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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Aaron
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versteckte Vögel sich von den Zweigen etwas zuzwitscherten. Eli zwitscherte zurück.
    Josef verzog das Gesicht und lehnte sich gegen die kleinen Bäume, welche die Hütte vor Blicken verbargen. »Warum hast du die Bedingung gestellt, dass du das Plakat sehen willst? Dieser Job zieht sich schon lange genug hin. Wir werden ewig hier festhängen, wenn wir die Ratspolitik aussitzen müssen.«
    »Du wärst überrascht, wie schnell sie sein können, wenn eine Menge Geld im Spiel ist«, sagte Eli und pfiff dann wieder. »Der Rat bekommt bei Gefangennahme fünf Prozent von jedem ausgeschriebenen Kopfgeld, und fünfundfünfzigtausend ist selbst für den Rat eine Menge Geld.«
    »Es wäre ja alles nicht so schlimm, wenn es etwas zu tun gäbe«, sagte Josef und stocherte mit seinem Eisenschwert im fleckigen Gras zu seinen Füßen herum. Die ramponierte Klinge glitt mühelos in den Untergrund, als wäre der harte, steinige Boden nichts anderes als Sand. »In diesem Land gibt es einfach keine Herausforderung. Die Stadtwachen waren ein Witz. Im Palast gibt es keinen Schwertkämpfer und keine Magier. Ich verstehe nicht, warum wir uns überhaupt die Mühe gemacht haben, uns einzuschleichen.«
    »Endlich geht mal ein Job glatt, und du beschwerst dich? Wir müssen doch nur für ein paar Tage herumhängen, das Geld einsammeln und mein neues Kopfgeld bestätigen, dann können wir weiterziehen.«
    »Es ist langweilig, wenn alles glattläuft«, grummelte der Schwertkämpfer, »und du bist der Einzige, dem Herumhängen Spaß macht.«
    »Du würdest es vielleicht auch mögen, wenn du es mal versuchst«, meinte Eli.
    Josef schüttelte den Kopf, während Eli sich wieder dem Blätterdach zuwandte und zum dritten Mal pfiff. Diesmal bekam er eine Antwort, und ein kleiner Falke schoss herunter, um neben ihm auf dem Boden zu landen.
    »Du brauchst sowieso mal eine Pause«, sagte Eli, während er sich hinkniete. »Du bist einfach zu angespannt in letzter Zeit.«
    »Ich bin nicht angespannt«, protestierte Josef und stieß sich mit einem Grunzen von den Bäumen ab. »Nur gelangweilt.«
    Er riss sein Schwert aus dem Boden und wanderte in den Wald hinein. Dabei warf er die riesige schwarze Klinge von einer Hand in die andere, als bestünde sie aus Papier. Eli beobachtete seinen Abgang mit gemischten Gefühlen, dann wandte er sich mit einem Achselzucken wieder dem Falken zu und fing an, ihn zu überreden, eine Botschaft zur Burg zu bringen.

Kapitel 5
    M iranda stand in der Mitte der leeren Gefängniszelle. Ihre nackten Füße ruhten auf einem lebendigen Bett aus frischem Moos, das sich rund um den Moosachat-Ring ausbreitete, der mitten auf dem Boden lag. Die schwere Zellentür stand offen, obwohl sie auch geschlossen überflüssig gewesen wäre, da in ihrer Mitte, wo früher die Holzbretter gewesen waren, ein riesiges Loch klaffte. Die Bretter selbst lagen ein paar Schritte entfernt aufgestapelt an der Zellenwand.
    Sie konnte das Moos unter ihren Zehen summen fühlen, als es über den Stein kroch und nach leisen Veränderungen im Staub suchte. »Er ist sehr leichtfüßig; das muss ich ihm lassen«, sagte das Moos. »Es fühlt sich an, als hätte er den Großteil der Zeit neben der Tür verbracht, aber«, Miranda empfing das seltsame Gefühl, als würde das Moos die Stirn runzeln, »jeder Geist in diesem Raum schläft tief und fest, Herrin. Wenn er irgendwelche Geister eingesetzt hat, dann war er ungewöhnlich dezent.«
    Miranda nickte nachdenklich. »Was ist mit der Tür?«
    »Das ist das Seltsamste.« Das Moos kroch zu dem Bretterstapel und befühlte ihn mit tausend kleinen Wurzeln. »Die Tür schläft am tiefsten von allen.«
    »Diebesnichts«, sagte Miranda und rieb sich die Schläfen. »Dieser Mann ist ein Gespenst.«
    Die Zelle war nur der letzte in einer langen Reihe von Fehlschlägen, während die Nacht langsam in den Morgen überging. »Nun«, sagte sie. »Eli ist kein Spiritist. Vielleicht hat er etwas anderes verwendet.«
    »Versklavung, meint Ihr?« Das Moos bewegte sich unruhig. »Unmöglich, Herrin. Versklavung bedeutet, dass der Wille des Magiers den des Geistes vollkommen dominiert, bis er keine andere Wahl mehr hat, als zu gehorchen. Das ist nicht dezent. Selbst eine kurze Versklavung, nur um die Tür zu öffnen, würde jeden Geist in Hörweite verängstigen. Sie würden endlos darüber klagen. Aber dieser Raum ist so entspannt, dass selbst ich müde werde. Hättet Ihr mir nichts gesagt, wäre ich davon ausgegangen, dass diese Idioten
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