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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond
Autoren: Werner Keyen
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Stimson. John stand auf und ging in das Schlafzimmer hinüber.“
    „Ja – und weiter nichts. Wir saßen doch beim Fernseher und achteten nicht auf die Zeit. Ich dachte nur, er wäre durch das Schlafzimmer hindurch auf die Toilette gegangen. Plötzlich klingelte das Telefon, und einer der Portiers fragte herauf, ob John oben wäre. Ein Mann wäre aus einem Fenster gefallen und …“
    Sie schluckte und hob ihr Taschentuch.
    „Und?“
    „Ich lief natürlich hinüber. Das Fenster stand offen, aber das war gewöhnlich so. Vor dem Fenster lagen die zerrissenen Bilder. Ich habe sogar ein Stück aufgehoben, weil – ach, ich wußte gar nicht, was ich tat. Unten im Hof lag doch …“
    „Schon gut, Mrs. Stimson. Was war mit den beiden Cavanaughs?“
    „Sie waren mit drüben. Und dann blieben sie drüben allein. Ich rannte doch fort, weil – weil ich nicht wieder hinuntersehen wollte – und weil ich dachte, ich müßte zu John hinunter – aber dann fingen mich die Polizisten schon am Lift ab und brachten mich in die Wohnung zurück. Ein paar Minuten sind sie bestimmt allein gewesen, und ein anderer kann die Aufnahmen überhaupt nicht ausgetauscht haben.“
    „Sie sind sicher, daß ein Austausch erfolgte?“
    „Ich habe meine fünf Sinne immer zusammen gehabt“, antwortete sie jenseits aller Trauer mit Schärfe. „John hat mir die drei Aufnahmen gezeigt, auf die es ihm ankam, verstehen Sie. Das war eine Art Eisfläche mit Bergen dahinter, unter einem flachen Winkel aufgenommen, aber das Eis war durchsichtig, und unter ihm ging es hinunter, fast wie bei Unterwasseraufnahmen an einer Steilküste, und am unteren Rand stand ein Gebäude wie ein Bungalow. So etwas verwechselt man nicht, ich jedenfalls nicht. Und John sorgte dafür, daß ich genau hinsah. Gorman wird sich freuen, sagte er zu mir. Er hat entweder ein phantastisches Material oder einen phantastischen Instinkt. Für diese Aufnahmen gibt es jeden Monat einmal nur eine Chance von einer Viertelstunde. Er hat es gewußt. Und dieses Ding da unten, das wie ein Bungalow aussieht, beweist seine Theorie. Und wenn sie stimmt, dann wird Cavanaugh in die Luft gehen. Und dabei könnte er leicht an einem Strick hängen bleiben. Das hat er gesagt.“
    „Danke, Mrs. Stimson“, flüsterte Nicholas Gorman und atmete dann tief auf. „Sie ahnen nicht, welchen Dienst Sie mir eben erwiesen haben.“
    „Sie scheinen mehr zu wissen als ich, Mr. Gorman“, mischte sich Philip Dooley ein. „Leider sind Sie jedoch noch nicht auf den Einfall gekommen, mit uns zusammen zu arbeiten.“
    „Warum sollte ich? Das ist eine wissenschaftliche Angelegenheit, die …“
    „Ich verzichte“, schnitt Philip Dooley kalt ab. „Sie können sich bei General Forby beschweren, aber mich ekeln Verräter auch dann an, wenn sie sich mit wissenschaftlichen Gründen rechtfertigen.“
    „Philip!“ mahnte Oberst Chase bestürzt.
    „Verzeihung, Oberst. Möchten Sie jetzt diese beiden verhören?“
    Der Oberst blickte zu Gorman. Als von dort kein Echo kam, räusperte er sich.
    „Machen Sie weiter, Philip. Wir müssen natürlich die formgerechte Befragung nachholen, aber es interessiert mich, was die beiden zu sagen haben.“
    Philip Dooley setzte sich halb auf eine Sessellehne und zog Hobart Cavanaugh herum, so daß er ihn vor seinen Augen hatte.
    „Nun, Mr. Cavanaugh?“
    „Ich protestiere!“ zischte der Liliputaner wütend. „Diese unerhörte Behandlung …“
    „Vorläufig bin ich Ihnen noch nicht auf die Zehen getreten“, fing Philip Dooley mit kalter Drohung ab. „Verleiten Sie mich nicht, das nachzuholen. Ich möchte hören, was Sie zur Sache zu sagen haben. Trifft alles zu, was Mrs. Stimson erzählte?“
    Hobart Cavanaugh war so erregt, daß seine Lippen zitterten, aber er zwang sich zur Sache.
    „Ja, aber ich habe die Aufnahmen nicht vertauscht. Mrs. Cavanaugh auch nicht.“
    „Wer sonst? Außer Ihnen befand sich niemand hier, wenn ich richtig verstanden habe. Und warum gingen Sie in Ihre Wohnung?“
    „Ich wollte Mrs. Stimson in ihrem Schmerz nicht länger stören.“
    „Rührend von Ihnen. Sie wiesen Boswell telefonisch an, den Film zu vernichten?“
    „Wer ist Boswell?“
    „Sie begehen Fehler, mein Kleiner“, höhnte Philip Dooley. „Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, daß sich zwei Liliputaner am gleichen Ort nicht kennen. Wieviel bezahlt man Ihnen eigentlich für einen derartigen Mord?“
    Hobart Cavanaugh bog sich abwehrend zurück.
    „Ich verstehe Sie
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