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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond
Autoren: Werner Keyen
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schroff.
    „Gott, was weiß denn ich?“ fragte sie schnippisch und zuckte mit den Achseln. „Vielleicht habe ich nicht genau hingesehen, oder er hat andere zerrissen. Es ist doch wohl gerade genug, daß ich eben meinen Mann verloren habe.“
    „Nicht genug. Mrs. Stimson“, parierte Gorman. „Sie könnten leicht jeden Dollar Rente verlieren, wenn ich den Eindruck gewinne, daß Sie gegen uns arbeiten. Ich würde an Ihrer Stelle vernünftig sein.“
    „Ich glaube, ich störe doch bloß“, zwitscherte Bruna Cavanaugh und stand auf, aber Philip Dooley fing sie mit einer geradezu eleganten Bewegung vor der Tür ab.
    „Sie bleiben.“
    „Aber …“
    Sie sparte sich aus unbekannten Gründen den Rest. Nicholas Gorman blickte erstaunt auf Dooley, dann nickte er und wandte sich wieder Ruth Stimson zu. Seine Stimme klang jetzt freundlich.
    „Nun, Mrs. Stimson?“
    „Es ist ganz gut, wenn Sie Bruna nicht weglassen“, sagte sie gehässig. „Irgend etwas stimmt da nicht. Das sind nicht die Aufnahmen, die John mir zeigte, und Cavanaugh ist der einzige, der sie vertauscht haben kann.“
    „Er war hier?“
    „Natürlich. Was glauben Sie denn, warum ich diesen Zwerg hier herumsitzen lasse? Ich habe diese Liliputanerin immer scheußlich gefunden. John wollte ihn aber unbedingt hier haben, um mit ihm Schach zu spielen. Natürlich mußte ich dann alle beide herüberholen.“
    Nicholas Gorman blickte wieder zu Philip Dooley hin, und dieser verstand ohne Worte. Er ging zur Tür und verschwand im Vorraum. Die Liliputanerin, deren Arm er mit seinen Fingern umklammert hielt, nahm er dabei mit, als wäre sie eine große Puppe.
    „Sie haben erst gar nicht viel miteinander gespielt“, berichtete Ruth Stimson weiter. „Es war alles so merkwürdig. Sie unterhielten sich, als hätten sie etwas Bestimmtes im Auge, das sie nicht nennen wollten. Dann zeigte John die Aufnahmen. Und dann redeten sie wieder um etwas herum. Und als sie endlich allmählich in ihr Spiel gekommen waren, stand John plötzlich auf und ging hinüber.“
    „Ist der Film hier?“
    „Nein. Er hat nur die Schichtkopien mitgebracht. Sie müssen noch in der Dunkelkammer sein.“
    „Wir wollen sie holen. Entschuldigung, Oberst.“
    Sie kamen eine Minute später zurück, gleichzeitig mit Philip Dooley, der durch die andere Tür eintrat und an der anderen Hand jetzt auch noch Hobart Cavanaugh hängen hatte.
    „Entschuldigung, Oberst“, murmelte Nicholas Gorman abermals und ging zum Telefon.
    „Das ist doch wirklich ein irreguläres Verfahren …“ setzte der Oberst polternd an. verzichtete aber auf mehr, um sich nichts von dem Telefongespräch entgehen zu lassen.
    „Gorman. Hören Sie zu, Dick. Sie erinnern sich, daß ich Sie gebeten hatte, gewisse Dinge im Auge zu behalten. Hoffentlich haben Sie das nicht vergessen. Nun ist John Stimson gestern abend gelandet. Ich möchte, daß Sie seine sämtlichen Filmrollen – wie bitte?“
    Er lauschte eine ganze Weile, beendete das Gespräch mit einigen flauen Worten und wendete sich wieder den anderen zu. Seine Stimme klang geradezu teilnahmslos.
    „Ein kleines Mißgeschick. Ich wollte den Film sicherstellen lassen, aber unglücklicherweise fiel er einem der Laboranten in ein Säurebad, so daß nichts mehr an ihm zu retten ist.“
    „Ach?“ sagte Philip Dooley und zog sich zusammen, als setzte er zu einem Sprung an.
    „Ja“, bestätigte Gorman das Unausgesprochene schlaff. „Sie haben ihn jetzt an der Kette. Ein gewisser Charles Boswell – auch ein Liliputaner.“
    „Ach?“ wiederholte Dooley grimmig und entspannte sich. „Was meinen Sie dazu, Mr. Cavanaugh?“
    Hobart Cavanaugh, ein gutgebauter und gutgekleideter Liliputaner von Metergröße mit einem flachen Gesicht und wachsamen gescheiten Augen, war ältlich und beanspruchte die entsprechende Würde. Seine Stimme klang jedoch dünn und scharf.
    „Lassen Sie mich endlich los, Leutnant“, forderte er giftig. „Ich verstehe überhaupt noch nicht, worum es sich handelt. Auf jeden Fall sind Sie nicht berechtigt, mit uns so umzuspringen.“
    Philip Dooley lächelte auf den Liliputaner herunter.
    „Wir lieben Beschwerden, Cavanaugh. Prägen Sie sich gut ein, was Ihnen alles passiert.“
    „Ich liebe keine Roheiten, Leutnant“, warf Nicholas Gorman unwillig hin. „Lassen Sie die beiden doch los.“
    Philip Dooley drehte den Kopf zu ihm hin und lächelte höhnisch. Worte fielen nicht.
    Gorman seufzte schließlich und wandte sich ab.
    „Also weiter, Mrs.
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