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Meister der Assassinen

Meister der Assassinen

Titel: Meister der Assassinen
Autoren: Susan Schwartz
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zeigte, was er alles gesehen hatte. Zu viel.
    Hastig blickte sie zu Nidi hoch. Nun konnte sie die Abneigung der Elfen gegen Spiegel verstehen. So plötzlich die Wahrheit vorgehalten zu bekommen, das war ... erschreckend.
    Nidi hielt nun sich selbst die Klinge vor, und sein Fell sträubte sich. » Agh! Das bin ich? Kein Wunder, dass mich da keiner ernst nimmt.« Er kämmte sich die Löwenhaare zurück und streckte sich die Zunge heraus. »Na, aber irgendwie schon süß. Ganz neue Erfahrung ... niedlich zu sein.« Er schien sich gar nicht sattsehen zu können, drehte die Klinge hin und her.
    »Es ... macht dir nichts aus?«, fragte Laura erstaunt.
    »Nein, warum denn? Ich bin ja kein Elf.« Nidi verdrehte die Augen. »Da sagt man einmal die Wahrheit, und keiner glaubt sie.« Er kicherte leise. »Also, da ist ja ganz schön was schiefgegangen mit meiner Gestalt ...«
    »Nidi.« Laura schüttelte ihn leicht. »Komm zu dir. Es ist also der echte Dolch, und damit können wir Alberich den Hintern aufreißen?«
    »Yep.« Nidi versuchte, die Haare anders zu ordnen. Dann rubbelte er bedauernd von der anderen Seite der Klinge etwas Fett herunter und schmierte es über die polierte Fläche, bis sie wieder blind war. »Sagen wir es den anderen. Und bitte, Laura - verlier Girne nicht wieder!«
    »Ich versprech’s«, murmelte sie.

    Der Jubel war groß, das Geschrei wahrscheinlich bis Morgenröte hörbar ... oder besser nicht. Endlich rückte das Ziel in greifbare Nähe!
    »Kurs zum Palast!«, ordnete Arun an. »Jetzt wird diesen vermaledeiten Drachenelfen endlich das verdiente Schicksal ereilen!«

22
     
    Ernüchterung
     
    I n fröhlicher Euphorie schlug keiner Aruns Angebot aus, »ein Fass aufzumachen«. Finn natürlich vorneweg wie immer; allerdings vertrug er einen ordentlichen Stiefel.
    »Was wollt ihr?«, rief er, als die Elfen ihn darauf ansprachen. »Ich bin Ire! Durch unsere Adern fließt kein Blut, sondern Alkohol. Und mein Vater hat mich schon sehr früh in die Geheimnisse eingeweiht.«
    Die Kriegerelfen standen ihm nicht nach, sogar Naburo genehmigte sich, was selten genug vorkam, einen großen Schluck. Was blieb ihm auch anderes übrig, nachdem Arun sich nach wie vor weigerte, Pflaumensaft oder Pflaumenwein an Bord zu nehmen, und die Ewigen Todfeinde nun mit ihrer Kritikliste daherkamen? Da musste der General sich einiges anhören, und für Außenstehende wie Laura klang es so, als habe er sich wie ein täppischer Bär im Zen-Garten aufgeführt.
    Naburo war überhaupt nicht beleidigt, sondern er hörte sehr aufmerksam zu, und seine Miene hellte sich sogar nach und nach auf. »Ich verstehe«, murmelte er zwischendurch und: »Jetzt wird mir einiges klar.«
    Zur Demonstration führten die Ewigen Todfeinde einige ihrer Anmerkungen live auf. In Zeitlupe, sodass auch die Nichtkrieger folgen konnten, und selbst Laura war völlig fasziniert. Sie hätte nie geahnt, trotz aller Martial-Arts-Filme, wie anmutig und ästhetisch die Kampfkunst sein konnte. Es sah manchmal wie Tai-Chi-Gymnastik aus und Yoga und natürlich jede Menge Kampfstile mit und ohne Beinarbeit, mit und ohne Waffe.
    Naburo winkte schließlich ab, und er lachte tatsächlich. So entspannt hatte ihn bisher noch niemand erlebt, und er saß nicht einmal steif und gerade da, sondern lümmelte auf einem Kissen, hob das Glas und kippte einen weiteren Rum hinunter. »Genug!«, rief er. »Ich werde es beherzigen. Aber das werde ich nie zuwege bringen.«
    Die beiden Männer aus Zyma kamen gleichfalls lachend an den Tisch zurück.
    »Das wollen wir hoffen«, sagte Yevgenji, »denn schließlich sind wir die Kriegskunst selbst.«
    »Wie ... meinst du das?«, fragte Laura.
    Die beiden hatten ebenfalls schon ordentlich getankt und waren großzügig in ihren Antworten. »Nun ... das ist eben unser Fluch«, erklärte Spyridon. »Wir sind das Prinzip der Kampfkunst. Was auch immer geschieht, mit uns kann es niemand auf nehmen. Nur wir selbst können uns gegenseitig töten. Deshalb dürfen wir nie vereint sein, denn diese Option muss bestehen, ansonsten wären wir Götter ... oder vielmehr ein Gott.«
    »Auch Götter können sterben«, wandte der Schrazel ein.
    »Ja, und sie können fallen«, stimmte Yevgenji zu. »Ach, das ist mir jetzt zu kompliziert. Mehr Rum!«
    Laura betrachtete den Dolch in ihrer Hand. Sie verwahrte ihn weiterhin unter der Jacke, dicht bei sich. Arun hatte ihr ein breites Lederband gegeben, in das sie ihn einwickeln konnte; nicht, dass sie sich
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