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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer
Autoren: Matthias P. Gibert
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Der Japaner ist abgehauen.«
    »Was? Wie konnte das denn passieren?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Was ich weiß, ist, dass er in dem Bett auf der Intensivstation nicht fixiert gewesen ist, das hat mir gerade die Nachtschwester bestätigt.«
    »Aber er wurde doch bewacht?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Mist«, murmelte Lenz. »Wir sind gleich bei Ihnen, Herr Doktor.«
    Damit beendete er das Gespräch, während Hain schon den Kombi gestartet hatte.
    »Lass mich raten. Der Japse ist abgehauen.«
    »Klar ist der Japse abgehauen.«
     
    Der › Japse‹ war nicht nur einfach abgehauen, er war regelrecht befreit worden. Ein Mann, nach Auskunft des verletzten Polizisten ein Asiate, war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn mit ein paar gezielten Schlägen aus dem Verkehr gezogen. Danach waren die beiden auf dem Flur über einen Pfleger hergefallen, der, aufgeschreckt vom Lärm, dem Polizisten zu Hilfe eilen wollte. Im Anschluss hatten die Männer ein Dienstzimmer komplett verwüstet. Jeder Schrank war von ihnen aufgerissen, jede Schublade herausgezogen worden.
    »Vielleicht haben sie nach Schmerzmitteln gesucht«, meinte Hain beim Anblick des Zimmers, in dem es aussah, als sei gerade eine Bombe explodiert.
    »Das ist möglich«, bestätigte Dr. Berger, der neben den Beamten stand. »Aber ich glaube es nicht.«
    »Was glauben Sie denn?«
    »Die haben nach Klamotten gesucht. In unseren hinten offen stehenden Hemdchen flüchtet es sich nicht so gut.«
    »Er hatte eines dieser schrecklichen OP-Hemden an?«, erinnerte der Oberkommissar sich an seine Zeit im Krankenhaus vor ein paar Jahren, nachdem er angeschossen worden war.
    Berger nickte.
    »Unser beliebtes Modell in Weiß, um genau zu sein. Wir konnten ihn ja schlecht in seinen Straßenklamotten ins Krankenbett legen.«
    Aus dem Hintergrund trat ein Uniformierter auf die Kripobeamten und den Arzt zu.
    »Die Fahndung läuft, aber bis jetzt ohne Erfolg. Vermutlich sollte es aber nicht lange dauern, bis wir sie haben, schon wegen ihres auffälligen Äußeren.«
    »Das hoffen wir mal«, meinte Lenz weniger optimistisch. »Viel wichtiger ist mir, dass alle Kollegen wissen, dass mit dem Kerl nicht zu spaßen ist, und niemand den Helden spielen soll.«
    »Habe ich durchgegeben.«
    »Gut. Wie steht es um den Kollegen, den er verletzt hat?«
    »Der ist«, mischte Dr. Berger sich ein, »unten in der Notaufnahme und wird behandelt. Wie ich es verstanden habe, müssen wir sein Jochbein operieren; der Arm ist konservativ behandelbar, also ohne Operation.«
    Der Arzt sah die beiden Polizisten betreten an.
    »Es tut mir leid, dass er hier auf der Station nicht fixiert worden ist, wie wir das vereinbart hatten, meine Herren. Was mich daneben aber über alle Maßen betroffen macht, ist, dass er mit dieser Aktion sein Leben aufs Spiel setzt. Wenn er nicht schnellstmöglich operiert wird, kann er an seinen Verletzungen sterben.«
    »Vielleicht weiß er ja gar nicht, wie es um ihn steht«, gab Lenz zu bedenken.
    »Doch«, winkte Berger ab, »das weiß er ganz genau, weil ich es ihm erklärt habe, bevor er hierher verlegt wurde.«
    »Hat er zugegeben, dass er Sie versteht?«
    »Eindeutig, ja. Wir haben sogar ein paar Worte gewechselt.«
    »Auf Japanisch?«
    »Natürlich, ja.«
    »Aber zu sich oder seinen Beweggründen hat er nichts gesagt?«
    »Nein, wir haben ausschließlich über seine Situation und die bevorstehende Operation gesprochen.«
    »Steht er unter Schmerzmitteln?«
    »Starken, ja. Deshalb verwundert es mich, dass es überhaupt so weit gekommen ist.«
    »Na ja, der Mann scheint Helfer zu haben und …«
    Wieder klingelte das Telefon des Hauptkommissars. Der ging ein paar Schritte zur Seite und drückte die grüne Taste.
    »Ja, Lenz.«
    »Pia Ritter hier, hallo, Herr Lenz. Tut mir leid, dass ich Sie wecken muss, aber …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte er sie, »das haben Sie nicht. Ich hoffe allerdings, Sie haben eine gute Nachricht für mich. Die könnte ich in dieser lausigen Nacht wirklich gebrauchen.«
    »Wie man es nimmt, Herr Kommissar.«
    Die Frau stockte.
    »Ich könnte Ihnen jetzt in allen Einzelheiten schildern, auf welche Szenerie ich gerade schaue, aber das würde nur unnötig Zeit kosten. Also bitte ich Sie, sich sofort ins Auto zu setzen und zur Straßenbahnhaltestelle Kirchweg zu kommen. Hier hat es eben einen sehr merkwürdigen Verkehrsunfall gegeben, an dem unter anderem drei Japaner beteiligt sind. Ein älterer Mann, eine etwa 40-jährige Frau
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