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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen
Autoren: Susan Schwartz
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wunderte er sich, warum nicht längst Verstärkung eingetroffen war, doch er war mit den Gepflogenheiten des Ordens nicht vertraut. Vielleicht galt derjenige als Versager, der Hilfe benötigte, und bekam sie deswegen verwehrt.
    Nun, mehr als eine lästige Ablenkung wäre es nicht gewesen. Aber so war es leichter. »Bevor ich dir alle Knochen breche«, brüllte er die Frau an, »du gehst jetzt, nein, du kriechst zu deinem Herrn und sagst ihm, dass ich ihn zu sprechen wünsche! Verschwende nicht länger meine Zeit!« Er konnte sich den Weg auch selbst suchen, aber er wollte seine Macht demonstrieren.
    Hanin stand langsam, schwankend auf. Sie blutete aus Mund und Nase, und sie konnte sich kaum auf dem rechten Bein halten, geschweige denn den linken Arm heben, der wie leblos an ihrer Seite hing. »Noch kann ich stehen«, keuchte sie.
    Und zu Lafrods Überraschung griff sie an. Wagte es tatsächlich, sich in einen Koloss wie ihn hineinzurammen, mit Kopf und verbliebener Schulter! Das konnte bei ihm kaum eine Reaktion hervorrufen. Sie tat noch etwas sehr Unfeines: Sie trat ihm mit dem gesunden Knie in die Weichteile, die aufgrund seiner Größe gut erreichbar für sie waren.
    Lafrod knickte ein, Wut und Schmerz hinausschreiend, und schlug mit den Kopfhörnern nach ihr, während er sie zu packen versuchte. Sie verteidigte sich tapfer, doch einen weiteren Tritt konnte sie nicht mehr anbringen. Ihre Fäuste trafen daraufhin sein Gesicht, seine Augen, und er schlug hemmungslos zurück. Schließlich bekam er sie zu fassen und schleuderte sie zurück.
    Hanin flog zum dritten Mal quer durch den Raum und krachte diesmal an eine holzvertäfelte Wand, an der als Dekoration mehrere Waffen hingen. Diesmal konnte sie den Schmerzensschrei nicht mehr unterdrücken, fiel ungebremst auf die Knie und schlug mit den Händen auf. Ein Krummschwert, dem ihren ähnlich, löste sich aus der Verankerung und sauste herab. Sie riss gerade noch den Kopf zurück, aber eine wirbelnde schwarze Haarsträhne wurde der scharfen Schneide geopfert, deren Spitze sich gleich darauf zitternd in den Boden bohrte.
    » Jetzt wirst du kriechen!« Lafrod ging langsam, drohend, im Bewusstsein seiner Überlegenheit auf sie zu, um ihr die Kniescheiben zu brechen.
    Hanin, blutüberströmt, das Gesicht fast zugeschwollen, rappelte sich erneut hoch. Und ... sie grinste, soweit das mit den übel zugerichteten Lippen möglich war - Lippen, die er ursprünglich hatte küssen wollen -, mit einem merkwürdigen Ausdruck in den mandelförmigen Granataugen. Eiskalt.
    Mit einem Ruck riss sie das Schwert aus dem Boden. Lafrod blieb stehen, als sie ihr eigenes Schwert aus dem Gürtel zog.
    Sie schleuderte ihre Haare zurück, ihre spitzen Ohren blitzten hervor. Sie leckte sich über die blutigen Lippen, schien es zu genießen, wie sie zugerichtet war. »Ich bin dran«, sagte sie mit heiserer, unterdrückt lachender Stimme.
    »Hast du immer noch nicht genug?« Lafrod ging weiter auf sie zu.
    »Wir sollten erneut reden«, schlug sie vor.
    »Worüber denn, du närrische Elfe?« Er spuckte giftigen Speichel auf den Boden, der sich zischend durch einen Teppich ins Gestein fraß. Dann musste er erneut stehen bleiben, weil ihm davon schwindlig wurde.
    »Darüber, dass etwas in deinem Tee gewesen ist, dessen Wirkung jetzt einsetzt und was dich langsamer werden lässt, du Blödmann.« Sie kicherte und schwankte langsam auf ihn zu. »Ich bin daran gewöhnt, du aber nicht.«
    »Was ... was hast du mir eingeflößt?«, schnaubte er und rieb sich die Stirn.
    »Nur ein bisschen hàsîs. Seine Wirkung tritt jetzt ein. Keine Sorge, sie vergeht bald wieder und hinterlässt keine Spuren. Völlig unschädlich.«
    »Aber ...«
    »Warte, ich war noch nicht fertig. Du wolltest dir doch meine drei Argumente anhören, nicht wahr?«
    »Ich ...«
    »Bitte. Hier sind sie.«
    Bevor Lafrods träger Geist begreifen konnte, sprang die Frau ihn an, mit einem unglaublich eleganten Satz flog sie durch die Luft auf ihn zu. Er sah, wie sich ihr linker Arm mit Schwung vor ihm bewegte, und dann hörte er ein Ratsch und Hanins Stimme: »Eins.« Sie landete vor ihm, und nun bewegte sich ihr rechter Arm, nicht minder elegant wie der linke, und wieder machte es Ratsch, und Hanin zählte: »Zwei.«
    Sie richtete sich auf und blickte zu Lafrod hoch, der völlig verwirrt war und vergaß, dass sie mittlerweile in Reichweite seiner Arme war und er sie mühelos zerquetschen könnte. Vor allem wusste er im Moment nicht mehr, wie er
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