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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen
Autoren: Susan Schwartz
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perfekte Wangen und Lippen, so weich und rot ...
    »Du ... bist eine Frau?« Lafrod war verdattert.
    Hanin lachte leise. »Dachtest du, der Meister würde nur Männer zulassen? Oh nein, die Prüfungen sind von ganz anderer Art. Jeder, der sie besteht, erhält Zugang, aber dann ist noch lange nicht alles überstanden. Doch überwindet man auch die letzten Hürden, ist man ein Anwärter zum Adepten, und es spielt keine Rolle mehr, ob man Mann oder Frau ist. Man ist asanara .«
    Lafrod spürte Hanins Zunge leicht über sein Ohr streichen.
    »Aber warum so viel reden?«, wisperte sie. »Lass uns lieber handeln ...«
    Er war geneigt, dem zu folgen. Ließ es zu, dass sie ihm das Hemd aufknöpfte und ihn nach hinten in die Kissen drückte. Er fühlte sich wohl und ausgeglichen. Mit einer fahrigen Bewegung griff er zur Seite, um den Halt nicht zu verlieren, und die Teetasse fiel hinunter und zerschellte mit einem zarten Kling auf dem Boden.
    »Mehr habe ich nicht zu sagen ...«, murmelte er, schon halbwegs hingegeben.
    »Ja? Nun denn, das eine wäre da noch. Du weißt, die Diplomatie ...« Sie zeigte blitzende kleine Zähne. »Punkt eins: Dein Herr ist ein Usurpator, der kein Anrecht auf Steuern hat. Also schuldet mein Herr dem deinen gar nichts. Verpflichtet, aber ohne Tribut - denn keine Steuer wurde zuvor jemals in diesem Reich erhoben -, fühlt er sich ausschließlich dem Thron Morgenrötes, und der trägt kein Drachensymbol. Punkt zwei: Der Meister stellt sich in niemandes Dienste, er arbeitet mit niemandem zusammen, er ist der ureigene Herr seines Reiches hier oben, des Ordens, den er gegründet hat. Er unterwirft sich niemandem und keinem Thron, er ist unabhängig und frei.«
    Lafrod erstarrte. Diese Frau streichelte ihn, koste ihn, umschmeichelte ihn und sprach solche Worte? »Das ist unerhört!«, keuchte er.
    »Wen kümmert’s?« Sie schmunzelte und lachte auf, als er ihre Hand wegstieß, die sich zwischen seine Beine getastet hatte.
    Er rückte von ihr ab und bemühte sich um Haltung. »Diese Antwort ist absolut inakzeptabel!«, sagte er scharf. »Und dein Herr wird der Einladung Folge leisten, sonst ...«
    »Ja?« Sie lachte abfällig. »Was tut er dann? Schickt er statt seiner Soldaten und Diplomaten ein ganzes Heer? Nur zu! Hier gelangt keiner herauf, dem es nicht gestattet wird. Was glaubst du wohl, der wievielte du bist? Was hat er dir erzählt? Ich gebe dir Antwort. Fünfzehn waren es! Und wir haben sie ihm alle zurückgeschickt, den Kopf auf dem Tablett. Die Körper haben die Bergwölfe gefressen.« Hanin erhob sich und richtete ihren Turban. »Was mag an dir sein, dass er sich Erfolg versprochen hat, kleiner Mann? Geh, du bist meines Schwertes nicht würdig. Kehre im Ganzen zu ihm zurück und vermelde ihm, dass sich nichts ändern wird, abgesehen davon, dass mein Herr ein sofortiges Ende dieser Belästigungen wünscht. Niemand kommt zu Schaden, und jeder kann in Ruhe seinen Geschäften nachgehen.«
    Sie wandte sich zur Tür. Kehrte ihm den Rücken zu. Ihm!
    Lafrod spürte, wie Zorn in ihm aufwallte. »Du hast nichts zu fordern, Weib!«, stieß er mit einer Stimme hervor, die ganz und gar nicht zu seiner bisherigen Erscheinung passte. Aber die behielt er nicht mehr lange.

    Während Hanin sich, offenbar erstaunt, wieder zu ihm umdrehte, ging die Veränderung mit Lafrod vor. Rasend schnell wandelte er sich in die Bestie, die seine wahre Gestalt war. Seine Kleidung platzte aus allen Nähten und fiel von ihm ab, er wuchs auf nahezu doppelte Größe an, gleichzeitig sprossen dichte braune Haare aus ihm. Sein Unterkiefer reckte sich weit vor, sein Schädel veränderte sich zur vor Zähnen starrenden Fratze, der vorspringenden Stirn entsprang ein Paar hochgeschwungener Hörner.
    Brüllend streckte er die langen Arme aus, packte Hanin, hob sie mühelos hoch und schleuderte sie quer durch den Raum. Sie prallte an die gegenüberliegende Wand, fiel herunter und landete ächzend auf dem Boden. Sie versuchte sich hochzurappeln, doch die Bestie war schon bei ihr, packte sie an Arm und Bein und schleuderte sie durch den Raum, sodass sie gegen die nächste Wand donnerte, halb ins Fenster, das durch die Erschütterung klirrend zu Bruch ging.
    Stöhnend stürzte Hanin erneut zu Boden, kam auf allen vieren auf und schnappte nach Luft. Ihr Genick knackte vernehmlich, als sie den Kopf mehrmals hin und her drehte. Der Turban hatte sich aufgelöst, das lange schwarze Haar floss herunter.
    Lafrod stampfte auf sie zu. Ein wenig
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