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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman
Autoren: Eva Klöck
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Du hast meinen
Namen wie Nägel in ein Brett gehämmert .
    »... Ich war da ziemlich
verärgert. Aber als Sie auf der Bildfläche erschienen, da habe ich
fast daran gedacht.« Er grinst. Sein Grinsen ist zweideutig. »Eine
Frau, die unter der Jacke ein Pistolenhalfter trägt ... das hat
was.«
    »Es heißt Pistolenholster.«
    »Na, dann halt
Pistolenholster.« Martha läuft es siedend heiß über den Rücken.
Die Ameisen melden sich noch einmal zurück.
    »Aber Sie waren bloß krätzig
zu mir, Martha Morgenstern.«
    »Ich trug an diesem Samstag
kein Holster.«
    »Egal. Meine Phantasie hatte
es Ihnen angezogen.«
    Ich werd verrückt. Martha
kann nichts sagen. Ihr Hals fühlt sich an wie zugebunden. Ihr Puls
rast.
    »Es war wie Tic-tac-toe. Auch
dann am Montag, in meiner Praxis. Sie waren so in Rage, dass Sie
Ihre Kreise wild durcheinander gesetzt haben. Ich fand das ...
reizend. – Reizend im echten Wortsinn.«
    Tic-tac-toe. Reizend. Martha spürt ihre roten Wangen. Er schmeißt mich raus und
ich reagiere mit sex flush.
    Der Ameisentanz ist beendet. Martha Morgenstern, ich möchte, dass Sie nicht mehr herkommen.
    »Es ist mein Ernst. Es tut mir
leid.«
    Martha, es tut mir leid. Es
tut mir leid, dass du schwanger bist von mir. Ich habe mich geirrt,
was meine Gefühle zu dir anbelangt.
    »Hier gibt es nichts, was
Ihnen leid tun könnte!«
    »Martha Morgenstern. Ich
möchte feststellen, ob es möglich ist ... Aber das funktioniert
hier nicht. Ich brauche dazu Sekt, Rotwein, Bier, Cocktails, was weiß
ich. Hauptsache, ich kann mein Glas alleine halten. Ich muss mit
einer Frau Essen gehen, ins Kino, Skifahren, Tanzen.«
    Ich brauche das alles nicht.
Ich hätte es auch so gewusst.
    Der doppelte Boden aus seinen
Augen ist verschwunden. »Tanzen Sie?«
    »Seit Rebekka nur noch
Ententanz beim Kinderfasching«, antwortet Martha trocken.
    »Martha Morgenstern, ich bin
hier kein Mann.«
    Sie nickt. »Ich verstehe.«
    Er wirkt plötzlich hilflos.
»Verstehen Sie wirklich?«
    »Ich verstehe Sie wirklich.
Zufrieden?«
    Sein Mund klappt auf, aber dann
scheint ihm einzufallen, dass alles Wichtige gesagt ist. Er
winkt mit seiner geschienten Hand seine eigenen, unausgesprochenen
Worte ab.
    »Habe ich trotzdem noch einen
Gefallen gut?«
    »Ja, sicher.« Martha ärgert
sich, weil ihre Stimme schmal geworden ist.
    »Es ist ein großer Gefallen.«
    »Egal.«
    »Besucht mich Rebekka
weiterhin?«
    »Ich denke, ja. Sie hat Sie
sehr in Ihr Herz geschlossen.« Ich hätte dich so gerne berührt.
Nicht nur an der Stirn.
    »Ich sie auch. Ich mag sie
sehr. Wirklich, sehr. Sie ist Ihnen so ähnlich.«
    Martha schließt die Tür hinter sich. Sie bleibt
stehen. Sie legt beide Hände an das Türblatt und die Stirn
dazwischen. Markus Radspieler . Und ich dachte, das wäre eine
Tür, an die ich klopfe und du sagst herein!
    »Ist was mit Ihnen?« fragt
ein Krankenpfleger hinter ihr.
    »Nein. Alles in Ordnung. Ich
komme schon klar. Alles ist wie immer.«

–23–
    »Habt ihr gestritten?« fragt Rebekka, als Martha
ihr erklärt, dass sie Markus Radspieler in Zukunft nicht mehr
besuchen wird.
    »Nein.«
    »Magst du ihn nicht mehr?«
    »Doch.«
    »Ist es ansteckend, was er
hat?«
    »Nein.«
    »Und warum besuchst du ihn
nicht mehr?«
    »Weil es halt so ist.«
    »Das sagt ihr Erwachsenen
immer dann, wenn es euch selber zu kompliziert wird!«
    Martha wird später nicht sagen können, woran es
gelegen hat, dass die Zeit bis Weihnachten wie im Flug verging. Sie
fährt Rebekka etwa drei Mal pro Woche ins Krankenhaus und
bringt sie in den dritten Stock auf Station C.
    Rebekka klopft an und tritt
ein, ohne das Herein! abzuwarten.
    Martha setzt sich in die
Cafeteria oder geht spazieren; nach einer halben Stunde trifft sie
sich wieder mit ihr auf dem Gang.
    Beim Wocheneinkauf wählt
Rebekka mit Bedacht Dinge aus, von denen sie annimmt, sie könnten
den Genesungsprozess beschleunigen: Weintrauben, Nussschokolade,
Eis. Einmal pro Woche werden Blumen gekauft, aber keine Astern, weil
er darauf allergisch reagiert.
    Sie bringt Informationen mit.
Sie weiß nicht nur, dass er auf Astern niesen muss, sie weiß
auch, dass er Lakritze und Marzipan mag, und dass sein Schienbein
nicht so heilen will, wie es die Ärzte erwarten.
    Martha hat Rebekkas alten
Kindergartenrucksack hervorgeholt. Rebekka packt ihn mit
Quartettkarten, Playmobil-Figuren und ihren Lieblingsbüchern. Martha
kommt nicht dahinter, ob sie vorliest oder sich vorlesen lässt. Ab
und zu steckt Martha eine Flasche
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