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Menschen im Mond

Menschen im Mond

Titel: Menschen im Mond
Autoren: Werner Keyen
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der amerikanischen Raumfahrt bot noch immer eine imposante Erscheinung. Es war fast unmöglich, ihn nicht als Kapitän auf der Brücke, als kühnen Raumpiloten und als Eroberer zu sehen. Er gehörte zu den seltenen Männern, denen Erfolg und Glück nachliefen.
    Brown wußte besser als irgendwer, daß eben diese Meinung nicht zutraf. Seine Hände waren leer geblieben. Der ganze Lärm von Jahrzehnten, den er um sich herumgeschlagen hatte, war nutzlos verpufft. Der ganze gute Ruf war Reklamezauber, der spätestens mit seinem Tode von heute auf morgen verlöschen würde. Er hatte nichts Greifbares aufzuweisen. Er hatte Brennkammern konstruiert, aber nicht als erster, und viele andere hatten ihn mit Besserem überholt. Er hatte Raketen hinaufgeschickt, aber wiederum nicht als erster und nur mit Erfolgen, denen heute die Nachsicht galt. Er hatte weder den Raum noch einen Planeten erobert. Wahrhaftig, es wurde Zeit für ihn, etwas für sich zu tun.
    „Ich bin kein Geschäftsmann, Mr. Redford“, sagte er gewinnend. „Es ist einiges dabei, was nach Geschäft aussieht, aber das ist Ihre Angelegenheit. Der Rest wird Ihnen auf Anhieb ziemlich verrückt vorkommen, aber auch damit müssen Sie allein fertig werden. Ich habe Ihnen Dr. Gorman mitgebracht, und damit ist meine Aufgabe praktisch erledigt. Hören Sie ihn sich an. Vielleicht macht es Ihnen Spaß, einige Millionen in diese Sache hineinzustecken, vielleicht auch nicht. Auch insofern will ich Sie nicht beeinflussen. Sie werden schnell verstehen, daß die Welt Kopf steht, wenn sie davon erfährt.“
    „Sie sind ein Bluffer, Brown“, antwortete Redford grämlich. „Sie hätten nicht Ingenieur, sondern Werbefachmann werden sollen. Aber ich will mir anhören, worum es geht.“
    „Es handelt sich um eine Forschungsfahrt zum Mond“, begann Nicholas Gorman zögernd. „Die amtlichen Stellen geben dafür weder ein Fahrzeug noch die Mittel frei, da der Mond als uninteressantes und bereits voll erforschtes Ziel gilt. Ich bin also auf private Mittel angewiesen. Wahrscheinlich wird sich die Fahrt auch geschäftlich lohnen, aber man kann natürlich nie sagen …“
    „Halten Sie sich damit jetzt nicht auf“, warf Redford unfreundlich ein. „Was wollen Sie auf dem Mond?“
    „Den Mond und seine Bewohner kennenlernen“, platzte Gorman heraus, um hastig fortzufahren: „Verzeihung, das klingt wohl ein bißchen sonderbar. Ich muß Ihnen das erst erklären. Wissen Sie zufällig, warum der Mond der Erde immer die gleiche Stelle zukehrt?“
    „Tut er das?“
    „Ja. Er kreist um die Erde, zeigt ihr aber immer die gleiche Seite, so daß bis über die Mitte unseres Jahrhunderts hinaus nur ungefähr sechzig Prozent der Mondoberfläche bekannt waren. Die bis dahin geheimnisvolle Rückseite des Mondes wurde erst durch die Mondfahrten bekannt, nur konnte von Geheimnissen kaum die Rede sein. Die Frage, warum der Mond so beharrlich einseitig ist, wird gewöhnlich dahingehend beantwortet, daß eben seine Rotation ebenso lange dauert wie seine Revolution. Das ist natürlich keine Antwort, sondern nur eine Ausflucht. Die Antwort ergibt sich, sobald man bedenkt, daß die Erde nur eine einzige Möglichkeit besitzt, den Mond zu beeinflussen, nämlich die Gravitation. Der Anziehungskraft der Erde haben wir es zu verdanken, daß der Mond um die Erde kreist und daß er ihr immer die gleiche Seite zuwendet. Die Anziehung richtet sich nach der Masse. Je mehr Masse, desto stärker die Anziehung. Sofern unsere Naturgesetze, insbesondere das Gravitationsgesetz, gelten, zeigt der Mond deshalb immer die gleiche Seite, weil diese von der Erde am stärksten angezogen wird. Das setzt voraus, daß die der Erde zugewandte Seite des Mondes erheblich dichter ist als die andere. Die überschlägige Rechnung erzwingt sogar die Vorstellung, daß der Mond auf der erdabgewandten Seite hohl sein könnte.“
    „Was wollen Sie eigentlich?“ Humphrey Redford rieb sich die knochigen Hände.
    „Wenn es Ihnen recht ist, betrachten wir das Problem erst noch von einer anderen Seite“, schlug Nicholas Gorman vor, als unterhielte er sich nur mit sich selbst. „Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß der Mond schon immer eine ungewöhnliche Rolle im Leben der Menschen gespielt hat. In den letzten Jahrhunderten hat die Naturwissenschaft die behaupteten Zusammenhänge bestritten und bespöttelt, aber der Fehler lag bei der Naturwissenschaft, wie sich nun inzwischen gezeigt hat. Ihre Methoden und Mittel eigneten sich noch nicht
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