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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman
Autoren: Eva Klöck
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Pils dazu. Seine Marke kennt sie
ja.
    »Mama, er fragt mich immer,
wie es dir geht«, berichtet Rebekka. »Wenn ich du wäre, würde
ich ihn auch mal wieder besuchen.«
    »Sag ihm, es geht mir gut.
Grüße ihn von mir.«
    »Oma hat recht. Du bist stur
wie ein Ochse!«
    An einem Donnerstag Ende
Oktober wird Nicole Scherbaum noch einmal befragt. Man konfrontiert
sie mit ihren Widersprüchen. Sie gibt endlich zu, dass der
Missbrauch nur in ihrem Kopf stattgefunden hat. So hat alles
begonnen. Chaostheoretiker hätten ihre helle Freude. Am
Ende bricht sich ein Mann zehn Knochen und zerreißt sich die
Milz. Eine Polizistin erlebt einen bis dahin nicht gekannten
Hormonwirbel und verliert darüber fast den Verstand.
    An diesem Donnerstag hört
Martha auf, das Rauchen aufzuhören. Wochenlang hat sie die
Zigaretten nur bis zur Hälfte geraucht, dann aber erkannt, dass sie
nur doppelt so viel Geld für die Raucherei ausgegeben hat. Irgendwann in meinem Leben passiert etwas, das mich zur
Nichtraucherin macht. Ich warte einfach darauf.
    Manchmal sitzt sie an ihrem
Schreibtisch, schweift von Akten und Papieren ab und betrachtet die
Lederjacke, um die sie in den Tagen nach dem Gespräch im
Krankenhaus einen großen Bogen gemacht hat. Inzwischen fasst
ihre Hand sie wieder an. Wie eine Suchtkranke, die die
selbstauferlegte Restriktion nicht einhalten kann, greift sie
manchmal in das Futter und steckt die Nase hinein. Dort, wo der Ärmel
eingenäht ist.
    Eines Tages erwischt Thomas sie
dabei. Er steht plötzlich in der Tür. »Mensch, Martha!«
    Er legt die Hände von hinten
auf ihre Schultern. Sie zieht die rechte nach vorn und streicht über
die Narbe in seiner Handfläche, die sich wie ein Reißverschluss vom
Daumenballen zum kleinen Finger zieht. »Thomas, es hat mich
erwischt.«
    »Ich hab mir schon so was
gedacht.«
    Barbara wünscht sich von Martha zum Geburtstag
einen Abend mit Pfannkuchen und einem Überraschungsfilm.
    Rebekka hat den Tisch mit
Blumen dekoriert und Lampions aufgehängt. Sie besteht auf
Kerzenlicht. Sie backen Pfannkuchen und essen sie mit Eis, Nutella,
Marmelade.
    Rebekka kümmert sich dann um
Popcorn, und Martha öffnet eine Flasche Rotwein. Für Rebekka gibt
es Kirschsaft, ebenfalls aus einem Weinglas. Was Alkohol
anbelangt, kann man gar kein schlechteres Beispiel abgeben als ich.
    Obwohl erst neunter November
ist, hat Martha einen Weihnachtsfilm besorgt, in dem eine
Familie alles daran setzt, Weihnachten beschaulich zu feiern.
Alles geht schief. Am Ende stehen sie vor einem Trümmerhaufen. Das
Haus ist demoliert, der Vorgarten verwüstet. Nur die
zwischenmenschlichen Beziehungen der Familie bleiben ohne
Schaden.
    Barbara prustet vor lauter
Lachen Rotwein auf die Tischplatte und Rebekka kreischt vor
Vergnügen. Irgendwann klopft die Nachbarin an die Wand.
    Nach dem Film bringt Martha
Rebekka ins Bett und entkorkt noch eine Flasche.
    Barbaras Gürtel ist ein Loch
weiter geschlossen als vor vier Wochen.
    »Es geht dir besser«, stellt
Martha fest.
    »Ja, es geht mir besser. Nein,
es geht mir gut.«
    Martha stellt Mineralwasser auf
den Tisch. Nach jedem Glas Wein ein Glas Wasser ist eine neue
Auflage, die sie sich selbst gemacht hat.
    »Hast du jemanden kennen
gelernt?«
    »Ja, Martha. Aber ich mag noch
nicht darüber reden. Es ist noch so neu. Ich weiß nicht, was dabei
herauskommt. Als ich ihn traf, hab ich überhaupt nicht mehr daran
gedacht, was mit Rainer war. Weil er anders ist, ganz anders. Aber
wie gesagt – ich muss sehen, ob es was wird.«
    »Ich drücke dir die Daumen.« Hoffentlich ist er ganz anders.
    »Und was ist bei dir? Gibt es
außer Verbrecher noch andere Männer in deinem Leben?« Barbara
ahmt den Tonfall ihrer Mutter nach.
    Martha seufzt.
    »Ja. Neuerdings laufen mit
Männer über den Weg, die ... schutzlos sind.«
    »Schutzlos?«
    »Hmm.«
    Thomas. Seine Zahnschmerzen.
Er besitzt keine Wärmflasche, weil er ein Mann ist. Als Junge
wünschte er in seiner Hilflosigkeit seinem Vater den Tod.
Markus Radspieler. Sein Durst. Die Beutel an seinem Bett. Angst vor
Spritzen, Kernspin, groben Krankenschwestern. Ich bin
hier kein Mann, sagt er.
    »Was macht der Kinderarzt?«
fragt Barbara, als hätte sie Gedanken gelesen. »Rebekka
erzählt, dass sie ihn im Krankenhaus besucht und du währenddessen
in der Cafeteria sitzt.«
    Martha zuckt mit den Schultern.
    »Du magst ihn?«
    »Sehr.«
    »Und er?«
    »Er hat im doppelten Wortsinn
die Tür vor meiner Nase zugemacht.«
    »Weil er dich nicht
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