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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter
Autoren: Sergej Snegow
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unbeschreiblich erstaunt. In den Jahren unserer Bekanntschaft war Orlan alles mögliche gewesen : Sternenadmiral, der mein Schiff gefangengenommen hatte, mächtiger Würdenträger des Zerstörerreichs, grausamer Feind zu Anfang, ein guter Freund später, Mitstreiter in der Not, Mitbegründer der Sternengemeinschaft und vielleicht das mir vertrauteste Wesen unter den vernunftbegabten Nichtmenschen. Als Ingenieur konnte ich ihn mir nicht vorstellen. Nie hatte er sich für mathematische Berechnungen interessiert, nie sich für das Konstruieren von Mechanismen begeistert.
    Aber Orlan erklärte, er habe sich in seiner Jugend vorbereitet, Industrieleiter zu werden. Er habe eine Ausbildung als Ingenieur erhalten und in Sternenflugzeugwerften eine Probezeit abgeleistet. Und er sei nur deshalb nicht zum Minister für Sternenflugzeugbau ernannt worden, weil der Große Zerstörer ihn mit der galaktischen Politik betraute.
    „Olga Trondike und du, Eli, sind schuld, daß ich die Ingenieurtätigkeit aufgegeben habe. Nach dem Flug der ,Raumfresser’ durch die nichteuklidischen Engen des Perseus und der Sprengung des Zweiten Planeten berief der Große Zerstörer alle die Aristokraten in seine Nähe, die als sichere Stütze des Thrones dienen konnten.“
    „Und nun möchtest du wieder Ingenieur sein, Orlan?“
    „Eli, ich bin der einzige auf dem Schiff, der keine individuellen Aufgaben hat. Seit Grazi im Steuerraum schaltet und waltet und besonders seit dem Tod des großen Ellon ist es für mich traurig, auf dem Schiff umherzuschlendern.“
    „Würdest du mit Olga zusammenarbeiten, wie es Ellon und ihre Tochter taten?“
    „Wenn sie nichts dagegen hat, Eli ... “
    „Sie wird keine Einwände haben.“
    Das Organisatorische nahm mehrere Tage in Anspruch, und ich kam nicht dazu, in den Konservierungsraum zu gehen. Doch dann zog es mich wieder hin. Diesmal betrat ich ihn in anderer Verfassung als sonst. Es fällt mir schwer, meinen Zustand zu beschreiben. Die alten Gefühle waren verweht, die neuen bildeten sich erst. In meiner Verwirrung wußte ich nicht, was ich wollte, was ich erwartete.
    Im Konservierungsraum stand ich eine Weile vor dem neuen Sarkophag mit Ellon. Der Demiurg besaß ein mächtiges Gehirn, dennoch hatte er die Zeitvibration nicht ertragen. Selbst ein Genie war außerstande, den seelischen Riß zwischen Vergangenheit und Zukunft ohne eine feste Stütze in der Gegenwart auszuhalten.
    Langsam ging ich von Ellon zu Mizar, von Mizar zu Trub, von Trub zu Lussin. Ich beeilte mich nicht, zu Oan zu kommen, denn bei dem Aranen würde ich mich lange aufhalten müssen. Ich wollte mit ihm sprechen. „Oan, ich weiß jetzt nicht, wer du bist, ein Abgesandter von Feinden, von uns gegenüber Unbeteiligten oder sogar von unbegreiflichen Freunden“, sagte ich am Sarkophag des Spions. „Das zu wissen ist wichtig, du wirst es zugeben, sofern du in der Lage bist, mich zu verstehen. Oh, du verstehst mich, davon bin ich überzeugt! Du bist der Verbindungsapparat zwischen uns und den Ramiren, darin bestehen alle deine Geheimnisse. Eine komplizierte Vorrichtung, sie lauscht, späht, liest Gedanken, und außerdem ist sie als Lebewesen ausgeführt, das sich freilich zur Hälfte in eine Silhouette verwandelt hat, aber das hing nicht von dir und auch nicht von deinen Herren ab: Auch Ameisen sind imstande, einen Holzfäller zu beißen! Sag mir doch, Oan, was wollt ihr von uns?
    Warum haltet ihr uns gefangen im Scheiterhaufen des Kerns, der Sterne wie Schrotkörner verschießt?“
    Ich hatte so bewegt gesprochen, als erwartete ich tatsächlich eine Antwort. Oan schwieg selbstverständlich. Doch ich forderte noch hartnäckiger: „Wenn du tatsächlich ein Verbindungsapparat bist, dann von doppelter Wirkung, von uns zu den Ramiren, aber auch von den Ramiren zu uns. Unsere Absichten hast du übermittelt, teile uns nun ihre Wünsche mit. Du hast uns schon manches mitgeteilt, leugne es nicht: daß ihr Spione unter den Aranen habt und du einer von ihnen bist, daß die Zeit hier krank und gefährlich ist, hast du diesen Gedanken nicht in unsere Köpfe einfließen lassen? Und daß ihr eine Methode sucht, den Lauf der Zeit zu beherrschen, euch in die Zukunft zu versetzen und zurückzukehren. Um dieses Erfolges willen sind fünf deiner Freunde umgekommenwahrscheinlich ebenfalls Ramiren in der Gestalt von Aranen. Du gehörst nicht zu den Halbleiter-Spionen, die die Informationen nur vom Feind zum Herrn übermitteln. Du bist ein Mechanismus von
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