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Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1

Titel: Meine Seele gehoert dir - Angelfire ; Bd. 1
Autoren: Courtney Allison Moulton
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Mondlicht schimmerten sie wie Perlmutt. Ich streckte die Hand aus, um sie zu berühren, doch er wich zurück, fast als würde er sich schämen. Eine Feder fiel herab und wurde vom Nachtwind davongeweht.
    »Was hast du?«, fragte ich. »Stell dich nicht so an. Ich reiß sie dir schon nicht ab.«
    Er lächelte matt und drehte das Gesicht weg. »Ich weiß. Es ist nur … ich hasse die Dinger. Ich will keine Ähnlichkeit mit Bastian und den anderen haben. Ich geb mir so viel Mühe, nicht wie meinesgleichen zu sein, aber diese Flügel erinnern mich immer daran, dass ich ein Monster bin.«
    Seine Worte machten mich unendlich traurig. Ich konnte es nicht ertragen, dass er sich selbst so hasste. »Du bist kein Monster. Du bist ein Engel, nicht ich. Mein Schutzengel.«
    Er blickte auf und sah mich an, sagte jedoch nichts. Vorsichtig berührte ich einen seiner Flügel, und die Weichheit der Federn überraschte mich. Vogelfedern hatte ich schon öfter angefasst; Kate hatte vor ein paar Jahren einen Papagei gehabt, aber seine Federn hatten sich steif und glatt angefühlt und seltsam tranig gerochen. Wills Federn waren weich und fein, und ihr Geruch erinnerte mich an einen warmen, sonnigen Sommermorgen. Unter meinen sanften Berührungen erzitterte der Flügel.
    »Ich hab sie vermisst«, sagte ich leise. »Sie sind so wunderschön. «
    »Kannst du dich wieder an sie erinnern?«, hauchte er.
    »Ja.« Ich sah ihm wieder in die Augen, und ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen. Am liebsten hätte ich mich in seine Arme gekuschelt. »Deshalb kann ich nicht glauben, dass ich ein Engel bin. Wenn ich einer wäre, müsste ich dann nicht auch Flügel haben so wie Michael?«
    »Du bist ein sterblicher Engel«, erklärte er. »Du kannst deine Gestalt nicht verändern wie ein Reaper. Dein Körper ist auch kein Engelskörper, aber du hast ihre Macht. Erinnerst du dich, wie geisterhaft Michael aussah, als wäre er nur halb da und könnte die sterbliche Welt nicht vollständig betreten? Vielleicht wirst du deshalb immer wieder in einen menschlichen Körper hineingeboren. Deine wahre Gestalt – deine Erzengel-Gestalt – kann hier nicht existieren.«
    »Vielleicht«, sagte ich. Ich war ein sterblicher Engel. Gab es einen Weg für mich, das zu werden, was ich in Wahrheit war? Mein wahres Wesen? Will hatte mir einmal erzählt, dass eine machtvolle Reliquie Engeln und Gefallenen dabei helfen konnte, die Ebene der Sterblichen zu betreten, aber was würde sein, wenn so etwas tatsächlich möglich wäre? Wenn die Grigori, die Bewahrer der engelhaften Magie und der Tore zwischen den Welten, irgendwo existierten, wussten sie möglicherweise von einer Reliquie, die meine wahre Form wiederherstellen könnte. Was würde geschehen, wenn schrecklichere Wesen als Reaper, ob böse oder göttlich, auf der Erde wandeln könnten wie die ausgestorbenen Nephilim?
    »Warum hältst du so viel vor mir geheim, Will?« Ich streichelte seinen Arm und zeichnete mit den Fingerspitzen die Linien seiner wunderschönen Tattoos nach. Ich hatte ein deutliches Bild vor Augen, wie ich ihm viele Jahrhunderte zuvor in einem warmen, von Kerzen erleuchteten Raum die Tinte unter die Haut gestochen hatte, während ich Gebete in einer längst vergessenen Sprache gemurmelt hatte. Bei der Erinnerung musste ich lächeln.
    »Weil ich ein Idiot bin«, gestand er. »Es war falsch, es dir zu verheimlichen. Ich dachte, du wärst nicht stark genug, um alles auf einmal zu verarbeiten, aber das war dumm. Du hast mehr Stärke in dir, als ich es je bei irgendeinem Wesen gesehen habe, und damit meine ich nicht, wie kräftig du zuschlagen kannst. Ich meine die Kraft, die es dir ermöglicht weiterzumachen, ohne aufzugeben. An manchen Tagen würdest du vielleicht am liebsten alles hinschmeißen, aber du tust es nie.«
    »Was ist mit dir?«, fragte ich. »Du bleibst Tag und Nacht an meiner Seite und fängst die härtesten Schläge für mich ab. Warum, Will? Warum bist du in all den Jahrhunderten bei mir geblieben? Du siehst mich wieder und wieder sterben, trotzdem gehst du nicht fort. Immer wieder versuchst du mich zu retten, obwohl du weißt, dass ich dem Tod geweiht bin. Alles nur, weil ein Engel es dir befohlen hat? Raus mit der Wahrheit. Du hast doch gesagt, es soll keine Geheimnisse mehr geben. Sag’s mir.«
    Er antwortete mir nicht, doch sein Atem ging ein wenig schneller.
    »Warum tust du dir das an?«, fragte ich ernst. »Warum riskierst du Tod und schwarzes Nichts für mich? Du kannst
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