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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman
Autoren: Eva Klöck
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Dezember feiere ich meinen fünfzigsten Geburtstag
mit einem kleinen Stehempfang. Morgenstern, Hiller, ich lade euch
hiermit ein. Bringen Sie ruhig Partner und Partnerin mit. Falls
vorhanden. Und Morgenstern – Sie natürlich Ihre Tochter!«
    Später merkt Martha, wie
unangebracht ihre Frage war. »Und wieso laden Sie uns ein?«
    »Weil ich nicht nur
Paragraphenspalter da haben will. Ich brauch auch ein paar normale
Menschen um mich.« Sie holt aus einem Aktenschrank eine Flasche
Single-Malt-Whisky und füllt drei Saftgläser fast bis zur Hälfte. Du liebe Güte! Ist das etwa ihr Geheimnis?
    »Und schließlich seid ihr
die, die uns mit Arbeit versorgen, oder!« Sie hebt das Glas auf
Augenhöhe. »Ich hab schon mit Polizisten
zusammengearbeitet, für die es einen Kick bedeutete, wenn sie
einem armen Würstchen ohne Aufenthaltsgenehmigung den Marsch blasen
konnten. Da seid ihr mir schon lieber!«
    »Na, denn!« sagt Thomas und
sie stoßen an.
    »Und wegen eines Geschenkes
macht euch keine Sorgen«, sagt sie, während sie die Gläser erneut
füllt. »Morgenstern, Sie nehmen mich mal wieder mit. Mit
Martinshorn und Blaulicht.«
    Ich würde dir aber lieber
eine Flasche guten Wein oder eine Blumenvase schenken.
    »Und Hiller! Sie darf ich mal
begleiten, wenn sie auf einem Flachdach mit Pistole unterwegs
sind!«
    Thomas runzelt die Stirn.
    »Hiller! Das war ein Joke! Ein
J-O-K-E!«
    »Irgendwie hat die einen gewaltigen Hau«, stellt
Thomas fest, als sie mit der Straßenbahn zurückfahren. »Aber ich
mag sie trotzdem.«
    »Ich mag sie deshalb.«
    »Und?« fragt Becker. »Köpfe
noch dran?«
    »Die Noll schlägt uns für
das Bundesverdienstkreuz vor«, sagt Thomas und hebt den Daumen in
Marthas Richtung.
    Martha macht früher Schluss. Sie
nimmt den Wohnungsschlüssel aus der Lederjacke. Sie kann nicht
anders. Sie muss am Jackenfutter riechen. Dort, wo der Ärmel
eingenäht ist. Ganz schwach nimmt sie seinen Schweiß wahr. Die
Ameisen sind augenblicklich zur Stelle.
    Sie holt ihr Auto aus der
Tiefgarage und fährt zu seinem Haus. Sie findet es, ohne sich
nennenswert zu verfahren.
    Wegen eines Unfalles bleibt
die Praxis bis auf weiteres geschlossen. Achten sie auf unsere
Bandansage. Ihr Praxisteam Radspieler , steht auf einem
laminierten Schild, das an der Türe befestigt ist.
    Martha schließt auf. Warum,
verdammt, klopft mein Herz so?
    Martha geht nach oben. Sie
steht in seiner Wohnung. An der Garderobe in der Diele hängen leere
Kleiderbügel. Ich hätte die Lederjacke mitnehmen können.
Nein, die bleibt erst einmal bei mir . Sie betritt das
Schlafzimmer. Ameisen laufen an ihrer Wirbelsäule entlang. Er
schläft in einem Doppelbett, aber es ist nur ein Bettzeug vorhanden.
Auf dem Nachttisch liegt aufgeschlagen das Buch »Der Leibarzt«.
Martha befreit es aus seinem Spagat und legt einen Kassenzettel
aus ihrer Jackentasche als Lesezeichen ein. Als sie den Schrank
öffnet, krabbeln die Ameisen in den Kniekehlen. Sie findet die
T-Shirts und die Pyjamahosen. Sie steckt ihre Nase in seine Wäsche. Sie riecht nach Waschpulver. Und zwischen den Textilfasern nach Mann .
Aus einer Schublade holt sie Unterhosen. Retroshorts. Größe M. Die Ameisen scheinen sich an einer Sammelstelle in der Mitte des
Körpers verabredet zu haben.
    Im Bad nimmt sie Rasierapparat
und Zahnbürste. Sein Aftershave. Sie sprüht es auf ihr
Handgelenk. Er fasst mich an. Und lässt seinen Geruch auf meiner
Haut zurück. Die Ameisen werden an der Körperstelle munter, die
Martha seit acht Jahren für stillgelegt hielt.
    Sie sieht sich um. Öffnet ein
Schränkchen, zieht Schubladen auf. Alles ist ordentlich eingeräumt.
Sie findet kein Damenparfum, keine zweite Zahnbürste. Ich suche
nach etwas, das ich um keinen Preis finden will.
    Martha schüttet das Bier weg,
das immer noch auf dem Wohnzimmertisch steht. Für die Brille
kann sie kein Etui entdecken. Sie steckt sie vorsichtig in die
Jackentasche.
    In der Schreibtischschublade
liegen Sparbücher, sein Reisepass, die Brillenverordnung,
Zitronenbonbons und fünfhundert Euro in Fünfzig-Euro-Scheinen.
Die Sparbücher und Kontoauszüge interessieren sie nicht,
aber den Reisepass schlägt sie auf. Sie streicht mit dem Zeigefinger
über das Foto. Markus Radspieler wurde in Landsberg am Lech
geboren. Er hat am fünften Juli Geburtstag und ist acht Jahre älter
als sie. Sie wickelt ein Bonbon aus und steckt es in den Mund. Laut
Brillenverordnung ist er übersichtig. Sie erinnert sich an den
Biologieunterricht beim
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