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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman
Autoren: Eva Klöck
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erreicht sie nur die
Mailbox. Sie hat keine Lust, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Martha bezahlt und fährt zu
einem Laden, um Barbara ein neues Handy zu kaufen. Ein jugendlicher
Verkäufer erklärt ihr die Vorzüge verschiedener Modelle und nervt
sie mit Fachchinesisch. Martha unterbricht ihn. »Danke für
Ihre Mühe. Aber ich habe es mir anders überlegt!«
    Martha fährt zu Rainer.
    Obwohl es früher Nachmittag ist, öffnet er in
Schlafshorts und einem T-Shirt die Wohnungstür. »Was willst
du?« fragt er verschlafen.
    »Ich will, dass du meine
Schwester in Ruhe lässt. In jeder Hinsicht.«
    Er lacht herablassend und
streicht sich über das Kinn. Er hat ein Grübchen, von dem Barbara
einmal ganz hingerissen war.
    »Da gibt es aber noch etwas,
das ich ihr sagen muss.«
    »Sie will es offensichtlich
nicht hören.«
    »Ob sie es hören will oder
nicht. Es ist noch etwas offen zwischen uns.«
    »Und das wäre?«
    »Die hat keine Ahnung, was es
bedeutet, in einem Scheißland wie Indonesien ohne Reisepass,
Flugticket und Bargeld dazustehen.«
    »Und von Barbaras Seite ist
nichts offen?« Martha spürt, wie ihre Nebenniere Adrenalin
ausschüttet.
    »Oh, oh, oh!« lacht er
spöttisch. »Du bist doch hoffentlich nicht dienstlich hier? Muss
ich einen Speicheltest machen?«
    Er grinst und berührt Martha
mit der Fingerspitze am Brustbein. »Fakt ist, dass deine Schwester
Schulden bei mir hat. Sie hat das ganze Geld geklaut.«
    »Ich glaube, du hast ihr
vorher auch was genommen!«
    Er lacht. »Für das Geld, was
mich der Spaß am Ende gekostet hat, hätte ich mir da unten vier
Wochen lang eine Edelnutte leisten können.« Er macht eine Pause.
»Und eine Edelnutte ist deine Schwester ganz sicher nicht!« Er
lehnt sich an den Türstock.
    Marthas Sympathikus geht in
Alarmbereitschaft.
    »Sag ihr, dass ich tausend
Euro von ihr kriege. Das hat mich der ganze Scheiß dort unten
gekostet. Sag ihr außerdem, dass sie eine prüde Kuh ist.« Sein
Zeigefinger stößt erneut an Marthas Brustbein. »Bis Indonesien
dachte ich immer, dass du das einzige frigide Weib in der Familie
bist.«
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Ja, jetzt bin ich fertig.«
    Marthas rechtes Knie schnellt
nach oben. Rainer stöhnt auf und krümmt sich zusammen. Martha gönnt
sich einen zweiten Tritt, den sie aber nicht mehr ganz so gut
platzieren kann, weil er nicht mehr so schön in Position steht. Ihr
linker Fuß tritt gegen sein Schienbein und ihre rechte Faust landet
auf seiner Nase. Später wundert sie sich, dass sie in dieser
Situation noch gedacht hat: Aufs Maul brauchst du auch noch eine! Ihre Faust landet ein zweites Mal in seinem Gesicht.
    Martha raucht im Auto eine Zigarette. Sie erinnert
sich, dass Rainer und ihre Schwester Ute am gleichen Tag
Geburtstag haben. Nächsten Freitag. Und dass er freitags
normalerweise ins Fußballtraining geht. Und dass er
normalerweise anschließend mit seinen Sportsfreunden in
der Kneipe am Sportplatz noch ordentlich pichelt. Und dann mit dem
Auto nach Hause fährt.
    Barbara hielt das immer für
seine einzige Schwäche.
    Bevor Martha Rebekka von Susanna abholt, ruft sie
Thomas auf der Dienststelle an. Er sucht ihr die Nummer der
Sprechstundenhelferin Angelika aus den Akten und verspricht
herauszufinden, wo Radspielers Siebensachen abgeblieben
sind.
    »Hattest du einen guten Tag?«
    »In jeder Hinsicht.«

–22–
    Martha genießt den Montag, den ihr die
Steuerzahler spendiert haben. Den Nachmittag
verbringt sie mit Rebekka im Hallenbad. Rebekka springt vom
Beckenrand ins Wasser, schwimmt 25 Meter am Stück und taucht einen
Ring aus brusthohem Wasser. Sie hat die Seepferdchenprüfung
bestanden. Sie feiern es bei einem Eisbecher und besuchen dann
Radspieler.
    Es geht ihm besser. Der
Kopfverband ist weg. Ebenso die beiden Beutel am Bett.
    Schwester Britta sitzt am
Schreibtisch hinter dem Glasfenster und macht Eintragungen in
Krankenblätter. Es geht ihm wirklich besser. Sein
Gesundheitszustand ist stabil genug, um ihn Rebekka und mir schutzlos
überlassen zu können.
    Rebekka berichtet von ihrer
Seepferdchenprüfung, zeigt die Urkunde und das Abzeichen.
Martha steht am Fußende des Bettes. Manchmal streift sein Blick sie.
In der Rückengegend melden sich sofort ein paar versprengte
Ameisen.
    »Morgen oder übermorgen komme
ich auf die normale Station«, sagt er, als Rebekka ihren Bericht
beendet hat. »Aber vorher muss ich nochmals unters Messer.«
    Er schluckt schwer. Martha
sieht es an seinem Adamsapfel.
    »Wie
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