    »Dann sind wir verloren«, klagte ich. »Selbst wenn wir zwei Jahre statt zwei Wochen Zeit hätten, alle Einwohner Fincayras
     zusammenzurufen, wäre es unmöglich! Weißt du nicht, wie viel Bitterkeit und Misstrauen es hier gibt? Seit Stangmars Tagen
     leben die meisten Arten in Furcht voreinander.« Ich klopfte mir auf die Brust. »Und am meisten vor meinesgleichen.«
    »Das weiß ich gut«, antwortete Dagda niedergeschlagen. »Und es begann lange vor der Regierungszeit deines Vaters. Lange zuvor,
     in Tagen, die inzwischen vergessen sind . . . aber das betrifft uns jetzt nicht.«
    Er hielt inne und ich spürte, dass seine nebelhaften Augen direkt durch mich hindurch schauten. »Nur jemand, der all diesen
     Arten bekannt ist, kann sie herbeirufen – jemand, der mit den Zwergen arbeitete, mit den Moorghulen wanderte, mit den sprechenden
     Bäumen und lebenden Steinen redete. Jemand, der mit den Meermenschen schwamm, mit den Windschwestern flog und auf den Schultern
     von Riesen stand.«
    Ich trat zurück bis an den Rand des Steins. »Du meinst doch nicht . . . Nein, das kann ich nicht. Nein.«
    Das leuchtende Gesicht
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