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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter
Autoren: Sergej Snegow
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zusammenprallen, auf Dächer und Straßen stürzen.
    Die Wolken schoben sich wie eine Mauer herauf, und im Nu hatten sie die Hälfte des Firmaments verhüllt. Wild brauste ein Orkan heran, die Aviettes wandten ihm ihre Nasen zu und begannen zu schaukeln. Ich öffnete das Fenster einen Spalt breit und wäre fast erstickt an der hereinschlagenden Luft. Selbst in dieser Höhe war zu hören, wie der Sturm heulte. Dann wurden wir ohne Übergang von Finsternis umhüllt. Ich sah nicht mehr die anderen Flieger, auch mich sah niemand Die schützten uns, das wußte ich, aber einen Augenblick lang hatte ich Angst, und ich drehte zur Stadt ab. Die anderen empfanden wahrscheinlich dasselbe, denn als der erste Blitz den Raum erhellte, sah ich ringsum alles abwärts streben.
    Mag sein, ich irre mich, aber an diesem Sommerfest scheint mir nicht das Gewitter das schönste, sondern sein Herannahen, der rasende Wolkenflug und die Blitzeschlacht. Das aufzuckende Licht und die grollende Luft verwirrten mich. Ich brüllte und flog in der winzigen Aviette, selber einem Kugelblitz ähnlich. Für die Lichtentladungen waren zwanzig Minuten vorgesehen, und ich jagte ins Entladungszentrum, wo hohe Spannungen gespeichert wurden - ein Luftstoß glich hier einer Explosion, und die Helligkeit des elektrischen Feuers blendete, selbst wenn man eine dunkle Brille trug.
    Das ist ein Sport der Kühnen, scheint mir. Viele halten ihn für eine Belustigung Unvernünftiger.
    Nicht weit von mir flammte ein Blitz mit Dutzenden Zacken und Verästelungen auf, einer riesigen Wurzel ähnlich. Parallel zu ihm züngelte ein anderer, und von oben schoß ein dritter herab. Alles verschmolz zu einem Flammenmeer. Ich vermeinte, mitten in eine Fackel geraten und zu Asche verbrannt zu sein. Aber die drei Blitze erloschen, und über mir oder beinahe in mir selbst - war ein Donnern und Grollen, als stürze ein Berg zusammen. Geblendet und betäubt, verlor ich sekundenlang das Bewußtsein. Meine Aviette sauste abwärts und fing sich erst über dem Dach eines Hauses. In einer der gelandeten Maschinen erblickte ich ein langhalsiges Mädchen.
    Nach den Entladungen setzte strömender Regen ein. Ich preschte in die Stadt Regen muß man auf der Erde auskosten, nicht in der Luft, und zwar mit seinem Körper, nicht in einer Maschine.
    Ich landete auf einem Platz und sprang in den Regenguß hinaus. Die Aviette flog sofort zur Haltestelle, während ich zu dem Haus gegenüber lief.
    Dabei wurde ich bis auf die Haut naß. Unter einem Vordach standen ungefähr zwanzig Personen.
    Mein Anblick rief Gelächter und Verwunderung hervor, denn ich war nicht entsprechend gekleidet.
    Hier stand auch das langhalsige Mädchen. Bestimmt war ich ihr auf den ersten Blick unsympathisch gewesen. Sie war die einzige, die mich feindselig musterte.
    Höflich sagte ich zu ihr: „Verzeihen Sie, haben wir uns nicht soeben unterhalb der Wolken getroffen?“
    „Erheblich unterhalb der Wolken, fast am Boden“, sagte sie kühl. „Sie waren wohl durch eine Entladung ins Trudeln gekommen?“
    „Ich hatte die Lenkung verloren, hin dann aber in den Bereich der Entladungen zurückgeflogen.“
    „Das ist mir ebenfalls nicht entgangen, wie Sie sich in der Höhe aufführten.“ Offenbar wollte sie mich beleidigen. Sie war mittelgroß, ihre Brauen wirkten zu massiv.
    „Ich hasse es, wenn man mich sinnlos anstarrt“, sagte sie und drehte sich um.
    Ich fand keine Antwort und lief davon. Die Leute unter dem Vordach riefen mir nach, ich solle zurückkommen. Der Regen strömte nicht mehr, sondern stürzte herab. Kaltes Wasser rann mir den Körper hinunter. Die Beschützerin riet mir, wasserdichte Kleidung anzuziehen, wie sie von allen auf der Erde getragen werde. Ich mußte eine Aviette rufen und zum nächsten Kombinat fliegen. Zehn Minuten später schritt ich in der Montur eines Erdbewohners in den Regen hinaus Jetzt konnte ich seelenruhig durch die Straßen wandern. Der Regen hatte nicht nachgelassen. Wasser war unter meinen Füßen, neben mir, über mir.
    Es stürzte herab, brodelte, brüllte, schoß wie wild dahin. Ich sang, doch ringsum war ein solches Tosen, daß ich mich nicht hörte. Die Kolosse des Zentralen Ringes verloren sich in grauer Unsichtbarkeit, mitten am Tag wurde es Nacht. Nur die Wasserwand, die die halbertrunkene Erde und den unsichtbaren Himmel verband, flimmerte und flammte wie das Morgenrot der Regen erhellte sich selbst den Weg.
    Nach einer Weile wurden die schwarzen Wolken fahl, und der Tag
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