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Melli - einmal blinzeln und von vorn

Melli - einmal blinzeln und von vorn

Titel: Melli - einmal blinzeln und von vorn
Autoren: Stefanie Doerr
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Kloschüssel fallen. Ihren heißen Kopf stützte sie auf ihre eiskalten Hände, als ihr ganz unvermutet ein Schluchzer entfuhr, den sie einfach nicht unterdrücken konnte. Wie sollte sie sich nur zurechtfinden. War das jetzt die Zukunft? Mindestens zwei Monate musste sie übersprungen haben, wenn nicht sogar zwei Jahre. Sie sprang entsetzt auf und sah in den Spiegel. Nein, sie war nicht gealtert. Höchstens ein bisschen. Keine zwei Jahre also. Vielleicht zwei Monate, von denen sie nicht wusste, was sie in der Zwischenzeit gesagt und getan hatte und schon gar nicht, was rings um sie herum passiert war. Sie schluchzte erneut. Erst einmal musste sie Jason so weit ablenken, dass sie wenigstens das Haus erforschen konnte. Warum hing er auch hier herum? Und warum war er nicht in den USA, wo er hingehörte und sich auch hinsehnte, wenn sie ihn richtig verstanden hatte? Der Schreck war ihr so sehr in die Glieder gefahren, dass sie nicht einmal mehr aufs Klo musste. Eilig drückte sie die Spülung, damit Jason nicht noch misstrauischer wurde. Und jetzt? Vorsichtig streckte sie den Kopf zur Tür hinaus und spähte in den Flur. Keine Menschenseele. Jason hatte wohl eine andere Beschäftigung gefunden. Aufmerksamer als Nitro auf Beutezug schlich sie den Flur entlang. Die Ohren gespitzt, die Augen hellwach und sogar ihre Nase hatte sie im Einsatz. Wieder hörte sie die vielen Stimmen und das Gelächter. Als sie in den Raum kam, aus dem die Geräusche kamen, war ihr plötzlich alles klar. Mann, war sie vielleicht vertrottelt. Der Fernseher lief. Und zwar mit einer amerikanischen Soap in Originalfassung. Sehr witzig, da würde sie sowieso nichts verstehen. Aber das war auf jeden Fall gut zu wissen: Jason, das Superhirn, sprach nicht nur kaum deutsch, sondern schaute verblödende, hirnschädigende Soaps. Ob ihre Mutter das wusste? Sie huschte zur Treppe und flitzte nach oben. Jetzt musste sie nur noch leise die Türen öffnen und ... Ihr wurde schwindelig. Sie blieb stehen und atmete tief durch. Eins, zwei, drei, nur kein Taumeln mehr und die Stufen wieder runterpurzeln, sagte sie sich und versuchte, den rasenden Puls zu beruhigen. Es half nichts, sie musste sich setzen, bis der Schwindelanfall vorüber war. Den Kopf in die Knie gedrückt, wartete sie, bis sie sich beruhigt hatte. Unzählige Bilder sausten durch ihren Kopf und ihr Puls raste. Als sie es wagte, den Kopf wieder anzuheben, waren die Fernsehstimmen verschwunden, dafür hörte sie Türenschlagen und die Rufe ihrer Mutter, quer durchs ganze Haus. »Melli, bist du hier? Was ist los? Wir warten mit Omas Kuchen und Kaffee auf dich!«
    Melli richtete sich schlagartig auf. Jetzt kam ihre Nase zum Zug, bevor ihre Augen wahrhaben wollten, was um sie herum geschehen war. Es roch nicht mehr neu und nach Farbe, sondern genauso wie immer bei Kira, nach einer Mischung aus Kaffee, Kuchen, Kerzen und vielen Menschen. Auch die Stimmen waren echt, die aus der Küche zu ihr hinaufdrangen. Kein Fernsehgelächter, sondern Loras typisches ausgelassenes »Ich freu mich ja so«-Quietschen. Sie musste unbedingt nachschauen, was Lora ausflippen ließ.
    Â»Was machst du denn da oben? Ist dir nicht gut? Du bist ganz blass?«, ihre Großmutter kam ihr ein paar Stufen entgegen und näherte sich vorsichtig, als würde sie gleich zu Staub zerfallen. »Ich glaube, die Wasabi-Drops sind einfach zu heftig«, wehrte Melli ab. »Mir wurde kurz richtig übel.«
    Oma Doro setzte sich neben sie auf die Stufen. Es knackte ein wenig in ihren Knien, doch das störte sie nicht weiter. »Ist es wieder passiert?«
    Melli nickte nur.
    Â»Kann es sein, dass du schon mal einen Zeitsprung erlebt hast, nachdem du etwas Scharfes gegessen hast?«, fragte ihre Oma nachdenklich.
    Melli keuchte erschrocken. »Die Drops? Meinst du etwa, da besteht ein Zusammenhang?«
    Â»Könnte ich mir schon vorstellen. Immerhin war mein Koch ein Experte für Scharfes. Und, äh, Humor hatte er auch.«
    Â»Du meinst also, ich springe in der Zeit herum, wenn ich etwas Scharfes esse? Das mache ich ständig! Aber ja, warte, du könntest recht haben. Wenn ich genau nachdenke, habe ich jedes Mal etwas gekaut, gegessen, gerochen oder sonst einen Kontakt mit scharfem Zeugs gehabt.«
    Â»Siehst du. Jetzt sind wir einen großen Schritt weiter. Willst du mir erzählen, was gerade passiert ist?«
    Â»Ich war in unserem neuen
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