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Menu d'amour

Menu d'amour

Titel: Menu d'amour
Autoren: Nicolas Barreau
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und angebratenem Speck drang aus der Küche, wo das Lammragout mit den Granatapfelkernen im Backofen schmorte.
    »Habe ich nicht immer gesagt, du sollst sie zum Essen einladen? Liebe geht durch den Magen – also, bei mir jedenfalls. Hmmm – wie das riecht! Vielleicht sollte ich doch hierbleiben, anstatt Cathérine zu besuchen.« Er grinste und versetzte mir dann einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter. »Keine Angst, mich siehst du vor Sonntagabend nicht wieder. Salut , Henri, bonne chance !«
    Ich nickte und schob ihn ungeduldig in Richtung Tür, wo er erneut stehen blieb.
    »Und denk daran, die Katze zu füttern.«
    »Ja, mach ich, keine Sorge.«
    Er legte die Hand an die Klinke, als ihm noch etwas einfiel.
    »Ach, und Henri – vergiss nicht, später das Eis hochzuholen. Ich wette, den Nachtisch werdet ihr doch vergessen! Wär schade drum.«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein, Georges, den vergesse ich bestimmt nicht.«
    Endlich war er weg. Ich schloss erleichtert die Wohnungstür hinter ihm, lehnte mich für einen Moment mit klopfendem Herzen gegen den Türrahmen und atmete tief durch. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Noch eine Stunde. Als ich an der Kommode vorbeikam, sah ich, dass Georges seinen Wohnungsschlüssel dort liegen gelassen hatte. Ich zuckte die Achseln. An diesem Wochenende würde er ihn nicht benötigen. Ich zog Georges’ Zimmertür zu und ging dann in mein Zimmer, wo der Tisch für zwei Personen gedeckt war. Ein paar Blumen standen in einer Vase und zwei Leuchter mit Haushaltskerzen sollten für die nötige Stimmung sorgen. Ich schloss das Fenster. Ein Wind war aufgekommen, der das Herbstlaub über die Straßen fegte, und ein leichter Regen fiel. Draußen wurde es dunkel. Ich begutachtete den Holztisch mit seinen schlichten weißen Tellern und den Rotweingläsern. Nach einigem Überlegen stellte ich die Leuchter wieder weg. Zu offensichtlich! Schließlich kam Valérie als gute Freundin zu mir. Noch hatte sie das Liebeselixir ja nicht geschluckt, geschweige denn, dass sie etwas von meinen dunklen Plänen ahnte.
    »Oh, du willst kochen!«, hatte sie gewitzelt, als ich sie für Freitag zum Abendessen einlud, und mit einem kleinen spöttischen Lächeln hatte sie hinzugefügt: »Kannst du denn überhaupt kochen?«
    »Lass dich einfach überraschen«, hatte ich geantwortet und eine geheimnisvolle Miene aufgesetzt.
    Ich schaltete das Deckenlicht aus und knipste die Stehlampe an, die neben dem zerschlissenen Sessel vor dem Bücherregal stand. Sofort verbreitete sich ein warmes, gemütliches Licht im Zimmer, an dessen hinterer Wand ein alter Kleiderschrank und mein schmales Bett standen. Ich starrte auf die verblichenen Blumentapeten und den alten Ölofen in der Ecke, ging zum Bett hinüber und zog die Tagesdecke noch einmal glatt. Dann eilte ich in die Küche zurück, wo ich schon seit dem frühen Morgen meine Vorbereitungen getroffen hatte. Zufrieden und aufgeregt ließ ich meinen Blick über das appetitliche Chaos schweifen, das hier herrschte. Die Steingutschüssel mit der sämigen Kartoffelvinaigrette stand auf der Anrichte, bereit für den Feldsalat, dessen glänzende, fein geputzte Blätter gewaschen und mit einem Handtuch trocken geschüttelt neben den hellen Champignons im Sieb lagen. Die angebratenen Speckwürfel warteten in der Pfanne.
    In der Spüle stand noch der kleine Topf mit der Metallschale, in dem ich die Schokolade für die Gâteaux au chocolat geschmolzen hatte. Die Förmchen mit dem Teig hatte ich, abgedeckt mit Zeitungspapier, draußen vor das Küchenfenster auf einen verrutschten Dachziegel gestellt, der eine Art Vorsprung bot. Die kleinen Schokoladenkuchen wurden warm serviert und würden erst später in den Ofen kommen, wo jetzt noch Lammfleisch und Kartoffelgratin in schönster Eintracht nebeneinander schmorten.
    Ich räumte die Reste der Granatäpfel und die Orangenschalen von der Anrichte und tat alles in den Mülleimer unter der Spüle. Das Blutorangenparfait hatte ich morgens gleich als Erstes zubereitet – eigentlich ein einfaches Dessert, das immer gelang – in dieser Küche jedoch eine echte Herausforderung! Erst nachdem ich die sahnige Masse in die längliche Kuchenform gefüllt hatte, war mir wieder eingefallen, dass wir leider keinen Kühlschrank hatten, geschweige denn ein Gefrierfach. » Mon Dieu , was mach ich nur … was mach ich nur?«, hatte ich gemurmelt und unglücklich auf die Form gestarrt.
    »Findest du nicht, dass du
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